Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Im Alter von 90 Jahren verstarb der Autor Günter Kunert am Samstagabend in seiner Wahlheimat im holsteinischen Kaisborstel. Kunert wurde am 6. März 1929 in Berlin geboren.
Er lebte sowohl in der Deutschen Demokratischen Republik als auch in der Bundesrepublik Deutschland und das vor der Vereinigung dieser deutschen Staaten. In seinen Werken beschäftigte er sich sowohl mit der DDR und der BRD als auch mit dem Deutschen Reich. Kunert gilt als einer der größten Schriftsteller der Gegenwart.
1948 trat er der SED bei, 1977 wurde er aus der SED rausgeworfen, weil er zu den Erstunterzeichnern der Petition gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann aus der DDR gehörte. Zwei Jahre später folgte Kunert Biermann in die BRD.
In „Frankfurter Allgemeine“ (22.9.2019) hält Tilman Spreckelsen unter „Zum Tode von Günter Kunert: In vollkommener Klarheit“ fest: „Günter Kunert, geboren 1929, hatte genug Umschwünge, politische zumal, aber auch grundlegend gesellschaftliche erlebt, um nicht ständig mit neuen zu rechnen. Er überstand die NS-Zeit, immer in Gefahr wegen seiner jüdischen Mutter, als Angestellter in einer Tuchwarenhandlung, publizierte sein erstes Gedicht 1947 und erfuhr in der DDR Förderung durch anerkannte Autoren wie Brecht und Becher, geriet aber zugleich unter den Verdacht des Abweichlertums und machte Erfahrungen mit der Zensur. Reich begabt und vielseitig interessiert, veröffentlichte Kunert Lyrik, Prosa, Essays, Kinderbücher, Reiseberichte und literaturtheoretische Schriften.“
Kunerts letzter Gedichtband „Zu Gast im Labyrinth“, 112 Seiten, herausgegeben von Wolfram Benda, wird am Montag, 23.9.2019, im Hanser Verlag (ISBN: 978-3-446-26463-2, Preis: 19 EUR (D), 19,60 EUR (A)) erscheinen.