Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Einen recht bizarren Kriminalfall der Schweiz seziert Carlos Hanimann in „Caroline H.: Die gefährlichste Frau der Schweiz?“.
Es geht um eine Brandstifterin und vermeintliche Mörderin, die im Dezember 2001 durch das Zürcher Obergericht zu lebenslänglichem Zuchthaus und anschließender Verwahrung verurteilt wurde.
Über die inhaftierte Dame wird in der Schweiz in regelmäßigen Abständen berichtet, weil so vieles an ihren Aussagen zu den beiden Frauenmorden, die später zur Verurteilung führten, offensichtlich nicht zusammenpasst.
Hanimann begibt sich auf Spurensuche, doch es ist eine Spurensuche des Scheiterns, weil seine Bemühungen von Caroline H. und ihrem Anwalt nicht unterstützt, bzw. behindert werden. Herauszubekommen woran diese Behinderung liegt, ist eine der schönen Kniffelaufgaben des etwas knapp geratenen Büchleins.
Nicht umspannend schildert der Autor seinen Eiertanz um den heißen Brei. Mal hat er einen kompetenten Interviewpartner an der Angel, dann springt er wieder ab. Dann füttert ihn sein Hauptzweifler, ein anonymer Schweizer, mit neuen Infos und weiter geht die Suche nach alternativen Tätern und Motiven.
Interessant, aber unbewiesen: Caroline H. hat in Therapie inzwischen von ihren Geständnissen Abstand genommen und die Tötungsdelikte bestritten. Frauen mochte sie nicht nie, Männer auch nicht. Ihre Liebe schenkt sie Katzen, eine Katze ist im Knast ihr wichtigster Bezugspunkt.
«Frauen sind manchmal einfach furchtbar zickig und nervig.» Selbst im Gefängnis würden sie sich «auftakeln, schminken, künstliche Nägelchen – aber so sind Frauen halt», sagte sie kürzlich einer Schweizer Zeitung.
Bibliographische Angaben
Carlos Hanimann, Caroline H.: Die gefährlichste Frau der Schweiz?, 79 Seiten, Verlag: Echtzeit, Basel 2019, ISBN: 3-906-80714-0, Preis: 24 EUR