Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Am 12. Oktober geboren: das erste deutsche Mexiko-Filmfest Mexico Scope. Mit einem sanft abgefederten Paukenschlag wurde es eröffnet: Mit der Deutschlandpremiere von „Me estás matando Susana“, soviel wie „Du nervst echt, Susanna!“ mit Gael García Bernal, Verónica Echegui und Ashley Hinshaw. Der große Saal des Kinos Babylon-Mitte, in dem Hans Poelzigs Zwanziger-Jahre-Architektur besonders gut zur Geltung kommt, ausverkauft! Über ein halbes Tausend Besucher gleich am ersten Tag der 1. Festival-Ausgabe (1st edition) – beeindruckend. Die Veranstalter haben Erfahrung durch das kolumbianische Filmfest „Panorama“. Mitorganisator Fernando Huerta hat es schon dreimal mit großem Erfolg durchgeführt.
Es hätte wohl sogar pünktlich beginnen, wenn sich nicht kurz vor zwanzig Uhr lange Schlangen vor den Kassen gebildet hätten, die bis auf den Rosa-Luxemburg-Platz hinausreichten – auf dem der laue Herbstabend zum Glück so warm war wie die Begrüßung durch die Gastgeber und Susana Garduno, Kulturattaché an der Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten in der Bundesrepublik Deutschland. Ein tolles Team verbreitete eine sehr angenehme Atmosphäre, in der Geschäftigkeit kaum zu spüren war und alles wie am Schnürchen lief. Genannt seien Carolina Padilla (Press and Operations), Jóse Luis Urriago Novoa (Program and Content) und Vanessa Meyer (Marketing & Communications).
Eine Mannschaft mit Erfahrung
Jóse Luis Urriago Novoa und Fernando Huerta zeichneten für das Kolumbien-Filmfest „Panorama“ verantwortlich, die freundliche und äußerst kompetente Vanessa Meyer bringt ihre reichen Erfahrungen vom Fashion-Film-Festival ein. Auch ihre Dreisprachigkeit brachte sie auf die Bühne.
„Brauchen Sie eine englische Übersetzung?“
Etwas erschreckend für den deutschsprachigen Besucher: Sogar das Englische gibt es nur auf Anfrage, außer natürlich bei der Untertitelung der Filme. Bei der ausverkauften Eröffnungsveranstaltung hatten zum Glück einige Zuschauer den Mut, zuzugeben, dass SPANISCH ALLEIN als Kommunikationssprache in der deutschen Hauptstadt wohl nicht für jeden ausreicht.
Also wurde englisch gedolmetscht und spanisch gesprochen. Bilingualität, wohin man schaut.
Bis zum 15. Oktober gibt es ein volles Programm, am Sonntag in Kino 2 und 3 des Babylons mit der Tür zur Hirtenstraße. Karten am Haupteingang.
Mexico Scope
Das Programm des letzten Tages:
im großen Saal (Saal 1):
18.15 Uhr:
„Sopladora de Hojas“ (Leaf Blower, der Blätterpuster), eine Komödie, die nicht nur fast jeden zum Lachen brachte, sondern auch starke emotionale Reaktionen des Publikums bescherte, von „Oh, nein“ über „Oohhh!“ bis zum Applaus. 3 Jugendliche beschäftigen sich in Mexiko-Stadt auf einer kleinen Grünfläche um die Ecke nicht mit dem Laubharken, sondern mit der Sehnsucht nach einer Freundin und der Ehrlichkeit. Brüllend komisch. Papier, Stein, Schere mit neuen Regeln?
20.15 Uhr, der „Closing Film“ oder Abschlussfilm „Tempestad“. Tatiana Huezos 105minütiges Meisterwerk von 2016 erhielt beim Caligari-Preis der Berlinale vor einem Jahr eine lobende Erwähnung. Ein Film aus dem Forum der Internationalen Filmfestspiele Berlin.
22.15 Atras hay Relampagos (Lightning falls behind)
Saal 2:
18 Uhr
Te prometo Anarquía (I Promise you Anarchy)
Skater haben Spaß. Als Lebensunterhalt verkaufen sie im Krankenhaus ihr Blut. Vom Filmfestival in Locarno in der Schweiz eingeflogen.
Intensiv. Erschütternd. Aber gut.
Regie: Julio Hernández Cordón
Mexiko, Bundesrepublik Deutschland, 2015
Saal 3:
19.45 Uhr
El Charro de Toloquilla (The Charro de Toloquilla) von
José Villalobos Romero
90 Minuten (OmeU)
Das Leben des Mariachi-Sängers Jaime García Domínguez‘.