Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Es sind wunderschöne Bilder, die der Naturphotograph Markus Mauthe im Laufe von über einem Dutzend Jahren aufgenommen hat. Allein in den vergangenen zweieinhalb Jahren war er auf sechs Kontinenten; unter Wasser, im Wald, in der Wüste, im Hochgebirge. Die Ergebnisse konnte und kann man auf großen Leinwänden bewundern wie jüngst am 4. März im Humboldt-Saal der Urania Berlin – und der Eintritt ist frei. Dafür wird man vom Präsentator Greenpeace höflich zu Spenden aufgefordert und der Photograph bietet seine wunderschönen Bildbände zu Preisen von 15, 25 und 40 Euro an. Für Spender gibt es einen Kalender gratis. Dieser ist nicht nur auf Umweltschutzpapier, sondern mit einem ewigen Kalendarium versehen. Ohne Wochentage, also immer wiederverwendbar. „Nachhaltig“.
Der bunte Vogel, mit dem der Flyer für das Ereignis wirbt ist der Blaue Macaul, wie man ihn vor Ort nennt. Der Vogel braucht sich vor keinem stolzen Pfau zu verstecken. Sein wunderschönes blaues Gefieder ziert auch den im Fluge breit gefächerten Schwanz. Mit hochrotem Kopf und ebensolchen Schultern, die mittig in ein Grün übergehen, vor dem die Grünen und der „grüne Frieden“ vor Neid erblassen könnten, ist er vom Aussterben bedroht.
Wie der Film „Racing Extinction“ auf dem GreenMe-Festival Anfang des Jahres erschreckenderweise eindrucksvoll bewies, geht es Tag und Nacht Woche für Woche ganzen Tierarten an den Kragen. Pflanzen, die Heilkräfte entfalten könnten, rotten wir aus, bevor sie entdeckt werden konnten – für ein paar Burger, ein paar Cent, für Kurzsichtiges, dass verboten gehörte, wären unsere menschlichen Gesellschaften noch bei Sinnen. Dass sie es wohl nicht sind und warum, versuchen seit 2009 Bruce H. Lipton und Steve Bhaerman in ihrem Buch „Spontane Evolution“ zu erklären. Woran es auch liegen mag, wir Menschen tun zuviel Falsches, was zum Artensterben und zur Ausrottung letzlich auch unserer Spezies selbst führen wird, wenn wir nichts ändern. Selbst wenn wir etwas ändern, wird es für viele zu spät sein.
Noch fliegt der Blaue Macaul. Ein Zehntel von etwa 10.000 Vogelarten gelten als gefährdet und werden in Roten Listen geführt. Etwa zehn Jahre alte Hochrechnungen gehen davon aus, dass in weniger als einhundert Jahren sogar 12% der Arten aussterben könnten.
Der seltene Vogel in den Nationalfarben Aserbaidschans oder Eritreas lebt noch in Südamerika, im Grenzgebiet Ecuadors mit Bolivien. Ein Paar ist auf dem spanischsprachigen Faltblatt oder Leporello von Madidi Travel abgebildet, das am ITB-Messestand von Bolivien in Halle 1.1 erhältlich ist. Den bunten Schriftzug „Bolivia“ krönt allerdings als I-tüpfelchen der Schnabel eines Tukans. Das Madidi-Mosaik mit Manuripi-Heide, Madidipark, Serere und weiteren Mosaiksteinchen liegt im äußersten Nordwesten des Binnenstaates.
Diese entlegene Gegend und viele weitere Orte bereiste Markus Mauthe. Paradoxerweise hilft das Reisen, das Umweltfolgen haben kann, der Natur oft. Dominica macht es mit seinem Ökotourismus und seinem nachhaltigen Umgang mit dem, was die Insel bietet, vor. Intakte Korallenriffe und der längste Wanderweg der Karibik dienen bei schonendem Fremdenverkehr der Wirtschaft und der Allgemeinheit gleichermaßen.
Naturphotographie lässt uns in Ehrfurcht erschaudern; dokumentiert, was es vielleicht bald nicht mehr, aber doch noch geben wird. Früher nannte man es Diashow, jetzt multimediale Schau. Wie auch immer, der reine Genuss ist ein ganz klein bisschen getrübt mit schlechtem Gewissen und Ohnmacht, mit Zukunftssorgen und Nichtwissen, wo man anfangen soll, etwas zu tun.
Die Show ist viel professioneller, als sie vor zehn Jahren hätte sein können. Es wurde inszeniert und komponiert. Kai Arend schuf eigens für die Bilder Musik. Der große Erfolg gibt den Machern recht. Auch Greenpeace selbst ist eine geöltere und effektivere Maschine geworden. Ein Dokumentarfilm über den Verein und seine Geschichte, der unter anderem auf dem diesjährigen GreenMe-Filmfestival in Berlin aufgeführt wurde, zeigt das. Das Festival geht übrigens auch auf Reisen und beehrt vom 1. bis 3. April 2016 Nigeria. Es findet dort in Lagos auf Victoria Island in der Silver Bird Galleria statt.
„Naturwunder Erde“ wird von den Veranstaltern auch als Reise bezeichnet, als „eine Weltreise voller Bilder, Erlebnisse und Musik“. Diese Schau wiederum bereiste im Januar Baden-Württemburg und Bayern, im Februar Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein und im März außer der Bundeshauptstadt auch Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Reisefieber allerorten, die ITB wird gebraucht. Auch wenn die vielen Gefahren ausgesetzte Reisebranche manchmal wie ein Tanz auf dem Vulkan anmutet, ist der Reisetrend ungebrochen. Wenn um menschengemachte Problemzonen wie Tunesien, Ägypten und die Türkei ein Bogen gemacht wird, fliegen die Menschen eben nach Spanien, Portugal und in die Karibik. Auch der innerdeutsche Tourismus ist ein nachhaltiger, kohlendioxidarmer Ausweg aus der Misere, wenn einem ein Reiseziel nicht mehr ganz koscher ist: Riesen von Inländern im Inland nahmen in den vergangenen 12 Monaten um 15% zu.
An „Naturwunder Erde“ gibt es nicht viel auszusetzen und einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul. Dennoch gibt es vielleicht Verbesserungsmöglichkeiten. Die Vorführungen sind gut besucht, um nicht von Massenveranstaltungen zu sprechen. Dass so viele kommen, ist zu begrüßen. Die sehr schönen Bilder dieses wunderbaren Planeten, von dem wir nicht viele zur Auswahl haben, werden ausführlich kommentiert. Dabei wird einem auch schon mal erklärt, was eine Koralle ist und wie sich ein Riff bildet. Natürlich hat nicht jeder das GreenMe- Festival 2016 besucht mit den Themen Ocean – Life – Water, auf dem ausgiebig auf Maritimes eingegangen wurde und mit Unterwasserphotographie nicht gespart. Dennoch gibt es vielleicht den einen oder anderen, der schon weiß, wie ein Korallenriff entsteht und der einfach nur die großformatigen Lichtbilder anschauen möchte. Diese Leute sind dann entweder genervt oder überhören die für sie überflüssigen Kommentare.
Auch die Sprechstimmen, von den es zwei deutlich unterscheidbare gibt, sind unter Umständen gewöhnungsbedürftig. Angenehm ist, dass auch der persönlich anwesende Photograph kommentiert und moderiert. Das spart Kosten und der Spender weiß, dass mehr Geld für die Umwelt bleibt, wenn weniger für Sprecher ausgegeben wird. Doch bei der Menge der Kommentare des Photokünstlers, dessen Deutsch unleugbar aus dem Süden stammt, ist das zumindest in einigen Regionen der Bundesrepublik gewöhnungsbedürftig.
Markus Mauthe scheut sich auch nicht, Persönliches bekanntzugeben. Unter den Naturwundern der Erde muss Platz sein für die Liebe auf den ersten Blick, findet er. Auf einer brasilianischen Farm, die man im übrigen besuchen kann, lernt er die Liebe seines Lebens kennen, die ihn fortan bis zur Baumgrenze begleitet. Wir erfahren, dass sie im Himalaya nicht bis ganz nach oben mitkommt, da ihr, die Wärmeres gewohnt ist, dort zu kalt sei.
Mauthe ist nicht so eitel, dass ein Suchscheinwerfer ihn beleuchtet, wenn er auf die Bühne kommt. Der eingesparte Strom spricht auch für die Ernsthaftigkeit des Veranstalters, was die Gäste bestimmt befürworten. Er wird also selbst zur Leinwand seiner Dias bzw. Photos. Dennoch ist die Show sehr persönlich, obwohl es doch um das große Ganze gehen soll. Wir erfahren, dass er einmal seinen Wecker nicht hörte und dann 11 Minuten später von selbst aufwachte, um gerade noch rechtzeitig 300 Meter zurückzulegen, um in großer Höhe ein Meisterwerk zu schießen.
Am Ende, wenn das Saallicht angeht, werden wir viel gelernt haben.
Die Multivisionsshow „Naturwunder Erde“ wird bis Ende 2016 weiterziehen. Wir wünschen den Paradiesvögeln dieser Welt allzeit guten Flug.
Die nächsten Termine im einzelnen:
Berlin-Treptow, 10.3.2016, 20 Uhr im Cinestar Treptower Park, Elsenstraße 115/116
Frankfurt am Main, 16.3., 19.30 Uhr im Saal des Saalbau Gallus, Frankenallee 11, 60326 Frankfurt
Kronberg, 17.3., 19.30 Uhr in den Kronberger Lichtspielen, Friedrich-Ebert-Straße 1
Karben, 18.3., 19.30 Uhr im Saal des Bürgerzentrums am Rathausplatz 1
Gelnhausen, 20.3., 18 Uhr in der Stadthalle Philip-Reis-Straße 11
Rodgau, 21.3., 19.30 Uhr im großen Saal des Bürgerhauses Nieder-Roden, Römerstraße 13
Friedberg, 22.3., 19.30 Uhr in der Stadthalle, Saal 1, Am Seebach 2
Oberursel, 23.3., 19.30 Uhr in der Stadthalle, Saal 2, Rathausplatz 2
Frankfurt am Main, 24.3., 19.30 Uhr im großen Saal des Saalbaues Bornheim, Arnsburger Straße 24