Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der französische Reiseautor Paul Lucas trifft 1707 in Aleppo den zwanzigjährigen Hanna Diyb. Er stellt den jungen Mann ein, um mit ihm von Aleppo über Tripolis, Saida, Zypern, Ägypten, Libyen, Tunis nach Livorno, Genua und Marseille, von dort durch das Rohnetal nach Paris zu reisen. Mit großem Talent schreibt Hanna über die Reiseroute und die Geschichten, die den Reisenden zugetragen werden. Er schildert Angriffe von Korsaren, dass uns das Blut in den Adern gefriert und wir in unseren Alpträumen hinfort ein neues Repertoire des Schreckens zur Verfügung haben. Besonderes Augenmerk legt er auf die Beschreibung des höfischen Lebens unter Ludwig XIV. Mitunter lugt Ironie aus den Zeilen, doch insgesamt begreift er seine Erlebnisse als großes Wunder, dem er sich staunend ergibt. Das macht die Geschichte auch dreihundert Jahre später noch spannend, seine Offenheit und die Kunst des Staunens treibt uns Leser durch die Zeilen.
Ein großartiges Buch, bedenkt man das traurige Schicksal der Stadt Aleppo in der Gegenwart, umweht die Geschehnisse ein aktueller Hauch von Tragik.
Etwas zum sich wundern: Erst im Jahr 1993 entdeckte ein findiger Mensch (dem wir dafür ewig dankbar sein müssen) das Manuskript des Berichts dieser Reise von Aleppo nach Paris im Zeitalter Ludwig XIV. in der Vatikanischen Bibliothek.
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Hanna Diyāb, Von Aleppo nach Paris – Die Reise eines jungen Syrers bis an den Hof Ludwig XIV., Aus dem Französischen übersetzt von Gennaro Ghirardelli unter Hinzuziehung der arabischen Handschrift und von diesem mit einem Vorwort versehen. Mit einem Nachwort des französischen Arabisten Bernard Heyberger und Bemerkungen zur Sprache Hanna Diyābs, Verlag: Die Andere Bibliothek, Bandnummer: 378, Berlin 2016, Originalausgabe, nummeriert und limitiert. Buchgestalterin: Paulina Pysz. Mit 13 Abbildungen und einer Landkarte. Bezug und Vorsatzpapier mit einem von der islamischen Ornamentik beeinflussten geometrischen Muster. Fein gelbleuchtender Bundsteg, Fadenheftung, Lesebändchen. ISBN: 3-8477-0378-5, Preis: 42 Euro