Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Liliana Cobos ist Künstlerin. Liliana Cobos ist Sängerin. Eine singende Künstlerin und vieles mehr. Sie könnte auch Model sein. Doch wenn sie singt, ist das ein Gewinn. Auch für ihre Heimat, die sie in der Bundesrepublik gewollt oder ungewollt repräsentiert. Mexiko gewinnt dabei. Wer gedacht hatte, es ginge hier um Ergebnisse der Herren-Fußball-WM in Russland, hat sich getäuscht. Das 0:1 gegen den Titelträger, eine Mannschaft aus einem großen Land Mitteleuropas, und das 1:2 gegen Korea ging auch so genug durch die Medien. Dabei wird leicht vergessen, dass 11 Männer auf dem Platz nie und nimmer 120 Millionen repräsentieren, sondern – allerhöchstens – die Hälfte. Die Frauen haben eigene Mannschaften.
Liliana Cobos Pineda ist eine Frau. Vielleicht hat sie sich über die sportlichen Siege ihrer Landsleute gefreut, vielleicht interessiert sie sich mehr für Kultur. Die benannte Sportart spielt immerhin in dem nordamerikanischen Land Mexiko eine wichtige Rolle. Wenn Mexiko gewinnt, ist das ganze Land im Taumel. Geht es Deutschland anders?
Auf dem Platz auf zwei Seiten, kulturell angenähert
Deutschland und Mexiko sind sich nach 2012 sehr viel näher gekommen. Dazu trug ein hoch angebundenes „Duales Jahr“ bei, in dem sich das jeweils andere Land beim Gastgeber ausgiebig präsentieren konnte. Die Mexikaner lernten vieles Neue über Deutschland, das dort sowieso schon einen guten Ruf genießt.
Viele Deutsche hatten Gelegenheit, die Größe des lateinamerikanischen Staates kennenzulernen. Den Reichtum Mexikos, historisch und kunsthandwerklich (große MAYA-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau), wirtschaftlich und kulturell.
Drei von unzähligen Beispielen:
Aktuell laufend:
Bezaubernde Blicke. Malerei und Zeichnungen: Rosaana-Velasco-Ausstellung in Berlin
Bei der Geographie angefangen erstaunen wir bei Mexiko. Wer hätte hier 3 oder 4 Zeitzonen vermutet? Selbst die Zugehörigkeit zu Nordamerika, die aufmerksamen Zeitungslesern möglicherweise auffiel, als der nächste Fußball-WM-Austragungsort bekanntgegeben wurde, überrascht die meisten Zeitgenossen.
Viele verorten das Land immer noch in Mittel- oder gar Südamerika. Mexiko gehört zu Nordamerika? Kaum zu glauben.
Da lohnte und lohnt ein Blick auf die Karte oder in den Atlas. Ungeahnt lange Traumstrände säumen die Küsten des Atlantiks – und Pazifiks. Berge, Vulkane, Pyramiden – hier gibt es so gut wie alles, was das Herz begehrt. Frau Cobos und Eric T. bringen eine kleine Kostprobe zu Köstlichkeiten der Küche.
Veranstaltungsort Kulturbrauerei: Kino, Public Viewing und Streetfood mit Gesang
Die Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg ist eine Institution im Kulturbereich. Ein großes Kino mit vielen Sälen, Kunstausstellungen, Konzerte und Partys sind nur einige Beispiele. In den historischen und wenig zerbombten Backsteingebäuden rund um einen untypisch geformten, länglich-abknickenden Hof wird im Juni/ Juli 2018 auch Public Viewing angeboten. Die Bildqualität auf der Riesenleinwand ist sehr gut. Lautsprecher gibt es auch für Zuspätgekommene in den hinteren Reihen und die Stehplätze. Durch die umbaute Hofsituation auf einem Riesengelände bleibt der Straßenlärm draußen. Der Eintritt zu den Vorrundenspielen ist frei, außer wenn die belgischen Farben in waagerecht getragen werden; wer die bundesdeutschen Herren kicken sehen will, zahlt nicht nur die Getränke, sondern auch 3 Euro für den Zugang.
Streetfoodmarkt im Kessel- und Maschinenhaus
Zunächst einmal: Beim Streetfoodmarkt und dem Konzert ist der Eintritt frei. An ausgewählten Sonntagen wird Straßenkunst aller Art gezeigt. Am Johannistag 24. Juni 2018: Streetfood. Aus Mexiko: Tacos, Burritos, Quesadillas. Finest Mexican Food. Tapas. Chevice. Sogar, als mexikanisches Special von der Trucktoria: Wildschweinburger mit Chili Chipotle BBQ.
Im Kesselhaus, wo der Braukessel stand und im benachbarten Maschinenhaus. Das Kesselhaus ist ein großer Raum mit Plätzen auf der Galerie. Carmen Consoli spielte hier und manchmal ist es Monate vorher ausverkauft. So am 23. August, wenn der Film „Gundermann“ mit Konzert von Dresen, Prahl & Band gezeigt wird, mit Alexander Scheer. Regisseur Andreas Dresen ist vom Tag des Mauerbaus am 13. August an mit „Gundermann“-Darstellern auf Premieren- und Konzerttour.
Zum Mex-Streetfood gibt es Musik und Gesang vom Feinsten. Los Karner, Mariachi internacional „El Dorado“ und, vor allem, Liliana Cobos & Eric Trejo.
Liliana Cobos, deutschsprechende Sängerin aus Mexiko-Stadt
Bereits 1998 kam die Sängerin Liliana Cobos aus der Hauptstadt Mexiko-Stadt nach Deutschland. Zunächst in das buchstäblich nächstgelegene Westdeutschland: Nordrhein-Westfalen. In Düsseldorf und Köln feierte sie ihre ersten Erfolge auf deutschen Bühnen. Von kleinen Veranstaltungen wie traditionell mexikanischen Fiestas bis hin zu großen Fernsehauftritten führte sie der Weg schließlich in die deutsche Hauptstadt. Hauptstädter vermissen im Ausland etwas. Heimweh ist eine Sache. Eine Hauptstadt wie die deutsche bietet aber eben einfach auch mehr Kultur. Wer selbst auf der Produzentenseite ist, vermisst in der Provinz noch mehr die Anregungen, die von anderen Künstlern und Musikern ausgehen. Die Kölner mögen mir den Begriff „Provinz“ verzeihen. Die Ex-Hauptstadt Bonn ist immer noch Bundesstadt, teilt sich mit Köln einen Flughafen und – wo Anke Engelke wohnt, kann nicht Provinz sein.
Bundesrepublik Mexiko
Ein Vorteil des föderalen Systems. Medien in Hamburg, eine heimliche Hauptstadt im Süden. Übrigens auch etwas, dass die Vereinigten Staaten von Mexiko (sic) mit der Bundesrepublik Deutschland vereint: Beide sind Bundesstaaten. Mexiko ist eine präsidiale Bundesrepublik (wie Venezuela und die USA), Deutschland eine parlamentarische (wie Österreich und Indien).
Hauptstädter sind gern unter sich
Wer aus Moskau oder Sankt Petersburg kommt, steuerte schon wegen der Zugverbindung zunächst Berlin an. Viele Londoner, New Yorker (ups) und Tel Aviver reichen sich hier die Klinke in die Hand. Leute aus Buenos Aires und Caracas sind vertreten, Quito und Santiago de Chile, Kapstadt und Johannesburg. Wir wundern uns also nicht über den Verbleib der Sängerin mit den langen Locken in der Kapitale.
Liliana bietet klassische lateinamerikanische Musik an, Mariachi-Abende und Soloauftritte wie diesen am Johannistag. Sie „verzaubert mit ihrer gleichsam sanften und aber auch kraftvollen Stimme“, so heißt es. Das kann man so stehenlassen.
Am 24.6. singt Liliana Cobos mexikanische Lieder: Canciones de boleros, sones, rancheras. Begleitet von Eric Trejo auf der Gitarre.
Die Musik beginnt erst, wenn das Fußballspiel endet
Die ungewöhnliche Anfangszeit ist dem aktuellen Weltsportereignis geschuldet, dem sich kaum jemand entziehen kann. Wir sprachen mit der Solosängerin: „Um 16.20 Uhr?? Eine ungewöhnliche Zeit.“ Liliana Cobos Pineda: „Die Musik fängt um 16 Uhr an. Aber wegen des Fußballspiels sind die Zeiten verschoben.“ Kein Druckfehler. Nachzulesen auf carpe diem
PS: Mexiko mischt heute auch auf dem Bildschirm wieder mit, wenn aus Kasan in Russland das Spiel Kolumbien-Polen übertragen wird. Nach Ende des Streetfoodmarkts kann man, die Musik noch im Ohr, direkt vor der Tür des Maschinenhauses das Abendspiel schauen. Schiedsrichter: Cesar Ramos, ein unparteiischer Mexikaner, der in der ARD für seine makellosen Vorleistungen gepriesen wird. Mexiko gewinnt, sogar, wenn es nicht mitspielt.
Viva Mexico! Vielleicht kommen ja beide Bundesrepubliken ins Achtelfinale … Cesar Ramos‘ Fahrplan ist ein anderer.
Liliana Cobos, Rosaana Velasco und die Frauenpower: Frauenpower aus Mexiko
Das spanischsprachige nordamerikanische Land auf der Berlinale 2018:
Zu Streetfood:
Wer bedauert, dass das „Gundermann“-Konzert mit Filmvorführung am 23. August in der Berliner Kulturbrauerei ausverkauft ist, hat folgende Möglichkeit (OHNE Konzert): am Freitag, den 17. August 2018 in BERLIN, Kulturforum am Potsdamer Platz Open-Air-Kino in ANWESENHEIT von Andreas Dresen, Alexander Scheer, Anna Unterberger und anderen. Achtung, aufgepasst: Das Kulturforum ist ganz was anderes als die -brauerei. Das Kulturforum wurde vom Architekten Hans Scharoun konzipiert und umfasst zwischen Potsdamer Platz und Potsdamer Brücke die Staatsbibliothek, die Nationalgalerie, viele Museen und Galerien und weitere Bibliotheken, die Philharmonie, den Kammermusiksaal und das SIM. Alles gruppiert sich (im Uhrzeigersinn) um den Matthäikirchplatz und die benachbarte Fläche, auf der ein Gästehaus entstehen sollte. Der Film wird auf der steinernen Piazzetta im Westen gezeigt vor dem Kunstgewerbemuseum und dem Eingang zu anderen Teilen des Kulturforums samt Kantine. Gut zu erkennen an der großen Aufschrift „KULTURFORUM“, die aber nicht nur das Gebäude meint, an der sie prangt. Der Film erzählt von einem Baggerfahrer, der Lieder schreibt