Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Roman „Die schwarze Rose“ von Dirk Schümer spielt nicht in einem abgelegenen Kloster der Apenninenhalbinsel und also weit weg von demjenigen, der den Papst gibt, sondern vor den Toren des Papstpalastes in Avignon an der Rhone. Dort taucht zwar auch der Franziskaner William von Baskerville, der Protagonist in „Der Name der Rose“ von Umberto Eco, auf, ist aber nur ab und an eine Art Sherlock Holmes in Mönchskutte.
Der junge Franziskaner Adson von Melk, der über seinen Herrn hoch in der Abtei zu erzählen wußte, ist nicht mittenmang. Seinen Part übernimmt Wittekind. Der ist zwar wie Adson Novize, allerdings von Prediger Eckhart von Hochheim, der als Ketzer denunziert wurde und sich am Hof des Papstes in Avignon der Inquisition stellen muß. Kaum angekommen werden die beiden Deutschen Zeugen eines blutigen Raubüberfalls. Doch während der Meister, ein Dominikaner, bei den Mönchen betet und glaubt, bleibt Wittekind mit beiden Beinen auf dem Boden und ergreift die Initiative. Nun treibt er sich in Avignon herum und gerät immer tiefer in einen mächtig gewaltigen Finanzbetrug. Auch dieser Fisch stinkt vom Kopfe her.
Mancher Leser möchte meinen, daß dort, wo Umberto Ecos „Der Name der Rose“ aufhört, Dirk Schümers historischer Roman anfängt. Drängt und hängt im einen Buch noch alles und jeder an verbotenen Büchern, so drängt und hängt in Avignon jeder am Gold, wobei auch die Triebe nicht zu kurz kommen, aber sie kommen eben nur am Rande vor. Und das ist auch gut so.
Im Mittelpunkt steht der Jacques Arnaud Dueze, der im hohen Alter von 72. Jahren zu0m Papst gewählt wurde. Zuvor war er über 18 Jahre Bischof von Avignon. Daher kam es ihm gelegen, daß er den Papstsitz vom Tiber an die Rhone verlegt, denn „ubi papa, ibi Roma“ – wo der Papst ist, da ist Rom. In Avignon saß Papst Johannes XXII. laut Schümer wie ein Dagobert Duck des Mittelalters auf seinem Geldspeicher und wußte sein Vermögen und das seiner Gefolgsleute zu vermehren. Das Geschäft mit den Pfründen und dem Ablaßhandel wurde unter dem „Fuchs von Cahors“, wie der Gascogner Jacques Dueze auch genannt wurde, mächtig gewaltig ausgebaut.
Schümers Roman „Die schwarze Rose“ ist eine anspruchsvolle Erzählung ohne Schwafelei, spannend von Anfang bis Ende.
Weiter geht die Reise mit Wittekind Tentronk, den es als Agent des Patriarchen aus Avignon an den Arno und also nach Florenz verschlagen hat. Diese Geschichte steht im historischen Roman „Die schwarze Lilie“.
Bibliographische Angaben
Dirk Schümer, Die schwarze Rose, Roman, 608 Seiten, Bindung: fester Einband, Verlag: Zsolnay in Hanser Literaturverlage, 14.2.2022, ISBN 978-3-552-07250-3, Preise: 28 EUR (Deutschland), 28,80 EUR (Österreich), auch als E-Buch, ISBN: 978-3-552-07250-3, zum Preis von 20,99 EUR erhältlich
Anmerkung:
Siehe auch den Beitrag
- „Der Name der Rose“ in 4K am 5.12.2023 in ausgewählten Kinos von Stefan Pribnow
im KULTUREXPRESSO.
Anzeige:
Reisen aller Art, aber nicht von der Stange, sondern maßgeschneidert und mit Persönlichkeiten – auch kulturelle und politische Reisen zu Kirchen und Klöstern und zum Thema Reichtum und Religion –, bietet Retroreisen an. Bei Retroreisen wird kein Etikettenschwindel betrieben, sondern die Begriffe Sustainability, Fair Travel und Slow Food werden großgeschrieben.