Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Film „Fuchs im Bau“ beginnt mit einem Trommelwirbel. Dann geht’s mit einem „Morgen“ weiter. Lehrer Hannes Fuchs (gespielt von Aleksandar Petrović), der als ehrgeizige Mittelschullehrer gilt, sitz vor einer Knast-Klasse.

Fuchs sitzt nicht alleine. Die erfahrene und eigenwilligen Gefängnispädagogin Elisabeth Berger (Maria Hofstätter) sitzt auch und Fuchs assistiert ihr. Der „entdeckt … durch die unkonventionellen Unterrichtsmethoden der älteren Kollegin nicht nur seine eigene Kreativität wieder, die nach der Stelbsttötung seines Sohne Felix verloren gegangen schien, sondern auch das Geheimnis der verschlossenen Insassin Samira“, heißt es in einer Pressemitteilung zum Film. Die will er nun wohl retten.

Szene aus dem Film „Fuchs im Bau“ von Arman T. Riahi. © Golden Girls Filmproduktion, BU: Stefan Pribnow

Für den Weltfrieden wird auch bunt gemalt, nicht gemailt. Ansonsten ist der Schulalltag gitterig und grau. Grau sind auch die Wolken über’m Gefängniskarree, in dem der Hofrundgang veranstaltet wird.

Eine Frau der Jugendgerichtshilfe mischt auch noch mit, ein Justizwachtmeister, ein Knastkommandant, nette Nebenrollen im Hauptfach Gefängnisschule.

Szene aus dem Film „Fuchs im Bau“ von Arman T. Riahi. © Golden Girls Filmproduktion, BU: Stefan Pribnow

Wieso, weshalb, warum? Danach fragt ein Schüler. Samira ist es nicht. Samira ist eine Verschlossene in der Geschlossenen. Die Diverse beziehungsweise Androgyne redet nicht, die andere Jungmänner und Jungfrauen umso mehr. Einer streichelt, ein anderer schlägt. So sind sie, die Kinder-Knackis. Doch die nicht knackigen Kinder sind nur Sättigungsbeilage beim Kammerspiel der beiden Lehrer im Knast-Klassenraum. Richtig, Samiras neuer Lehrer macht auch Hausbesuche, erst bei ihrer Mutter und dann bei Kollegin Berger, wo gebumst wird, bis die Bullen kommen, doch die erweisen sich als falsch.

Was für ein Drama mit den Delinquenten, mit der Tür, mit der Band, mit dem Pinsel, mit der Kreide, mit den Trommelschlägeln.

Szene aus dem Film „Fuchs im Bau“ von Arman T. Riahi. © Golden Girls Filmproduktion, BU: Stefan Pribnow

Am Ende trommelt die ganze Knastklasse, der Berger statt mit Hausaufgaben mit Wandmalereien beizukommen sucht, bis sie schwächelt und der Fuchs den Bau beherrschen soll. Der steckt der Diversen heimlich Farben und Pinsel in der Iso-Zelle zu. Mit einem versucht Samira, sich das Leben zu nehmen. Fuchs wäre dran, aber Berger kommt darauf, sich den Schuh anzuziehen, um auf dem Absatz kehrtzumachen und auf einem Motorrad ans Meer zu fahren. Derweil macht Fuchs das Richtige. Er bringt Musik ins Spiel und finden die Sprache wieder, die gemeinsame. Mit anderen Worten: Kunst kann Knackis retten. Tusch!

Der Film „Fuchs im Bau“ solle laut Drehbuchautor und Regisseur Arman T. Riahi von den Erfahrungen des Sonderpädagogen Wolfgang Riebniger, der über 25 Jahre in der Wiener Justizanstalt Josefstadt lehrte, leben. Die Premiere dieses Problemfilms fand im Oktober 2020 auf dem Warschauer Internationalen Film Festival und erhielt allerlei Auszeichnungen und Nominierungen, unter anderem auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis 2021 drei Auszeichnungen, für Beste Regie, Bestes Drehbuch und den Preis der Jugendjury, nominiert war er zudem als Bester Spielfilm und Juna Jordan für den Darstellerpreis. Für den Filmpreis der Republik Österreich 2022 ist er in zehn Kategorien nominiert. Mit anderen Worten: sehenswert!

Filmografische Angaben:

  • Originaltitel: Fuchs im Bau
  • Staat: Österreich
  • Jahr: 2020
  • Regie: Arman T. Riahi
  • Drehbuch/Buch: Arman T. Riahi
  • Kamera: Mario Minichmayr
  • Schnitt: Karina Ressler, Joana Scrinzi (zusätzlicher Schnitt)
  • Musik: Karwan Marouf
  • Darsteller: Aleksandar Petrović (Hannes Fuchs), Maria Hofstätter (Elisabeth Berger), Luna Jordan (Samira Spahić), Sibel Kekilli (Tara Ketabi), Andreas Lust (Weber), Karl Fischer (Rudolf Vanicek), Faris Rahoma (Peter Steiner), Thomas Momcinovic (Vukovic), Elias Maria Burckhardt (Hofer), Adriano Bonamore (Sala), Joshua Jagersberger (Baumgartinger), Arben Kica (Guci), Precious Mariam Sanusi (Djamila), Delal Firat (Dragana), Omar Zairi (Amir), Sajad Karimi (Mo), Rayed Houche (Hamza), John Smile (Mbakou), Anica Dobra (Leyla Spahić), Paolina Neugebauer (Pollak), Michaela Schausberger (Luger), Angelika Strahser (Frau Vogler), Lukas Watzl (Eder), Margot Binder (Ärztin), Wolfgang Rupert (Muhr)
  • Produzenten: Arash T. Riahi, Karin C. Berger
  • Produktion: Golden Girls Filmproduktion
  • Länge: 102 Minuten
  • Altersfreigabe: FSK 12, JMK 14

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