Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der feinsinnige Flaneur und Konservator der verlorenen Zeit Jochen Schmidt hat sich auf Erkundungstour durch die ehemalige DDR begeben. Sein Ziel: einsammeln, aufsaugen und aufschreiben. Alles, was auf die einstige „Zone“ hinweist, festhalten. Seine „Butterfahrten“ unternimmt er mal allein, mal mit der Tochter oder Freunden. Alles beginnt im hohen Norden, wir werden sofort in den Bann der Plattenbauten gezogen. Beton heißt des Autors große Liebe, es kann ihm gar nicht genug formschöner DDR-Neubau sein. Mit großen Worten, voll Witz, devotem Herzschmerz und hohem Wissensstand, wird dem Leser eine verwichenen Epoche samt ihrer Kulturwerte nahe gelegt. Am stärksten ist Schmidt, wenn er sich auf seine eigenen Eindrücke verlässt. Klar ist es ein Buch für Ostler, alle anderen werden den Hintersinn nicht erkennen. Doch gelernte Ostler gibt’s genug, in Sachsen möglicherweise ein paar zu viel.
Wenn jeder tausendste Ex-DDR-Bürger dieses großartige und absolut lesenswerte Buch erstehen würde, wäre das ein Segen für die Erinnerungskultur und das Konto von Verlag und Autor. Also ab in die Buchläden!
Bibliographische Angaben
Jochen Schmidt, Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland, 240 Seiten, Piper Taschenbuch, München 2015, ISBN: 978-3-492-27669-6, Preise: 14,99 Euro (D), 15,50 Euro (A)