Als 1972 in München Olympische Spiele waren – Zum Buch „München 72“ von Markus Brauckmann und Gregor Schöllgen

"München 72" von Markus Brauckmann und Gregor Schöllgen. © Deutsche Verlags-Anstalt im Konzern Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Fast mythisch verklärt sind die gechillten siebziger Jahre in der guten, alten BRD. Markus Brauckmann und Gregor Schöllgen wissen von Olympischen Spiele zu berichten, die als erstes großes Sportereignis nach der Nazizeit in die Historie einging.

Wir erleben die Bemühungen der Stadt und ihrer Bewohner, Normalität in den Sport zu bringen. Natürlich gelang das nicht, wir alles wissen vom grauenhaften Attentat auf die jüdischen Sportler.

„Die Olympischen Spiele in München sollten die heiteren Spiele werden und wurden überschattet von einem schrecklichen Terroranschlag. Wie beschreiben Sie dieses Zusammenspiel in der Rückschau?

Es ist und bleibt die große Tragödie der Generation München 72, dass alle ihre Anstrengungen, alle ihre Leidenschaft vom Attentat überschattet wurden. Es gibt ja dieses berühmte Zitat, dass es die schönsten Olympischen Spiele waren, die je kaputtgemacht wurden. Es gab in diesem deutschen Sommer die heiteren Spiele und die weiteren Spiele. Dazwischen lag eine Zäsur – eine Wunde, die bis heute schmerzt. Sehr berührt hat uns hier das ausführliche Gespräch mit Ittai Tamari, damals junger Olympia-Tourist aus Israel, heute Leiter des Zentralarchivs zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland. „

Das unterhaltsam geschriebene Sachbuch bringt coolen Schwung in den Sommer, es darf auf keinem Lesetisch und in keiner Lesehängematte fehlen.

Marcus Brauckmann über seine Beweggründe das Buch zu schreiben: „Das Buch zu schreiben und heute die Held*innen von damals zu treffen, war für mich persönlich quasi der zweite Trip zu den Olympischen Spielen von München. Bei der ersten Reise 1972 fuhren meine Eltern mit mir als Dreijährigem vom Niederrhein spontan mit dem Nachtzug nach München, um Olympia hautnah zu erleben. Vormittags sahen wir dann Vorläufe der Leichtathletik im Olympiastadion mit dem berühmten Zeltdach. Später schlief ich auf einem Hügel im Olympiapark friedlich in der Sonne ein. Für meine Eltern war das der schönste Moment von München 72. Geschrieben habe ich das Buch zunächst um der Generation von München 72 ein Denkmal zu setzen, die sich unglaublich engagiert haben, um der Welt ein anderes, besseres Deutschland zu präsentieren. Aber fast noch mehr wollten wir der jüngeren Generation diese unvergesslichen Wochen nahe bringen, mit allen Höhen und Tiefen. So einen emotional aufwühlenden Meilenstein der bundesdeutschen Geschichte gab es bis zum Mauerfall nur einmal.“

Bibliographische Angaben

Markus Brauchmann, Gregor Schöllgen, München 72, Ein deutscher Sommer, 368 Seiten, 20 Schwarz-Weiß-Abbildungen, fester Einband mit Schutzumschlag, Format: 15,0 x 22,7 cm, Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt im Konzern Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage, 9.5.2022, ‎ISBN: ‎978-3-421-04875-2, Preise: 25 EUR (Deutschland), 25,70 EUR (Österreich), 35,90 SFr

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