Love me Tønder. Dänemark dabei in Eskapaden Sankt Peter-Ording bis Sylt

Rückseite des Nordfriesland-Reiseführers
Dänemark interessiert am Rande: Buch "52 kleine und große Eskapaden von Sankt Peter-Ording bis Sylt" von Elke Weiler, Rückseite. Es geht es um Nordfriesland. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Love me, Tønder? Elvis sang „Love me, tender, love me sweet“ – liebe mich sanft, liebe mich süß. In einer Zeit, in der die deutsche Sprache vergessen wird und sich bei Eingedeutschtem wie „Ich liebe es“ durch Gewöhnung bei immer weniger die Leuten die Nackenhaare sträuben, ist es Zeit für ein solches Wortspiel. Die beschauliche dänische Stadt unweit der Festlandgrenze zu unserem nördlichen Nachbarn – Elke Weiler nennt sie auf Seite 251 „Das gemütliche Städtchen Tønder“.

„52 kleine und große Eskapaden (von) Sankt Peter-Ording bis Sylt“ heißt das Buch von Frau Weiler genau. Es ist ein 2018 erstmals erschienener Dumont-Reiseführer für Nordfriesland, der nicht genau an den Kreisgrenzen haltmacht.

Dänemark dabei

Reisegebiet des Buches ist: Nordfriesland (NF) plus das grenznahe Dänemark, in das mindestens drei Abstecher angeboten werden.

Zweimal nach Rømø (Röm), ein Ausflug (12 Stunden, Seite 156) und ein „Miniurlaub“ (Nr. 43, 36 Stunden, S. 182) von Rømø aus nach List und zum Ellenbogen.

Eine Rømø-Tour beginnt in Sønderstrand, dort wo ein Damm die Insel mit dem dänischen Festland verbindet – das haben Röm und Sylt gemein. Die Route führt dann über Havneby, den Fährhafen, nach List; mit einem Spaziergang am privaten „Ellenbogen“, der nördlichen Halbinsel Sylts, einem Wattspaziergang und einer Übernachtung im Hotel Strand am Königshafen, Hafenstraße 41 in List.

Rømø hat ein ähnliches Schicksal wie Sylt. Zwei benachbarte Sandbänke wurden Teil der Insel. Havsand, deutsch Haffsand, war auch bei Flut meist trocken und Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigene Insel. Heute ist Havsand Teil von Rømø oder Röm. Da ‚ø‘ das dänische Wort für Insel ist, kommt Röm dem Original sehr nah.

Die dritte dänische Destination ist Tønder.

Love me, Tønder

Ein Miniurlaub (S. 214-217, Nr. 51) zum Stars-Gucken und schwärmen, entschuldigung, Stare gucken in Schwärmen. Ein Ereignis ohne Garantie und nach globaler Erwärmung vielleicht bald nach Norden verlagert, vielleicht sogar nach Norwegen. Führer in Tønder versuchen ihr Bestes beim Herumzeigen. Stare können so scheu sein wie Stars oder Rehe. Sie sind selten zweimal hintereinander am selben Ort. Der üblicherweise auf 36 Stunden angedachte „Miniurlaub“ sollte allein schon deshalb mit einem „Open End“ versehen werden. Zu genaue Reiseplanung erstickt nicht nur die Kreativität und Spontaneität sowie das Erspüren von Zufällen und Weisungen des Schicksals oder von noch weiter oben.

Hier kommen wenigstens die Stare vom Himmel, wenn schon keine Stars und Sternchen einem das Blaue erzählen. Wie im siebten Himmel darf man sich trotzdem fühlen.

Gerade durch die Unvorhersagbarkeit noch ein echtes Abenteuer. Wer eine zu hohe Anspruchshaltung hat und bei jeder Verspätung und jedem noch so kleinem Mangel an einem gekauften Möbelstück oder ähnlichem sofort nach dem Kundendienst schreit, kann sich hier kurieren.

Denn der Zweck der Reise, das Beobachten der Vögel, und eine enge Zeitplanung können sich schlicht ausschließen. Wer hier auf Biegen und Brechen nach Fahrplan mit der Bahn wieder abreisen will, wird auffliegen. Denn entweder hat er Glück und schafft es, die Stare zu sehen und den Zug zu bekommen, oder es klappt eben nicht. Dann muss man Farbe bekennen: Einhalten der Reiseplanung um jeden Preis oder Erreichen des inhaltlichen Ziels. Birdwatching, Vogelbeobachtung ist Erfüllung. Tröstlich, dass Superreiche mit dem Hubschrauber die Vogelschwärme nicht einholen können, vertreibt doch der Lärm die Vögel und macht das Erlebnis unmöglich. Es gehört schon Glück dazu – und Stille. Manchmal ist ein bisschen Demut eben gut.

„Love me, Tønder“ könnte so auch eine Hoffnung oder eine inständige Bitte sein, dass der Ort das Schauen der Schwärme ermöglichen möge.

An der Grenze: Stare sind die Stars

Stare sind Engel, denn Engel sind Boten. Sie bieten durch ihren Anblick himmlische Transparenz und schwarze Sonne zugleich. Sort Sol (schwarz, Sonne) nennen die Dänen das meist im März, September und Oktober stattfindende Ereignis. Man kann sich daran gar nicht sattsehen. Das ist aufregender, als das Watt sehen. Elke Weiler schreibt: „Noch nie hat bloßes Herumsitzen und Gucken am Deich so glücklich gemacht. Die Sort Sol, das ist große Kunst am Himmel, und Mutter Natur immer noch die beste Künstlerin“. Mit dem Bezug zu Gaia hat Frau Weiler das Thema Schöpfung elegant umschifft. Wie auch immer, das Himmelsereignis scheint geradezu himmlich zu sein. Göttlich.

In der Kapitelübersicht für Kapitel 3, „Miniurlaube 36 h“ auf Seite 172/ 173, die ein ganzes Dutzend solcher Urlaube ankündigt, wird die Tour dann dementsprechend hervorgehoben. Die vorletzte Tour des Buches nach dem Motto: Das Beste kommt zum Schluss. Statt 36 Stunden heißt es „2 Tage oder mehr“. Warum sollte man auch das Weite suchen, wenn das Gute so nah fliegt.

Auf der Nordfrieslandkarte gibt es nur drei solche Hervorhebungen, eine betrifft Tønder unter der Überschrift: „Die ganz große Show“. Stars in Concert, heißt es im Estrel. Eine große Show ohne Stars beziehungsweise nur mit Imitaten. In Nordfriesland, wo die Vögel auch manchmal einfallen wie die Stare, oder im südlichsten Jütland nahe der deutsch-dänischen Landgrenze, gibt es noch echte Stars. Echte Stare.

Bibliographische Angaben zu Eskapaden von Sankt Peter-Ording bis Sylt

Cover des Nordfriesland-Reiseführers "52 kleine und große Eskapaden von Sankt-Peter-Ording bis Sylt" von Elke Weiler aus dem DuMont-Reiseverlag. In diesem Buch gibt es auch 3 Vorschläge für Ausflüge ins grenznahe Dänemark. Um diese geht es im Artikel "Love me Tönder", ein Wortspiel mit der Stadt Tondern, in die ein Ausflug geht.
52 kleine und große Eskapaden von SANKT PETER-ORDING BIS SYLT, Buch von Elke Weiler. Der Titel sollte nicht missverstanden werden! Wenn hier SYLT großgedruckt ist, führt bei den ersten 20 Abstechern nur einer auf die Insel. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Verlag: DuMont-Reiseverlag

Verfasser: Elke Weiler

Titel: 52 kleine und große Eskapaden (von) Sankt Peter-Ording bis Sylt

Seitenzahl: 232

Konzept: Monique Sorban

Preis in Euro für Österreich: 16,50 [A], für die Bundesrepublik: 14,99

1. Auflage 2018.

2. Auflage 2019? Preise können sich ändern und sind ohne Gewähr. Im Weltnetz kostet Neuware im Juni 2019 EUR 16,95, Gebrauchtes ist billiger (Abebooks.de).

ISBN 10: 3770180763 ISBN 13: 9783770180769

Um die deutsche Seite, vor allem Sylt, geht es in dem anderen Artikel über dieses Buch. https://kulturexpresso.de/sylt-mit-marmelade-eskapaden-auf-und-um-sylt-das-neuentdeckungs-buch/

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