Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der junge Tunichtgut Molakisi aus seiner kinderreichen und armen Familie flüchtet aus Zaire (heute Kongo), in die Region Luanda Norte nach Angola, um dort unfassbar reich zu werden. Denn nichts anderes haben die Glückssucherinnen um Tshiamuena im kreuzgefährlichen Grenzgebiet im Sinn. Die Diamanten, die Klunker, die Steinchen des schnellen Geldes haben es ihnen angetan. Doch bis dahin und dazwischen: Saufereien, wilde Tänze, schwere Körperverletzung, Mord. Derweil sich Regierung und Rebellentruppen (je nach Gemütslage gestützt von der Sowjetunion oder den USA) in Angola aus Machtgründen killen, killen sich die ZairerInnen/Romanfiguren aus Diamantengier. In einem Gebiet von kakophonischem Ausmaß, fließen die Tränenströme des Leids und der Freude eng nebeneinanderher, kreuzen sich und vereinen sich hin und wieder zu einem gemeinsamen Strom, dem Zaire, den Unterlauf des Kongo, dem Fluss des Todes und des Lebens. Tshiamuena ist Königin und gutböse Hexe der Gegend. Ohne sie, die Madonna, die Hure, die Menschenfängerin, die Mutter und Menschenfresserin, läuft nichts.
Fiston Mwanza Mujila, geboren im Kongo, zaubert ein heftiges Buch auf unser Lesesofas. Der Text ist irre überbordend, das Lesen strengt an, auch weil er sich in unzähligen Nebengeschichten ergießt und die Fülle an Figuren und Ereignissen die Leserin herausfordert.
Gleichzeitig ist diese Art Roman voll Musik, deren Texte und Rhythmus die Ereignisse ohrenbetäubend illustrieren.
»… es gibt keine Schönheit das Geld ist die Schönheit es gibt keine Jugend das Geld ist die Jugend armer Teufel, hör auf, mich anzugraben. Habenichtse, nein reiche Schnösel, ja noch besser Geld Geld, Geld, Geld armer Teufel, hör auf zu nerven… «
»Alle, die aus Angola zurückkamen, völlig am Ende oder die Taschen voller Klunker, sprachen mit schnarrender Stimme, wenn sie die Madonna heraufbeschworen, vielleicht um ein Schluchzen zu unterdrücken.«
Bilbiographische Angaben
Fiston Mwanza Mujila, Tanz der Teufel, Roman, 288 Seiten, Übersetzerinnen aus dem Französischen: Katharina Meyer und Lena Müller, fester Einband, Verlag: Zsolnay in Carl Hanser Verlag, München, 1. Auflage, 14.3.2022, ISBN: 978-3-552-07277-0, Preise: 25 EUR (Deutschland), 25,70 EUR (Österreich)