Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Ein Gourmet ist nicht nur ein Besseresser und Feinschmecker, sondern auch ein Genießer guter Getränke. Dazu gehört auch eine – salopp formuliert – durch Destillation aus Getreidemaische gewonnene und im Holzfass gereifte Spirituose, zu der bei Hallwag im Verlag Gräfe und Unzer eine besonderes Buch erschienen ist.
Auch wenn es keine Kartografie ist, sondern nur ein Bildband, trägt das Buch von Dave Broom den Titel „Der Whiskyatlas“. In einem fetten Finger breiter als Format A4 großen Buch werden über 200 Destillerien und 750 Verkostungsnotizen auf 336 Seiten präsentiert. Diese vollständig überarbeitete Neuausgabe wurde von Reinhard Ferstl in die deutsche Sprache übersetzt.
Whiskyexperte Dave Broom führt in wichtige Destillerien, aber nicht in alle und schon überhaupt nicht in alle neuen. Auch wenn es in einer Pressemitteilung heißt, dass „die Tage, da die Erzeuger fast ausschließlich in Schottland, Irland, den USA und
in Kanada zu finden waren“ vorbei seien und „von Tasmanien bis Taiwan, von Schweden bis Colorado … laufend neue Brennereien und kleine Manufakturen gegründet“ würden, „die ohne Probleme mit den Erzeugnissen des Whisky-Establishments mithalten können“, kommt Schottland von Seite 30 bis 193 vor, danach die weiteren Klassiker, zu wenig Irland, Japan, die USA und Kanada. „Der Rest der Welt“ wird von Seite 228 bis 323 abgehandelt. Das ist wahrlich wenig.
Deutschland kommt auf drei Seiten vor, wobei eine Seite eine grobe Karte einnimmt. Ärgerlicherweise ist der Schriftgrad im ganzen Großbuch viel zu klein. Trotz Flattersatz wird das Lesen arg erschwert.
Dass die Gastronomische Akademie Deutschlands dieses Werk 2013 mit einer Goldmedaille auszeichnete, das ist verwunderlich, aber vermutlich werden es diese Akademiker nicht gelesen haben können. Für echte Anfänger mit Vergrößerungsgläsern scheint mir das als Standardwerk angepriesene Buch geeignet, aber nicht für einen Preis.
Bibliographische Angaben
Dave Broom, Der Whiskyatlas, 336 Seiten, 350 Abbildungen, 24 Übersichtskarten, Übersetzung: Reinhard Ferstl, Format: 22,9 x 29,2 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, Hallwag beim Verlag Gräfe und Unzer in der Ganske-Verlagsgruppe, 1. Auflage München 2016, ISBN: 978-3-8338-5521-4, Preis: 49,90 EUR (D), 51,30 EUR (A), 65 sFr