Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Freude auf den neuen Christian Kracht („Air“ ward groß, trotzdem sich im Vorhinein ein klein wenig Skepsis im Lesesessel breitmachte, weil bisher nach jedem guten Krachtbuch meist ein schwächeres folgte. Der Meister muss auch mal abschalten, die lieblosen Tage in karger Landschaft fordern ihren Tribut und der wahre Schelm lässt nicht von 9-17 Uhr die Schellen klingeln. Insofern wundert es nicht, wenn CK hin und wieder das Bild hinter dem Vorhang (um mit Nietzsche zu sprechen) zu Rate zieht, wenn es heisst, dem Lesevolk frischen Segen zu spenden.
Nun gut, wir folgen unseres Christians Geschöpf Paul nach Norwegen, wo der Inneneinrichter die merkwürdige Aufgabe erhält, die Grenzen der Welt mit Weiß zu füllen. Wir landen in einer Art Mittelalter auf einem Schweizer Käseplaneten, oder so ähnlich. Die Story erinnert ein wenig an Lapvona von Ottessa Moshfegh, ohne Sex, aber mit geistesverwandten Gemetzeln. Old Christian hat lange in den Spiegel geguckt, bis sich ihm „Air“ offenbarte und er es für uns in die Tastatur seines Mac (?) donnerte.
Ja, „Air“ ist ein Buch wie ein Donnerkeil aus der dunklen Vergangenheit der Menschheit, wenigstens kommen Tiere darin vor, ein treuer Hund (erst böse, dann lieb), ein unglückliches Pferd und jede Menge Schnipsel, die sich gelegentlich zu schönen Sätzen formen.
Bewertung: 3,9 Punkte von 5 Punkten
Bibliographische Angaben:
Christian Kracht, Air, Roman, 224 Seiten, Bindung: fester Einband, Verlag: Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co KG, Köln, 1. Auflage 13.3.2025, ISBN: 978-3-462-00457-1, Preise: 25 EUR (Deutschland)
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