Ein Pistazienfest in Berlin

Zwei postkartengroße Handzettel, die nicht umsonst FLYER heißen, zum Wochenendereignis Pistazienfest. Öffnungszeiten von 11 bis 10. Sehr kundenfreundlich und hauptstadttauglich. (Beidseitige Beschriftung nur auf englisch). © copyright Photo und BU: Andreas Hagemoser, Aufnahmedatum und -ort: Berlin, 27.8.2023

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Ein Pistazienfest in Berlin – so etwas kennt man doch sonst nur vom Land, zum Beispiel aus dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika. Maisfeste, Kürbisfeste; Erntedank dagegen bezieht sich auf die Ernte des ganzen Jahres. Auch südlich von und bei Berlin in Klaistow wird manchem Erntegut gehuldigt, aber gefeiert wird da ständig, hat man den Eindruck, wenn man den Kinderspielplatz und den jahrmarktähnlichen Betrieb vor den Restaurants beobachtet. Beim Spargelhof Klaistow ist es Spargel – wen wundert’s, sind es Blaubeeren oder Kürbis. Pistazien werden woanders geerntet und bestimmt nicht in Berlin, so gern mancher Klimawandler sich das vielleicht wünschen würde. Warum also ein Pistazienfest und warum in der deutschen Hauptstadt?

Ein Pistazienfest in Berlin, da gingen wir nicht hi-in

Eine vermutlich aus Pistazien und Zucker hergestellte Süßigkeit. copyright Photo und BU: Andreas Hagemoser, Aufnahmedatum und -ort: Berlin, 27.8.2023

Sucht man ein Motiv, heißt es unter anderem: ‚Folge dem Geld‘ – oder der Spur davon. Fast jeder Deutsche hat schon mal einen Krimi im Fernsehen gesehen. Der Mörder war nicht immer der Gärtner. Die Ostseegasrohrleitungen wurden bestimmt nicht von Deutschland oder Russland zerstört, sondern von Leuten, die einen Vorteil davon hatten. Zum Beispiel einen finanziellen. Die genannten zwei Länder hatten immense Nachteile durch die Zerstörung. Deutschland ist jetzt auf dem absteigenden Ast, die Industrie wandert ab, die Insolvenzen nehmen wieder zu, man braucht immer weniger Arbeitskräfte und die Gas- und Stromrechnungen sprengten jeden Rahmen. Russland musste mangels Ausfuhrmöglichkeiten das Gas einfach so abfackeln, das ja immer weiter nachsprudelt wie bei einer Ölquelle. Die Erzeuger und der Staat verloren Milliarden und das war ja auch so gewollt.

Wer verdient also an den Pistazien, auch wenn es nur um Peanuts geht? Zunächst einmal der Veranstalter des Pistazienfests. Denn der Eintritt betrug 3 Euro. Das könnte True Italian gewesen sein; klingt englisch, ist aber italienisch. Da wir keine Zeit haben, weiterzurecherchieren, für Interessierte der Link zu true-italian.com . Wir hatten auch vorher schon wenig Zeit. Wegen des vielen Regens waren wir leicht verschnupft, mussten ins Kino und zur Potsdamer Schlössernacht, ins Museum Barberini und zur fabelhaften Gasthausbrauerei in der historischen Meierei, die allein schon wegen der Aussicht den Besuch lohnt, auch wenn man nur Saft oder Wasser am Wasser bestellt.

Die Erzeuger verdienen bestimmt auch an so einem Fest ein bisschen, die Süßspeisenhersteller, die Werbeagentur, der Gestalter, möglicherweise der, der die Fläche bereitstellt und natürlich die Druckerei des Flyers.

Ein ausschließlich englischsprachiger Flyer – hier exklusiv übersetzt

Der FLYER ist kein Flugblatt und flog uns trotzdem am windigen Wochenende vor die Füße. Eigentlich suchten wir nicht die Süße, sondern die Eigentümer eines Restaurants in Wilmersdorf, das kürzlich eröffnet wurde und, das hatten wir recherchiert, montags bis samstags geöffnet hat. Normalerweise. Am Sonnabend, den 26. August/ war nämlich: Frust. Niemand da! Die Öffnungszeiten stimm(t)en aber! Ein freundlicher Hinweis an der gläsernen Eingangstür klärte auf: Das Restaurant „Modi“ war im Outdoor-Modus und auf dem „Pistachio Street Food Festival“ vertreten! Da wir uns schon genug die Beine vertreten hatten und auch sonst kaum jemand auf der Straße war am windgeplagten Wochenend-Werktag, pressten wir uns in den Winkel und schauten genauer durch die Scheibe.

Der Grund für die Vertretung wurde alsbald erspäht: Süßspeisen mit Pistazienbeteiligung! Nun denn, wir hatten sowieso wenig Zeit (war das schon erwähnt worden? Wichtig!) und waren auch nicht oder erst jetzt eingeladen worden. Auf den vielen Außen-Tischen des kleinen, feinen Restaurants mit einem einzigen Gastraum lagen Werbekarten, und manche flogen windgeplagt auf den Boden. Vor unsere Füße. Eine Einladung unter unserem Niveau, meinen Sie? Witzige Idee! Aber nein, Unpässlichkeit, Arbeitsaufwand und: ein wirklich ekelhafter, fast unnatürlicher Westwind pfiff durch die Straße am Westkreuz. Auch wussten wir nicht, wohin. Die Ortsangabe enthielt außer einem Druckfehler (am Korrektor hatte man wohl gespart) drei deutsche Wörter, die einzigen auf Vor- und Rückseite: „Park am Gleisdreieck“. Dessen genaue Lage war uns neu, aber wir wären eh nicht eingetreten, nicht nur wegen des Eintritts.

Jetzt kommt endlich die Übersetzung

Flyer-Übersetzung: Pistazien-Straßenfutterfest (Straßenlebensmittel-Fest). 26.-27. August 2023 11-22 Uhr. 3 EUR Eintritt. Im Jules-B-Part-Park am Gleisdreieck.

Ein „Tribut“ an Pistazienleckereien – das ganze Wochenende in Berlin.

Pizza Mortadella mit Pistazien, türkische(s) Baklava (oder muss es Back-Lava heißen? wohl eher nicht) , libanesisches Mafruka, persisches Sholehzard (hört sich zart an), Pistachio Arancina (klingt italienisch, das wären dann wohl Pistazien mit Apfelsinen), Nudeln mit Pistazien-Pesto, Burritos (spanisch-mexikanisch), Tintenfisch-Pistazien-Burger, sizilianische Cannolo, Eis, Granita (?, klingt eher hart als zart) und vieles mehr.

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Ende der Übersetzung und der Kommentare. Ein Pistazienfest, das wir leider nicht besuchten. Wer weiß, wofür das bei dem ungünstigen Wetter (und überhaupt) gut war.

Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) in Berlin Jungfernheide hatte immer wieder mal vor dieser Zutat und einem zu großem Verzehr gewarnt.

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