Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nein, einen Feindblick hat der Autor des 2019 im Verlag Hirzel erschienen Buches „Nachts ist jeder ein Feind – Wahre Geschichten“ aus der Bundesrepublik Deutschland (BRD) nicht, eher schon einen Überblick, aber hat er auch einen Durchblick?
Der Autor heißt Bruno Schrep. Er sei laut Verlag „1945 in Wiesbaden geboren“ worden und „absolvierte eine Banklehre, bevor er 1996 beim ‚Spiegel‘ als Reporter in der Deutschland-Redaktion anfing. Seine journalistische Arbeit wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, darunter 2006 mit dem Erich-Klabunde-Preis des Deutschen Journalisten-Verbandes Hamburg. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen ‚Alle meine Rosen sind blau‘ (2001), ‚Jenseits der Norm‘ (2004) und ‚Vor unser aller Augen‘ (2013).“
Journalistisch schreiben und erzählen sollte er also können und das im Rahmen der politischen Korrektheit. In den 17 Episoden über das Dasein in der BRD erzählt er, was er verstanden zu haben meint, recht anschaulich. Kritik lässt er in der Regel weg.
Das greift der Verlag weder auf noch an, teilt aber mit: „Manchmal genügt ein Augenblick, um einen Menschen aus seinem normalen Leben zu reißen und in Verzweiflung zu stürzen. Ein Gerücht kann alle Pläne zunichtemachen – etwa der Vorwurf, Kinder misshandelt zu haben. Schicksalsschläge können jede Familie treffen: wenn die Tochter erfährt, dass die Eltern, bei denen sie aufgewachsen ist, nicht ihre leiblichen Eltern sind, oder wenn die Großmutter im Pflegeheim leidet. Ein Unfall kann nicht nur das Opfer vernichten, sondern auch dem Verursacher schwer zu schaffen machen. Eine trostlose Umgebung, die keine Perspektiven bietet, oder enttäuschte Hoffnungen können aus jungen Leuten Kriminelle machen oder sie in die Drogenabhängigkeit treiben. Solche Tragödien kommen überall vor; ihre Hintergründe beschreibt Bruno Schrep als genauer Beobachter.“
Vermutlich würde Schrep auch als teilnehmender Beobachter in der Migrantenmetropole Hamburg das große Ganze und seine Geschichte nicht nur in Bezug auf die Hintergründen nicht begreifen und also nicht beziehungsweise falsch erzählen. Andererseits wird wohl gerade dort der Abstand zum Gegenstand und die nüchterne Betrachtungsweise geschätzt.
Darauf eine Flasche Bolschewikenwasser!
Bibliographische Angaben
Bruno Schrep, Nachts ist jeder ein Feind, Wahre Geschichten, 187 Seiten, 8 s/w Abbildungen, Taschenbuch, Verlag: Hirzel, 1. Auflage, Stuttgart, 2019, ISBN 978-3-7776-2800-4, Preis: 19,80 EUR (BRD)