Die Kunst, eine Schale zu schälen – Kritik zur Tragikkomödie „Ein Mann namens Ove“

Rolf Lassgård in "Ein Mann namens Ove". © 2015, Concorde Filmverleih GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Roman „En man som heter Ove“ des 2013 in Schweden zum erfolgreichsten Autor gekürten Schriftstellers, Kolumnisten und Bloggers Carl Fredrik Backman, der unter anderem als Kraft- und Gabelstaplerfahrer arbeitete, wurde drei Jahre danach und also 2015 verfilmt. Im Grunde ist der Roman leichte Kost und der Autor eher einer unter vielen (siehe sein Buch „Alles, was mein kleiner Sohn über die Welt wissen muss“ 2017), aber darum soll es hier und heute nicht gehen.

Das Drehbuch zum Debütroman von Backmann schrieb Hannes Holm, der auch die Regie führte. Die Hauptrolle und also Ove spielte Rolf Lassgård. Und das macht der Mime gut. Er gibt sich grantig, bisweilen garstig, selten gut gelaunt. Mancher Kritiker des Films behauptete, daß jeder so einen Typen, der sich zudem ein paar Mal versucht, selbst zu töten, kennen würde. Das nehmen diesen Kritikern nur diejenigen ab, die auch an Trolle glauben.

Immerhin ist Ove ein echter Unhold, wie er im Buche steht, und auch noch grob und groß. In einer eintönigen Einfamilienhaussiedlung geht Ove Morgen für Morgen seine Runde, überwacht und straft. Als er aus Altersgründen sein Arbeitsleben verliert, will er seinem ganzen Leben ein Ende bereiten und seiner geliebten Frau Sonja, an deren Grab er regelmäßig Blumen niederlegt, ins Jenseits folgen. Kaum zieht er sich das Seil über seinen Kopf, bratzen die neuen Nachbarn seinen Briefkasten um. Und Ove zieht den Kopf aus der Schlinge. Parvaneh, Flüchtling aus Persien, ist die neue Nachbarin, die ihm, der in die innere Immigraion flüchtete und kurz vor der Ausfahrt vom Abstellgleis des Diesseits stand, neues Leben einhaucht, auf das sich Oves weicher Kern ganz allmählich aus seiner harten Schale kehrt.

Die Kunst, eine Schale zu schälen, beherrscht Holm keinesfalls. Er liefert aber abseits aller Subtilität solide Lohnarbeit im kleinbürgerlichen Kulturmilieu Schwedens.

Derjenige, den niemand mögen mag, wird nicht nur zum guten Nachbarn, sondern zum Rächer der Einfamilienhaussiedler. Kein Wunder, dass nach Oves plötzlichem Tod bei der Beerdigung alle Bänke der Kirche besetzt sind.

Das durchaus abgedroschene Thema wird durch schwulstige Rückblenden immer schleimiger, aber die leise Tragikomödie wird nicht laut wie Comedy und Klamotte, die Dialoge werden nie derb, der Humor bleibt trocken bis zum schönen Schluss.

Wenn das Europas beste Filmkomödie 2016 sein soll, dann will man alles andere nicht sehen. Schon klar, aber viel besseres bringt die Branche nicht.

Filmdaten

Originaltitel: En man som heter Ove
Deutscher Titel: „Ein Mann namens Ove“
Genre: Tragikomödie
Land: Schweden
Jahr: 2016
Regie/Buch: Hannes Holm
Kamera: Göran Hallberg
Schnitt: Fredrik Morheden
Musik: Gaute Storaas
Schauspieler: Rolf Lassgård, Bahar Pars, Ida Engvoll, Viktor Baagøe, Filip Berg, Zozan Akgün, Tobias Almborg, Börje Lundberg
Produktion: Annica Bellander, Nicklas Wikström Nicastro
Länge: 116 Minuten
FSK: 12

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