Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Museum für Fotografie, das zu den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz gehört, bietet seit dem 9. November 2018 und noch bis zum 3. März 2019 die Ausstellung „Berlin in der Revolution 1918/19 – Fotografie, Film, Unterhaltungskultur“ an.
Dazu heißt es beim Veranstalter, dass „als Reaktion auf das Ende des Krieges und ohne zunächst den Gefahren der Revolutionskämpfe Rechnung zu tragen, … im Winter und Frühjahr 1918/19 in Berlin eine beispiellose Vergnügungssucht“ geherrscht habe. Party war also angesagt und das auch beim Plebs.
Allerdings marschierten jede Menge Soldaten, Rote und Rechte. Nicht nur Paraden wurden veranstaltet, auch Politik. Gustav Noske machte den Bluthund für die SPD und war für die KPD, die vom 30. Dezember 1918 bis zum 1. Januar 1919 in Berlin gegründet wurde, der Arbeiterverräter, doch für den Rest der Retter des Deutschen Reiches, weil er „der Anarchie mit Axtschlägen zu Leibe“ rückte. Jedenfalls formulierte dies Jacques Benoist-Mechin so und nicht anders in Anlehnung an Noskes teilweise Tätigkeit als Holarbeiter.
Zurück zur Party und dem Pressehinweis, dass „neben Opernhäusern und Sprechtheatern … die Berlinerinnen und Berliner die populäreren Operetten- und Revuetheater, die Kinos, aber auch Ballhäuser oder Kaschemmen“ requentierten. Vom Tanz auf dem Vulkan scheint die Rede und von „Revuen, die tagesaktuell auf Themen wie die Wohnungsnot und die Streiks reagierten. Die Misere der Kriegsinvaliden war gleichfalls ein Sujet der populären Musik. In dem Lied Bein ist Trumpf aus dem Jahr 1919 wird das Schicksal vieler kriegsversehrter Männer angesprochen: der Tanz mit dem Holzbein oder der Prothese im Getriebe eines sich immer weiter drehenden Weltgefüges.“
Iris Braun notiert in „Tip Berlin“ (28.11.2018): „Es war natürlich Harry Graf Kessler, der angesichts der Weihnachtseinkäufer auf der Friedrichstraße ein „und daneben liegen im Marstall die Toten“ in sein Tagebuch seufzte. Damit hatte der Kosmopolit unter den Zeitgenossen wie so oft recht: die Kämpfe um den Marstall am 24. Dezember 1918, zwischen Friedrich-Ebert-Sozialisten und Volksmarine-Soldaten, waren nur ein weiterer Beweis, dass alles gleichzeitig in der gleichen Stadt passierte. Nach und vor den Kämpfen wurde weitergearbeitet und weitergefeiert.“
Wohl wahr: „Lebbe geht weider“, um es mit Dragoslav Stepanović zu sagen.
Das alles sei auf Bilder der Ausstellung der Kunstbibliothek, gefördert vom Hauptstadtkulturfonds und den Kooperationspartnern bpk-Bildagentur und ullstein bild, zu sehen.
Museum für Fotografie
Jebensstr. 2, 10623 Berlin-Charlottenburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 19 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr