Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Geizhals und der Geizkragen scheinen beliebte Motive in der Kunst zu sein, nicht erst seit Molières Komödie „Der Geizige“. Besser als der falschverstandene Anti-Held Robin Hood, mit dessen (falschem) Mythos Ayn Rand aufräumte; jedenfalls kann ein Verbrecher; dessen Handlungen – zu Ende gedacht – die Gesellschaft in den Ruin führen würden, kein Vorbild sein. Geiz dagegen ist individuell.
Zwei Beispiele für extrem knickrige Helden: Aus der Filmkunst ganz aktuell Nichts zu verschenken mit Dany Boon und aus der Belletristik ein Roman des Japaners Shusaku Endo.
Patienten als Versuchskaninchen
Endos meist im Krankenhaus spielender Roman „Kuchibue wo Fuku Toki“ von 1974, unter dem Titel „When I Whistle“ 1979 erstmals im britischen Commonwealth erschienen und als „Eine Klinik in Tokyo“ 1982 in der DDR auf deutsch, schaffte es in die japanische Serie der UNESCO-Sammlung repräsentativer Werke. Ob es dabei hilfreich war, dass er Katholik war, ist unbekannt. –
Auf zwei Zeitebenen – dem in den 70ern spielenden „Heute“ und der Vergangenheit ab etwa 1938, kurz nach Beginn des japanisch-chinesischen Krieges, agiert Ozu. Sein bester Freund aus der Schulzeit ist Flunder (‚Flatfish‘ oder „Plattfisch“ in der Übersetzung von Rainer Rönsch).
Dieser lernt bei seiner ersten Arbeitsstelle nach der Mittelschule die Sparsamkeit von seinem Chef, der seine Mitarbeiter jeden Morgen folgenden Worte sprechen ließ und sie damit auf seine Linie einschwor:
1. Es gibt keinen Müll.
2. Bevor du etwas wegschmeißt, denk nach, ob du es irgendwofür gebrauchen kannst!
3. Der, der über einen Pfennig lacht, wird wegen eines Pfennigs weinen.
4. Staub, der sich ansammelt, kann einen Berg bilden (Kleinvieh macht auch Mist).
Spendabler Geizhals mit einem Herz für Mexiko
Dagegen scheint die Figur, die Dany Boon in dem Film „Nichts zu verschenken“ verkörpert, großzügig und verschwenderisch. Schließlich fließt immer ein Teil seines Einkommens als Konzertmeister, der die 1. Geige spielt, in ein Waisenhaus in Mexiko, nicht wahr?
4 Monate früher bei der Französischen Filmwoche
Der Film „RADIN! / NICHTS ZU VERSCHENKEN“ wurde am Montag, den 5.12. 2016 um 20.30 Uhr im Cinema Paris am Kurfürstendamm aufgeführt. Ausnahmsweise ohne Ehrengäste, die am Film mitgearbeitet hatten. Denn grundsätzlich ist das bei der Französischen Filmwoche, die jedes Jahr Ende November/ Anfang Dezember stattfindet, Programm.
Der Schauspieler und Hauptdarsteller Dany Boon, bekannt aus „Nichts zu verzollen“ und „Willkommen bei den Schtis“, war am 30.11. bei der Französischen Filmwoche Berlin anwesend gewesen.
„Nichts zu verschenken“ soll wohl vom Titel her in der Bundesrepublik auch an den französisch-belgischen Schmuggler- und Grenzerfilm „Nichts zu verzollen“ anknüpfen. Das ändert nichts daran, dass Dany Boon hauptsächlich mit dem doppelt so erfolgreichen (über 20 Millionen Zuschauer) „Willkommen bei den Schtis“ in Erinnerung bleiben wird.
Vom 30. November bis zum 7. Dezember präsentierte die Französische Filmwoche 2016 zahlreiche Highlights des französischen und frankophonen Kinos in Berlin und begrüßte moch andere namhafte Regisseure und Schauspieler.
Die Gründe ändern sich – die Tugend bleibt
Sparsamkeit, Bescheidenheit und Mäßigung kann man heutzutage ganz anders definieren und positionieren.
Während diese um die Jahrhundertwende zu den christlichen oder preußischen Tugenden zählten, haben wir heute einen anderen Denkrahmen im Kopf – Artensterben, Energiesparen und Kohlendioxid als menschengemachtes Treibhausgas mit möglicherweise weltweiten katastrophalen Folgen.
Das Filmfestival Green Me zeigte es deutlich
Das Green-Me-Filmfestival in Berlin illustrierte im Januar eindringlich, dass es tatsächlich einige Gründe zu erheblicher Besorgnis gibt, trotz Atomausstiegs und einem Ende der öffentlichen Diskussion über das Waldsterben. Ralf Möller, Ehrengast bei Green Me, gab persönlich Spartips aus der Sicht eines „Mister Universums“. Dabei muteten einige Einzelheiten aus deutscher Sicht, wo selbst syrische Flüchtlinge die Mülltrennung lernen, ein Drittel des Stroms von Sonne Wind & Co. kommen und das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) zum Vorbild für ähnliche Gesetzesinitiativen in rund zwei Dutzend Ländern wurde, niedlich an.
Ralf Möller lebt allerdings aus beruflichen Gründen zum großen Teil in den USA. Vor diesem Hintergrund kann man verstehen, dass es schon eine vorbildliche Einsparung darstellt, wenn man im Hotel nicht jedes Handtuch auf den Boden wirft, um es waschen zu lassen. Schließlich sind sparsame Durchlauferhitzer in Amerika so gut wie unbekannt. Für einmal am Tag duschen läuft rund um die Uhr der Boiler. Wenn die USA nicht so groß wären und soviele Einwohner hätten, wäre diese Energieverschwendung im weltweiten Maßstab leichter zu verschmerzen. So aber hängt gleich das Überleben der ganzen Welt an solchem kurzsichtigen Fehlverhalten, nur um ein paar Jahre lang ein paar Dollars zu verdienen.
Übrigens hat der tolle Schauspieler Ralf Möller, der auch menschlich total in Ordnung ist, eine Verwendung für die Solarenergie gefunden. Sein sonnengebräuntes Gesicht zeugt davon.
Filmfakten
Die Komödie „Nichts zu verschenken“ mit DANY Boon startet am Donnerstag, den 6. April 2017 im Verleih von Wild Bunch Germany bundesweit in den Kinos. Synchronisiert oder als OmU (Originalfassung mit deutschen Untertiteln).
Regie: Fred Cavayé. Darsteller: Dany Boon, Noémie Schmidt, Laurence Arné, Patrick Ridremont u.a.
Die Deutsche Fassung in Berlin u.a. im Cinemax Potsdamer Platz, Cinestar Cubix, Cinestar Tegel und Filmkunst 66 in der Bleibtreustraße 12. Dort am Starttag und am Freitag, Samstag und Montag um 20.15 Uhr. Am Sonntag, den 9.4. und Dienstag und Mittwoch 11./12.4. jeweils um 18 Uhr. In diesem Kino gibt es Platzkarten (Tel. 030 / 882 17 53). http://filmkunst66.de/
Die OmU hört man französisch im Kino in der Kulturbrauerei am Montag, den 10.4.2017 um 16.50, 20.20 und 22.40 Uhr.
(Alle Angaben ohne Gewähr.)