Völklingen ist immer eine Reise wert – Ausstellung „Der deutsche Film. 1895 bis Heute“

"Der deutsche Film - 1895 bis Heute", eine Ausstellung in der Völklinger Hütte. © Hans-Georg Merkel / Weltkulturerbe Völklinger Hütte, BU: Stefan Pribnow

Völklingen, Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Völklingen im Saarland ist immer eine Reise wert, besonders zur Ausstellung „Der deutsche Film. 1895 bis Heute“. Das findet auch unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der bei seiner zweiten Reise nach Völklingen am 14.10.2023 die Ausstellung in der nun 150 Jahre alten Völklinger Hütte (Unesco-Weltkulturerbe) mit einer Rede eröffnete, in der er sagt: „128 Jahre deutscher Film: mehr als ein Jahrhundert große Unterhaltung und große Kunst, Kitsch und Genie, Propaganda und Aufklärung. Der deutsche Film, das sind kühne Experimente für begeisterte Kenner wie auch Kassenschlager beim breiten Publikum. Der deutsche Film, das ist Skandal und Jubel, Lachen und Weinen, Erkenntnis und Verführung, Traumwelt und harter Realismus.“

Treffender hätte man die deutsche Filmgeschichte nicht charakterisieren können, die in der Völklinger Hütte in der ehemaligen Gebläsehalle zu bestaunen ist. Mit einem Audioguide genannten elektronischen Museumsführer sind in einem Parcours diverse Installationen mit Filmausschnitten der Ausstellung „Der deutsche Film – 1895 bis Heute“ zu bestaunen, die am 15.10.2023 begann und am Sonntag, 18.8.2024 enden soll. Filmausschnitte sind sowohl auf großen Leinwand-Projektionen in Überkopf-Höhe als auch auf antiken TV-Geräten, die noch aus dem Beginn des Heimkinos stammen, zu sehen.

„Der deutsche Film – 1895 bis Heute“, eine Ausstellung in der Völklinger Hütte. © Hans-Georg Merkel / Weltkulturerbe Völklinger Hütte, BU: Stefan Pribnow

Nazi-Propaganda-Filme (Leni Riefenstahl) auf Großleinwand sowie ein Film-Dokument, das dieses entsetzlich hysterische Geschrei des irrsinnigen Massenmörders Adolf Hitlers und seiner gehirngewaschenen Gefolgsleute zeigt – im Fußboden eingelassen (!) – bitte nicht darauf spucken, obwohl es sich anböte und auch ein gewisses Maß an Legitimität hätte, wenn man nicht respektvoll an die Reinigungskräfte dächte.

Der Parcours beginnt mit Präsentationen zur ersten Stummfilm-Diva Asta Nielsen gefolgt von grausamen Kriegsschlachten-Dokumentationsfilmen des Ersten Weltkrieges. Seien es Expressionismus und Kino der Weimarer Republik („Mädchen in Uniform“), oder Stars wie Hans Albers, Marlene Dietrich, Heinz Rühmann, Romy Schneider, Lilly Palmer, Iris Berben, Billy Wilder, Fritz Lang, Wim Wenders, Alexander Kluge und Tom Tykwer (pars pro toto) – alle Genres und Ikonen des deutschen Films werden ausreichend gewürdigt, wie z.B. Murnaus „Nosferatu“, „Dr. Caligaris Gruselkabinett“ sowie „Metropolis“ und „Nibelungen“ von Fritz Lang. Unmöglich, alle und alles aufzuzählen – es ist einfach nur sehenswert.

„Der deutsche Film – 1895 bis Heute“, eine Ausstellung in der Völklinger Hütte. © Hans-Georg Merkel / Weltkulturerbe Völklinger Hütte, BU: Stefan Pribnow

Original-Filmkostüme der Dietrich, ein Perlenketten-Kostüm aus Metropolis und weitere Preziosen aus der Filmgeschichte werden in Glasvitrinen präsentiert.

Der DEFA-Film „Die Legende von Paul und Paula“, „Sommer vorm Balkon“, „Berlin – Ecke Schönhauser …“, „Der Staat gegen Fritz Bauer“, „Freak Orlando“, Rainer Werner Faßbinder, Margarethe von Trotta, Volker Schlöndorff – alle Filme und Filmgrößen im Verlaufe der Zeit werden gewürdigt und hinterlassen ein Erlebnis von bewunderndem Staunen.

Eine wundervolle Installation in dieser so geschichtsträchtigen Stahlproduktionshütte mitten im nunmehr touristisch ausgezeichnet erschlossenen grünen Saarland mit seinen Premium-Wanderwegen ist diese Ausstellung. Vorbei sind die Zeiten, als der sich im Umland weit verbreitende Hüttenruß aus den rauchenden Schornsteinen und Schloten die frisch gewaschene Wäsche auf den Leinen schnell wieder schmutzig machte.

Vorbei sind auch die Zeiten des dunklen Kapitels der Zwangsarbeiterschaft sowohl im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Auch an dieses Schreckensthema wurde in der Hütte mit Installationen auf dem riesigen Hüttengelände gedacht, welches sich mit und ohne Führung in gut ein bis zwei Stunden erwandern läßt. Das ist ein Rundgang, der einen lohnenswerten Abschluss dieses Kulturausfluges darstellt.

Lohnenswert ist auch ein Blick in das Programm der Völklinger Hütte, in der auch Rockfestivals und Tanz aufgeführt werden sowie Urban-Art-Ausstellungen auf dem riesigen Hüttengelände.

Für das leibliche Wohl ist im hütteneigenen Restaurant-Imbiss gesorgt.

Gut erreichbar ist die Völklinger Hütte auch mit der Deutschen Bahn – ein fünf bis zehn Minuten dauernder Fußweg führt vom Bahnhof zur Hütte.

„Der deutsche Film – 1895 bis Heute“, eine Ausstellung in der Völklinger Hütte. © Hans-Georg Merkel / Weltkulturerbe Völklinger Hütte, BU: Stefan Pribnow

Noch ein Hinweis zu Festivitäten und Aktivitäten rund um

150 Jahre Völklinger Hütte – das Jubiläum in den Programmen des Saarländischen Rundfunks.

Am 12. Mai 1873 erhielt der Hütteningenieur Julius Buch die Baugenehmigung zur Errichtung der „Völklinger Eisenhütte“. Die Gründung der Völklinger Hütte vor über 150 Jahren feierte das heutige UNESCO-Weltkulturerbe mit einem Festwochenende am Samstag, 13. Mai ’23, und Sonntag, 14. Mai ’23. An beiden Tagen gab es Themenführungen zu Industriekultur, Geschichte, Kunst und Natur, die die mannigfaltigen Facetten des ehemaligen Eisenwerks und heutigen UNESCO-Weltkulturerbes vorstellen.

Der SR begleitete das Ereignis sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen mit aktueller Berichterstattung.

Das SR-Fernsehen sendete am Samstag, 13. Mai 2023, 9.45 Uhr, den Film „Der eiserne Schatz – Eine Geschichte der Völklinger Hütte“ (siehe Mediathek). Sven Rech blickt darin zurück auf die Zeit, als die Völklinger Hütte Arbeitgeber für viele Menschen und Symbol für den Wohlstand einer ganzen Region war. Es folgte am Sonntag, 14. Mai ’23 „Röchlings letzte Zeugin“. Die Dokumentation von Inge Plettenberg beleuchtet darin die Umstände des mysteriösen Mordes an Antinazi Karl Theodor Röchling kurz vor Kriegsende im Jahr 1944. Alle Beiträge zum Thema „150 Jahre Völklinger Hütte“ sind als Sammlung in der ARD-Mediathek zu finden.

Anlässlich des Jubiläumswochenendes erzählt SR-2-Reporter Jochen Erdmenger in einer Mini-Serie die Geschichte des Gründers Julius Buch – die in einer berühmten Champagner-Kellerei endet.

Über den Sommer erkundete „SR 2 KulturRadio“ (Eigenschreibweise) neue Besucherwege, schaute dem Schweizer Installationskünstler Rémy Markowitsch über die Schulter und begleitete die Einrichtung des neuen Besucherzentrums im Wasserhochbehälter – mit der neu entwickelten Mixed-Media-Dauerausstellung „Bewegung. Macht. Geschichte“.

Auch über Sonderausstellungen und weitere Aktionen im Weltkulturerbe im Laufe des Jahres wurde in den SR-Programmen berichtet. Einzelne Themen wurden in verschiedenen SR-Sendungen aufbereitet.

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