Kunst zum Dahinschmelzen

Käse mit Brot "Maître affineur Waltmann" mit Chutney und Früchten. © 2019, Foto: Fritz Hermann Köser, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Kunst zum Dahinschmelzen? Offensichtlich ist das wörtlich gemeint, denn die seit dem 13.1. bestehende Ausstellung im Museum of alternative Cheese geht nur bis zum 29. Januar 2023. Danach ist Kunst zum Dahinschmelzen vielleicht selbst geschmolzen und man will das Zerschmelzen der Museumsbesucher verhindern. Wir waren nicht in der Torstraße 66 in 10119 Berlin (Mitte). Das Plakat, auf das wir uns hier als Quelle berufen ist zwar groß, nutzt aber seinen Platz nicht aus, um weitere Infromationen zur Verfügung zu stellen. ‚Informationen‘, sollte es natürlich heißen. Vielleicht hat uns das Unterbewusstsein ein Schnippchen geschlagen und aus „frommage“, dem französischen Wort für Käse, und ‚Information‘ ein falsches Freudsches Wort gebildet. Frommage -sprich [Fromàasch] und nicht [frometsch], das ist ja nicht englisch – anscheinend denkt das Gehirn bei Käse gleich französisch, denn es will leben wie Gott in Frankreich.

Etwas zu gewagt erschien uns eine frühere Veröffentlichung, zudem sind Journalisten ständig überlastet und wir nahmen die Museums-Ankündigung erst gestern wahr, genauer gesagt gestern Nacht, also heute Morgen, denn es war schon nach Mitternacht. Umso skuriler der Eindruck. Nimmt einen da jemand auf den Arm? Lockt man ein kunstinteressiertes Gourmetpublikum an, das dann mit gänzlich anderem konfrontiert wird?

Je nach Öffnungszeiten wird man das vor Ort nicht mehr überprüfen können, wohl aber im Netz, in das ja fast alle gegangen sind. Wenn Sie also auch ins Netz gehen wollen …

Alles Käse oder was? Kunst zum Dahinschmelzen

Käse auf Tellern auf einem Holztisch, da er schmelzen kann: LYRISCH: Kunst zum Dahinschmelzen
Brot, Käse, Mozzarella und Wasser – was braucht man mehr? © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Das Museum für alternativen Käse (wörtlich) ist übersetzt wohl ein Museum für Käseersatz. Zugegeben klingt das profan. Doch gibt es in Berlin ja auch ein Zuckermuseum, das viele immer wieder lobten.

Die deutsche Sprache abzuschaffen, scheinen sich manche zu wünschen, gar zu betreiben, denn warum hat das Museum keinen deutschen Namen? Ist es ausschließlich für Touristen und Ex-Pats? (Liebe deutsche/ deutschsprachige Leser aus Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Belgien, Südtirol, den USA, Kanada, Mexiko, Mallorca und woher auch immer. Ein Hinweis: Ex-Pats sind muttersprachlich englischsprachige Ausländer, die vorübergehend oder dauerhaft die brodelnde Atmosphäre Berlins zu ihrer Heimat gemacht haben. (Sprich: Eks-Petz.)) Dafür spräche die Anschrift, neudeutsch Adresse. Die liegt nämlich im ehemaligen „Osten“ Berlins. Was die meist aus freiheitlichen Demokratien stammenden Bürger aber nicht merken oder es ist ihnen egal.

Da cheese zwar die englische Vokabel für Käse ist, aber aufgrund seiner Aussprache [Tschiies mit weichem Auslaut] beim gestellten Photographieren gern gesagt wird, handelt es sich ja vielleicht um etwas Witziges …

Die Sponsorenlogos (wenn Sie glauben, dass das ein deutsches Wort sei, irren Sie) – dafür war Platz auf dem Plakat! – lassen immerhin darauf schließen, dass es hier um eine wilde Mischung geht. Also Veganes.

Zum Weiterlesen über Käse: Um die gelungene Mischung aus Käsekuchen und Schokoladenkuchen geht es in dem Artikel „Jetzt es recht: russischer Zupfkuchen!“

Die Künstler der Kunst zum Dahinschmelzen im Käseersatz-„Museum of alternative cheese“

Anschrift des Museums: „Museum of alternative cheese“: Mittwoch bis Sonntag von 11-21 Uhr in der Torstraße 66, 10119 Berlin. („Pop-up“, also vorübergehend und wieder verschwindend). Kunst von Künstlern und Käseliebhabern:

  • Anna Rupprecht
  • Gabriel Holzner
  • Ju Schnee
  • Kathrin Koschitzki
  • Luisa Hanika
  • Ollanski
  • Tom Medici

Reiseziel Käsemuseum in Deutschland (Nieheim) und in den Niederlanden

Wer gerade nicht in Berlin ist: Es gibt Alternativen! 4 hier: Das Käsemuseum in Alkmaar (niederländisches Käsem. „Hollands Kaasmuseum – hét leukste museum van Alkmaar“), im Allgäu (Simon-Goeser-Straße 11 in 88410 Bad Wurzach, Tel. 07564-3583, öffnet montags um 8), in Amsterdam und zurzeit nie geöffnet: Nieheim (Winterpause im Deutschen Käsemuseum). Alphabetisch geordnet und ohne Gewähr (Alk vor All und Am vor nie).

Alkmaar ist nicht für Veganer, die Startseite beginnt: „Von der Kuh zum Käse – wie es funktioniert“.

Bleibt die Frage, warum das am Freitag, den 13.Januar eröffnete „Museum of alternative cheese“, das am 29.1.23 für immer seine Tore schloss, sogar ein bisschen früher als 21 Uhr, weil kalter Winterwind durch die Berliner Straßen pfiff und die Torstraße am Sonntag abend nach 8 auch nicht mehr die „Lauffrequenz“ hat – und die M8 nicht fuhr, bzw. ein Ersatzverkehr mit Bussen und die U-Bahnlinie 2 genauso (eine Haus-Baustelle am Alex mit Fehlern: Tunneleinsturzgefahr), so dass die Anfahrt zum Rosa-Luxemburg-Platz und in die Umgebung erschwert wurde, mindestens verlangsamt und sich viel ob des einsetzenden Schnees gedacht haben mögen „dann bleiben wir lieber zuhause“ – bleibt die Frage, warum das Käseersatzmuseum ausgerechnet jetzt existierte als „Pop-up“ (zu deutsch vielleicht: Eintagsfliege).

Alles gleichzeitig! Z.B. Grüne Woche Berlin, Museum of alternative cheese und das Ende der Veggie Curry-Piraten

Nun, möglicherweise war die Überlegung, dass man sich an die Grüne Woche 2023 der Messe Berlin dranhängen könnte, weil das Ernährungsbewusstsein bereits geschärft ist. Und weil viele Besucher aus ganz Deutschland und dem Ausland in der deutschen Hauptstadt sind, die dann nur noch mit der BVG und S-Bahn weitermüssen zu einem Nebenausflug. Kunst und Küche wurde miteinander kombiniert. Für 4 Euro gab es Speisen, die Einnahmen wurden vom Veranstalter an ein Engelnetz gespendet.

Wir kennen das von der Berlinale: Internationale Cineasten sind in der Metropole an der Spree und viele versuchen, auf den Zug aufzuspringen. Die „Woche der Kritik“, Preisverleihungen, Ausstellungen – unmöglich, alles gleichzeitig zu schaffen. Filmfreunde fänden es bestimmt phantastisch, fielen nicht alle Filmfeste in den Februar. Diesen Fehler beging vielleicht der Veranstalter SIMPLY V, vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte die Pop-up-Gallery nur im Januar Freitermine oder das in Deutschland knapp gewordene Personal musste langfristig geplant werden. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren, das kennt man ja von den Medien. Gewöhnen Sie sich endlich daran!

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