Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Was soll man anderes erzählen als die Wahrheit? Der Film über die Zustände im Sommer 1967 in Detroit, die der Aufstände wert waren, ist grandios gelungen.
Der Thriller mit dem einprägsamen wie schlichten, kurzen und knackigen Titel „Detroit“ ist in seiner Geschichte, die nicht vergehen will, gnadenlos spannend und bleibt mit seinen Banalitäten brisant bis heute.
Die Regisseurin Kathryn Bigelow, die mit „Near Dark“ und „Blue Steel“ bekannt wurde und mit „The Hurt Locker“ berühmt, schaffte bedrückende Einblicke in eine schmerzhafte Nacht voller schicksalhafter Ereignisse im Sommer 1967 in der Motor-City Detroit. Dass der Sommer 1967 nicht für alle einer der Gitarenklänge und Blumengirlanden, Anarchie und freien Liebe war, das wird nach wenigen Minuten klar.
Das Drehbuch zu diesem spannenden Film mit thrill schrieb Mark Boal, der für „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ bereits wie Bigelow einen Oscar bekam. Seine Weise des Erzählens zieht den Kinogänger ins Geschehen, so dass sich die Faust ballt. Dass dazu auch die Hauptdarsteller beitragen, das ist klar. In „Detroit“ auptrollen spielen John Boyega („Star Wars: Das Erwachen der Macht“), Anthony Mackie („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, „The First Avenger: Civil War“), Will Poulter („The Revenant“), Algee Smith („Army Wives”), Samira Wiley („Orange is the New Black“), Jack Reynor („Macbeth”), Hannah Murray („Game of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer“), Tyler James Williams („The Walking Dead“), Jason Mitchell („Kong: Skull Island“) und John Krasinski („Promised Land“).
Sie alle bringen US-amerikanische Geschichte hautnah in die Gehirne der Zu-spät-Geborenen, denen die Erfahrung fehlt. Das Establishment der USA wurde 1967 von politischen und sozialen Unruhen geprüft und antwortete mit Unterdrückung. Zur jahrhundertelangen Ungleichheit und Unterdrückung gesellte sich der Krieg in Fernost. Im Vietnamkrieg wurden vor allem Schwarze verheizt.
Dass die Wut wuchs bei den Belogenen und Betrogenen, vor allem beim Lumpenproletariat, das in den USA damals vor allem aus Negern, Schwarzen, Afroamerikanern bestand, das war kein Wunder. Die heftigsten Ausbrüche gab es in den Megastädten, den Metropole, wo Menschenmassen aus verschiedenen Millieus aufeinanderprallten.
Bigelows Film fokussiert sich auf die schreckenerregenden Ereignisse eines Abends während der Aufstände der unteren Millionen, die zu Bürgerrechtsaufständen verklärt werden, in Detroit. Dazu heißt es in einer AIM-Pressemitteilung vom 16.11.2017: „Als zwei Tage nach Beginn der Revolte auf der Anlage eines Motels Pistolenschüsse gemeldet werden, rückt die Polizei mit einem Großaufgebot an. Statt sachlich zu ermitteln, kommt es zu einer von Vorurteilen und Gewalt geprägten Razzia.“
Die anwesenden Motelgäste müssen sich einem mörderischen Verhör unterziehen – in Isolation sollen sie durch Einschüchterung zum Geständnis gedrängt werden. Das lebensbedrohliche Machtspiel eskaliert: mit tödlichem Ausgang. Drei schwarze Jugendliche wurden von weißen Polizisten ermordet, weitere schwarze Jugendliche, darunter zwei weiße Mädchen, übel zugerichtet, misshandelt und verprügelt.
Das was unter „1967 Detroit riot“ oder „12th Street riot“ in die Geschichte einging, ist nicht vergangen. Der Auslöser war damals eine Razzia in einer Schwarzen-Bar. Am Ende solle s laut Wikipedia 1189 Verletzte, 7000 Verhaftete und 43 Tote in Detroit. Während des Aufruhrs brannten 1400 Häuser, vor allem Geschäftshäuser. Hunderte Läden wurden geplündert.
Dass der Film „‚Detroit‘ … nun mitten hinein in die aktuelle Diskussion um „Black Lives Matter“, Polizeigewalt gegen Schwarze und offenen Rassismus von ‚White Supremacy‘ und ‚Alt-Right‘-Bewegungen“ sticht, wie Andreas Borcholte in „Spiegel-Online“ (22.11.2017) schreibt, das ist gut so für ein Land, in dem Typen wie Trump regieren.
Fotoreportage
Siehe auch die Fotoreportage zum Politthriller „Detroit“ von Kathryn Bigelow im KULTUREXPRESSO.
Filmografische Angaben
Titel: Detroit
Land, Jahr: USA 2017
Genre: Thriller
Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: Mark Boal
Darsteller: John Boyega, Will Poulter, Algee Smith, Anthony Mackie, Jason Mitchell, Kaitlyn Dever, Jack Reynor, John Krasinski
Produktion: Annapurna Pictures, Page 1, First Light Production
Verleih: Concorde
Länge: 143 Minuten
FSK: ab 12
Kinostart in der BRD: 23. November 2017