Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Zwischen den leuchtenden Tamarisken und den schwarzen Feldmauern spielen wir Verstecken: Seit Jahren rufe ich ihren Namen, und der Wind antwortet, und noch immer meine ich, sie atemlos hinter einer Rosmarinhecke, in einer Höhle oder sonst wo kauern zu sehen.“
„Die Insel und die Zeit“ ist ein erstaunliches Debüt! Der gebürtigen Sizilianerin Claudia Lanteri gelingt es scheinbar spielerisch, die eigentümliche Atmosphäre eines südlichen Mittelmeer-Sommers im Juli 1958 zu beschreiben. Es ist heiß und einsam. Der dreizehnjährige Nonò streift über die Insel Linosa und bewundert den Professor aus dem Norden, der Pflanzen und Insekten sammelt. Da wird ein Mann aus dem Meer gefischt, der seine tote Ehefrau, ein Manuskript und viele unstimmige Versionen dessen, was passiert ist, bei sich hat. Eine Familie kam bei einem Bootsunfall ums Leben, doch es kommen Zweifel auf. Der Professor und der Marschall der Gendarmerie diskutieren den Fall. Nonò ist stets dabei, lauscht und sieht zu.
In einer zweiten Zeitebene erzählt der gealterte Nonò von seinem jetzigen Leben, den Tagen des fernen Sommers und den Fragen, die ihm seitdem geblieben sind. Das ist mitunter verwirrend, aber niemals langweilig erzählt. Besonders als in seinen Erinnerungen eine überlebende Person des Bootsunfalls auftaucht und die kleine Inselgemeinschaft in Aufruhr versetzt, wird es richtig spannend.
Mit den Versatzstücken aus der ersten und zweiten Ebene webt die Autorin ein schillerndes Netz an Eindrücken, hinter dem sich ein Felsen im Meer abzeichnet, eine kleine Insel in der Nähe Lampedusas, auf der sie selbst einige Zeit verbracht hat.
„L‘ isola e il tempo“ wurde in Italien 2024 sofort zum Bestseller. Lanteris Beobachtungstalent und ihre Erzählgabe werden uns hoffentlich noch weitere Romane bescheren, die solch einen gleißenden Schimmer erzeugen. Bemerkenswert an der deutschsprachigen Ausgabe des Folio-Verlages sind die schöne Gestaltung mit einer Seekarte des Mittelmeers nebst Detailkarte der Insel Linosa in Vor- und Nachsatz sowie die einfühlsame Übertragung aus dem Italienischen von Verena von Koskull.
Bibliographische Angaben:
Claudia Lanteri, Die Insel und die Zeit, 349 Seiten, Sprache: Deutsch, Übersetzung aus dem Italienischen: Verena von Koskull, Originaltitel: L’isola e il tempo, Bindung: fester Einband mit Schutzumschlag, Format: 135 x 210 mm, Verlag: Foli Verlaggesellschaft m. b. H.Wien, 1. Auflage 2025, ISBN: 978-3-85256-917-8, Preis: 26 EUR (Österreich)
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