Lüneburg/ Berlin (Kulturexpresso). Lokführerstreik in Deutschland. Ist das so ein großer Unterschied zum Alltag? Leider nein. Auch wenn nicht alle Lokführer streiken – und nein, über die Prozentzahl der Lokführerinnen, die am Streik beteiligt sind, wissen wir nichts – ist der Bahnverkehr am Freitag(8.12.23) bis 22 Uhr lahmgelegt. Wenn Sie in einem Netz arbeiten, reicht es nicht, dass irgendwo jemand eine Schicht lang arbeitet. Ein Dachdecker kann schon mal allein 8 Stunden eine Menge schaffen und irgendwann, wenn die Zimmerleute schon da waren, sogar ein Dach über dem Kopf, ein Elektriker kann mal allein 8 Stunden Probleme lösen und uns erhellen, ein Onlineredakteur oder ein Zugführer können ohne Netz gar nichts ausrichten. Ganz und gar nichts. Auch eine Zugführerin kann das nicht.
Bestimmt gibt es Ausnahmen. Wenn gerade mal wieder dringend Panzer in die Ukraine geliefert werden „müssen“, werden vermutlich alle Hebel in Bewegung gesetzt. Genauso gibt es vom Sonntagsfahrverbot für Lkw Ausnahmen nach dem Bundesleistungsgesetz.
Aber ein Netz ist ein Netz. Ein halbes Netz ist eigentlich keins.
Ein Einkaufsnetz taugt schon nicht mehr, wenn so viele Maschen fehlen, dass eine Mandarine oder Kartoffel hindurchrollen kann. Was kann durch Deutschland hindurchrollen, wenn einige Maschen im Schienennetz vorübergehend nicht verfügbar sind? Wenn Strecken nicht bedient werden, hilft auch das strecken nach der Decke nichts. Und wenn in Maschen nichts geht, läuft im Güterverkehr selbst dann kaum was, wenn die anderen Maschen im Netz intakt sind.
Der Personenverkehr wird von Donnerstag 22 Uhr bis Freitag 22 Uhr bestreikt. Der Güterverkehr war schon seit 11 Uhr dran. Es wurden keine Unterscheidungen zwischen Binnenverkehr und Export gemacht.
Ein Lokführerstreik in Deutschland: Nichts neues. Und nicht die wichtigste Nachricht des Jahres.
Vorteile des Lokführerstreiks in Deutschland
Leute, die an den Bahnstrecken wohnen, können mal ohne Lärm schlafen. Oder auch nicht. Wenn Sie an den Lärm gewöhnt sind, schlafen sie vielleicht unruhig.
Der Zorn der Fahrgäste richtet mal nicht gegen die Bahnchefs und -mitarbeiter und die Regierung (-sparteien), sondern gegen die, die den Streik vom Zaun brechen.
Für die gesunkene Wirtschaftsleistung Deutschlands gibt es eine weitere Ausrede.
Bahnsprech zum Lokführerstreik in Deutschland
Auf der Website des leider privatisierten Betriebs liest sich „Streik bis 22 Uhr am Freitag, den 8.12.2023“ so:
„GDL-Streik
Die Verkehre der DB sind bis zum Tagesende des 8.12. bundesweit wegen eines Streiks der GDL massiv beeinträchtigt. Bitte verschieben Sie ihre Reise. Zu bahn.de/aktuell “ (Hervorhebung: d. Red.).
Damit ist die Reise durch diesen Artikel beinah beendet. Weitere bahnrelevante gibt es hier (Batteriezüge) und hier.
Kein Lokführerstreik mehr bis zum 7. Januar 2024, d.h. kein Bahnstreik über Weihnachten und Neujahr!
Trostpflaster für den Geschenkeinkaufs-Stress und für die Reiseplanung im Dezember: Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Lokführer Deutschlands (GDL) versprach eine Weihnachtsruhe. Auch bis zum orthodoxen Weihnachtsfest am 6.1.24, dem Dreikönigstag, soll die GDL-streikfreie Zeit gelten.
Ab dem 7. Januar 2024 ist dann wieder alles möglich. Auch Zugausfälle sind es, die nicht auf einer „Reparatur am Zug“, auf einer „Reparatur an der Oberleitung“ oder auf einem „kurzfristigen Personalausfall“ beruhen.
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