Wer eine Vision hat, der soll zum Arzt gehen – Sprung im Glas oder Glas der Vernunft?

Glas. Quelle: Pixabay, Foto: Kira Hoffmann

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). In Kassel geben Bürger Geld, damit der Preis „Das Glas der Vernunft“ vergeben werden kann. Seit 1990. Damit sollen angeblich „Personen oder Institutionen geehrt werden, die sich in besonderer Weise um die Maximen der Aufklärung verdient gemacht haben“.

Davon abgesehen, dass eine Einrichtung nicht nichts tut und genau so wenig unterlässt, ist sie in der Regel nur das Ziel von Leuten im Land, die dort enden. Zurück vom falschen Verständnis des Begriffs Institution zum falschen Begriff Aufklärung.

Bekommt ein Wissenschaftler den Preis der Aufklärung Kassel, weil er aufklärt, oder ein Polizist, weil er aufklärt, oder ein Journalist, weil er aufklärt, oder ein Soldat, weil er aufklärt?

Nein, noch nicht einmal ein Lampist, der hätte Licht werden lassen können, bekommt den Preis, sondern mit Chimamanda Ngozi Adichie eine Schriftstellerin aus Nigeria. Ja, richtig, eine Negerin, eine Schwarze, eine Frau, eine aus dem Schwarzen- beziehungsweise Negerstaat Niger oder war`s Nigeria. Vielleicht ist sie auch noch Lesbe, einäugig und mit Hinkebein.

Nigeria, der Name des Staates wurde einst vom gleichnamigen Fluss abgeleitet. Der wiederum dürfte vom lateinischen und von mir aus auch vom portugiesischen Wort „niger“ stammt, was schlicht schwarz heißt.

Schwarze Leute aus der Literatur, um es mit einfachen Worten zu sagen, Geschichtenerzähler, Märchenonkel und -tanten sind also für Bürger mit Geld aus Kassel Aufklärer und offensichtlich so tolle Aufklärer, dass sie „Das Glas der Vernunft“ verdienen.

Und warum genau? Weil die Frau, die gleich in zwei Staaten leben soll, nämlich in den Nigeria und USA genannten, laut Pressemitteilung einer oder mehrerer Personen der Stadt Kassel vom 11.4.2019 eine „Vision einer humanistischen Diversität“ habe.

Nichts gegen eine 1977 in Nigeria geborene Autorin, deren Werke in viele Sprachen dieser Welt übersetzt wurden und die es schafft, in zweien davon zu leben – Wahnsinn, aber „wer eine Vision hat, der soll zum Arzt gehen“ (freue sich, wer`s kennt).

Dass das Kapital weder Hautfarbe noch Geschlecht kennt, das ist klar, aber was eine Frau mit einer Vision mit Aufklärung zu tun hat, das entzieht sich wie die Spirits der parapsychologischen Versuchsanordnung.

Vielleicht haben die Kasseler Bürger mit Geld auch nur einen Sprung im Glas, wer weiß das schon. Bedarf es etwa der Aufklärung?

Anzeige

Vorheriger ArtikelFür immer im Fußballtrikot herumlaufen oder zum Buch „Fußballtrikots“ von Neal Heard greifen?
Nächster Artikel„Schweben“, ein temporäres ‚Kunst-Ereignis‘ südlich von Berlin