Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Channing Tatum ist spätestens seit „Magic Mike“ in der 1. Liga, Adam Driver stellte seine Vielfalt an den Wasserfällen von „Paterson“ in New Jersey unter Beweis (Kinostart: 17. November 2016), Doch am frohesten machte mich am neuen Steven-Soderbergh-Streifen, dass Daniel Craig endlich mal eine Rolle bekam, die mir gefiel. Craig überzeugte mich persönlich als Bond in Bolivien nicht. Agent Doppelnull darf und muss töten, das galt auch für Daniel Craig. Doch als Mitarbeiter im Geheimdienst ihrer Majestät der Königin von England stelle ich mir einen eleganten Gentleman mit versteckter Grausamkeit vor. Das Vereinte Königreich von Großbritannien und Nordirland mag voller Marotten seien, hatte das aber eigentlich nicht verdient. Umso mehr gefällt Craig mit blond gefärbtem Bürstenschnitt im Knast. Dass er dort ist, hat in der 118-minütigen Actionkomödie „Logan Lucky“ natürlich seinen Sinn. Allein das Zusammentreffen der Filmbrüder Tatum/Driver mit Craig im Gefängnis ist voller Komik.
Überraschungen und Zufälle
Später überzeugen glaubwürdige Überraschungen – ja, so ist es manchmal im Leben, nichts läuft wie geplant.
Manches ist natürlich auch etwas unglaubwürdig, doch gehen wir ins Kino, um uns den Alltag von Frau Meyer oder Herrn Krause anzuschauen? Sicher nicht.
Als zum Schluss Hilary Swank und Adam Driver zusammen ein Bier trinken und sich schöne Augen machen, riecht es nach einer Fortsetzung.
Die ist mir immer noch lieber als irgendein Remake, zum Beispiel von „Flatliners“. Schlimm genug, dass hervorragende Filme wie die skandinavische Krimitrilogie mit Naomi Rapace nach kurzer Zeit neuverfilmt werden, bloß weil in den USA die Zuschauer nicht daran gewöhnt sind, synchronisierte Filme anzuschauen oder gar untertitelte.
Der Urfilm „Flatliners“ spielte mit der Grenze von Leben und Tod und Elementen den Schreckens. Okay, Filmgeschichte, hat man gesehen, abgehakt. Aber noch einmal?
Dann lieber eine Fortsetzung von dem Klamauk (im positiven Sinne), den Logan-Glück-im-Unglück darstellt.
Dagegen spricht, dass es sich um eine Buchverfilmung handelt.
„Logan Lucky“ spielt in North Carolina und West Virginia
Für den Film spricht, dass die Gegend in den USA, wo er spielt, North Carolina und West Virginia, zu selten im Film gezeigt wird und mal die Ausmerksamkeit in eine andere Richtung lenkt. Kalifornien und immer wieder New York flimmern meist über die Bildschirme und Leinwände, das kann irgendwann auch einseitig werden. Unser Planet ist zu groß, um nur ein paar Ecken zu zeigen.
Viele gute und sehr gute Filme wurden im Fernsehen noch nie gezeigt. Wie wäre es mal mit einer Reihe „Filme von Debra Granik“?
In „Winter’s Bone“ wird auch eine Gegend gezeigt, in der vorwiegend Weiße leben, die unterdurchschnittlich viel verdienen (Südmissouri). Ohne Berlinale hätte es der Spielfilm vielleicht nie nach Deutschland geschafft. Und dass, obwohl Jennifer Lawrence mitspielt, der Mockingjay-Silver-Linings-und-und-Superstar.
Soderbergh, der außer „Magic Mike“ (2012) und „Haywire“ (im selben Jahr) vor allem „Ocean’s Eleven“ ff. drehte (2001, 2004, 2007), passt zu einem gut geplanten Coup. Ein Verbrechen wie ein fast undurchführbarer Raub erfordert Planung. Ein Spielfilm erfordert Planung. Doch außer den Schauspielern ist an einem Film eigentlich alles planbar, zwar nicht vorhersehbar, doch bestimmbar. Wenn das Geld da ist, kann eine Szene beliebig oft gedreht werden, bis zum 27. Take. Zufälle glaubwürdig einzubauen, kann man planen.
Dass trotz eines guten Buches und Drehbuches manches trotzdem unglaubwürdig wirkt – who cares?
Das Leben schrieb viel unglaubwürdigere Geschichten. Einige sind sogar verfilmt worden.
Man kann bei einem Krimi und einer Actionkomödie keinen gesetzestreuen Film erwarten. In jedem Tatort sterben Menschen. So ist das eben heute.
Aber nach „Logan Lucky“ hat man ein beschwingtes Gefühl, schöpft irgendwie Hoffnung, hat gelacht oder wenigstens die Mundwinkel oben gehabt. Das kann man nicht bei jedem Film heute sagen.
Dieser Film ist kein Muss, kein „Captain Fantastic“, aber irgendwas hat man schon verpasst, wenn man nicht da war.
Riley Keough überzeugt als der wilden Brüder Schwester Mellie, die einiges in die Hand nehmen kann.
Katie Holmes ist selbstsicher dabei.
Hilary Swank ist wie immer sehr gut, reicht von der Rolle her (nicht wegen ihres Spiels) nicht an Frances McDormand als Ermittlerin in „Fargo“ heran (1996), aber es gibt einen entfernten Anklang einer Parallele.
Allein der entzückenden Katherine Waterston beim Flirten zuzusehen mit dem Halbtrottel, den Channing Tatum spielt, wäre ein Grund hinzugehen.
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Der andere Driver
„Baby Driver“ würde ich wohl insgesamt vorziehen, doch das ist Geschmackssache. Es kommen heute so viele Filme ins Kino, dass man sich schon beeilen muss, sie anzuschauen, bevor sie wieder aus dem Programm geworfen werden.
(Zudem, wenn sie, wie Baby Driver, statt am 31. August zu starten, schon im Juli anlaufen und man urlaubsbedingt Terminprobleme bekommt.)
„Logan Lucky“- Regie: Steven Soderbergh, mit: Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig, Riley Keough, Katie Holmes, Hilary Swank, Seth MacFarlane, Katherine Waterston u.v.a.
Kinostart: 14. September 2017
FSK ab 12 Jahren.
Unter anderem hier im Kino:
Berlin:
– Cinemax Potsdamer Platz z.B. 17.10 und 20.20 Uhr
– Cinestar Treptower Park und Tegel
– Colosseum, Schönhauser Allee
– Cubix am Alex ab 8. Oktober 2017
– Uci-Kinowelt Gropiuspassagen, Johannisthaler Chaussee 295
– Zoo-Palast
– Babylon, Dresdner Straße, Originalversion (analog)
Bochum:
– Uci Cineworld Ruhrpark
Boizenburg:
– Kino Boizenburg, Reichenstraße 19 (DF)
19.30 Uhr
Borken:
– Cinema
Celle:
– Kammerspiele
Dortmund:
– Cinestar, Steinstraße 44 (DF)
Dresden:
– KIF Kino in der Fabrik, Tharandter Straße 33
– Ufa-Kristallpalast, Sankt-Petersburger Straße 24a
Düsseldorf:
– Metropol
Uci-Kinowelt
Göttingen:
– Cinemaxx, ab 6. Oktober
Kiel:
– Cinemaxx
Ludwigshafen:
– Cinestar
Mannheim:
Cinemax
Neubrandenburg:
– Cinestar, ab 6. Oktober
Oranienburg:
– Filmpalast, Berliner Straße 40, ab 6. Oktober
Recklinghausen:
– Cineworld
Rendsburg
– Schauburg, Schleifmühlenstraße 8
Rietschen:
– Kino-Café
Schleswig:
-Filmtheater Capitol
und viele andere!
(Alle Angaben ohne Gewähr.)
Inhalt (Spoiler)
Die Brüder Jimmy und Clyde Logan werden vom Pech verfolgt. Während der impulsive Jimmy (Channing Tatum) einen Job nach dem nächsten verliert, wird Barkeeper Clyde (Adam Driver), der nur einen Arm hat, oder ist es die Hand?, immer wieder schikaniert. Und dann wären da noch die Geldsorgen. Aber Jimmy hat eine brillante Idee, die den beiden aus der misslichen Lage helfen soll: Ein Raubüberfall im großen Stil! Das prestigeträchtigste und legendärste NASCAR-Rennen der Welt auf dem Charlotte Motor Speedway in Concord, North Carolina bietet scheinbar die perfekten Voraussetzungen für einen cleveren, unterirdischen Raubzug! Die Brüder brauchen unbedingt einen Safeknacker, den berüchtigten platinblonden Safeknacker des Landes: Joe Bang (Daniel Craig) – der sitzt allerdings noch im Gefängnis. Während der Planung des großen Coups tauchen immer neue Hindernisse auf, doch gemeinsam mit ihrer Schwester Mellie (Riley Keough) setzen die beiden Brüder alles daran, ihre lebenslange Pechsträhne endlich zu beenden…