Oper im Krieg – Israeli Opera Tel Aviv spielt weiter und hofft auf „ruhigere Zeiten“

Israelische Oper spielt seit 1994 im Kunstzentrum von Tel Aviv und kommt alljährlich auf rund acht Opern. Quelle: Wikimedia, gemeinfrei, Bild: Sambach

Wien, Österreich (Kulturexpresso). Die „Israeli Opera“ hat verlautbart, dass die Abhaltung oder Annullierung von Vorstellungen nur kurzfristig angekündigt würden. Israeli Opera führt gegenwärtig die „Zauberflöte“ auf und wird in Kürze „Hanoch Levin – The Opera“ auf die Bühne bringen. Levin (1943 – 1999, Bialik-Preis 1994) war Schriftsteller und einer der führenden israelischen Dramatiker und Regisseure und verfasste insbesondere Stücke für das Tel Aviver Cameri-Theater (Vorläufer der Israeli Opera). Er machte von sich reden als Kritiker der israelischen Besetzung Cisjordaniens nach dem Sechstagekrieg. Auf Druck der Öffentlichkeit und der damaligen Regierung wurde er seiner Ämter im Cameri enthoben. Für November ist im Opernhaus des Performing Arts Centers Tel Aviv die Neuinszenierung (in italienischer Sprache) von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ geplant – falls die Umstände dies zulassen. In einer Meldung auf ihrer Website meldet die Operngesellschaft, dass „wegen der gegenwärtigen Situation“ die Kundendienst-Abteilung mit reduzierter Kapazität ihren Betrieb aufrechterhalte und endet mit der Botschaft: „Wir hoffen auf friedliche und ruhigere Zeiten“.

Verwirklichung einer Utopie

Israels renommierte Oper – die 1985 vom Theaterdirektor Uri Offer und dem Israel Chamber Orchestra gegründete New Israeli Opera, die seit 1994 ein eigenes Opernhaus im Tel Aviv Performing Arts Centre betreibt – bietet dem kulturhungrigen israelischen Publikum, das sich Reisen nach Europa oder in die USA nicht ohne weiteres leisten kann, im Durchschnitt acht Opern-Inszenierungen jährlich. Die Ursprünge der Oper im damaligen Palästina reichen zurück ins Jahr 1917, als der ukrainische Dirigent Mordechai Golinkin (1875-1963) im utopischen Essay „Citadel of Art in Palestine“ von seiner Vision sprach, Oper nach Palästina – damals noch Teil des osmanischen Reichs und nach dem Ersten Weltkrieg britisches Mandatsgebiet – zu bringen. Golinkin gründete einen jüdischen Chor mit Vorstellungen in einigen Städten des zaristischen Russlands: Höhepunkt war ein Konzert in Petrograd 1918, bei dem der legendäre russische Bass Feodor Chaliapin (Fjodor Iwanowitsch Schaljapin) die „Hatikva“ (Lied von der Hoffnung), die spätere Nationalhymne Israels sang. Mit den Erträgen aus diesen Konzerten erschuf Golinkin die Oper; Golinkin, der 1923 ins erst 14 Jahre zuvor gegründete Tel Aviv kam, um dort eine Oper ins Leben zu rufen – eine Geschichte, die an Fitzcarraldo und seinen Traum von einem Opernhaus in Manaus erinnert …

Domingo als Star

Am 28. Juli 1923 eröffnete die „Erez-Israel-Opera“ ihre erste Saison mit Verdis „La Traviata“ – in Ermangelung eines Opernhauses in einem Kino: Mordechai Golinkin dirigierte. Ursprünglich wollte er sein Opernhaus in Jerusalem errichten, entschloss sich dann aber für Tel Aviv, da sich dort die Mehrzahl der Musiker und Sänger niedergelassen hatte. Allerdings schloss die Oper im Jahr 1929 wegen der damals ausgebrochenen Unruhen ihre Tore. 1940 bis 1945 war es die „Palestine Folk Opera“ unter dem Komponisten Marc Lavry und dem Dirigenten Georg Sinter, welche 16 Produktionen auf die Bühne brachte, darunter die erste Oper in hebräischer Sprache („Dan Hashomer“ von Lavry, nach Texten von Shalom Yosef Shapira und Max Brod).

1945 wurde als Nachfolgerin die Israel National Opera von der amerikanischen Sopranistin Edis de Philippe gegründet. Große Namen standen auf den Programmzetteln – unter anderem, vom 1962 bis 1965, Placido Domingo. Die israelische Nationaloper hatte Bestand bis 1982, als das Kultur- und Erziehungsministerium ihr den Geldhahn zudrehte – das Ensemble wurde in der Folge aufgelöst. Dennoch: Im Jahr 1985 gründete der Kunst- und Kulturrat die „New Israeli Opera“, als Partnerschaft zwischen dem Cameri-Theater Tel Aviv und dem israelischen Kammerorchester. Uri Offer, Generaldirektor des Cameri, wurde der neue Direktor der Oper.

Anzeige:

Reisen aller Art, aber nicht von der Stange, sondern maßgeschneidert und mit Persönlichkeiten – auch Polit-, Kultur- und Gourmet-Reisen durch Israel –, bietet Retroreisen an. Bei Retroreisen wird kein Etikettenschwindel betrieben, sondern die Begriffe Sustainability, Fair Travel und Slow Food werden großgeschrieben.

Anzeige

Vorheriger Artikelmake peace, if you can, make peace! Chorkonzert im Kulturraum Zwinglikirche – Eintritt frei
Nächster Artikel50 Jahre Fritz-Hüser-Institut – Feier auf Zeche Zollern oder erst Blabla und dann Buffet