Berlin, Deutschland/ Straßburg, Frankreich/ Lissabon, Portugal (Kulturexpresso). Die 1992 gegründete Europäische Audiovisuelle Informationsstelle in Straßburg meldet vor wenigen Tagen, dass die EU-Filmproduktion auf 1.740 Spielfilme angestiegen ist. Einige davon wurden beim Filmfest IndieLisboa gezeigt.
Beim Grand Prix der Lieder „ESC“ triumphierte das Gastgeberland des Filmfestivals (Grand Prix Eurovision de la Chanson, seit 2003 meist englisch Eurovision Song Contest).
Bei dem Filmfest IndieLisboa 2017 selbst gewinnen unter anderem Bolivien, Polen, Portugal und – Deutschland ( den Amnesty International Award).
Der Hauptpreis geht an den bolivianischen Regisseur Kiro Russo für die Koproduktion „Viejo Calavera/Dark Skull“ (Bolivien/Katar).
Brasilianische Produktion mit einem Hauptpreis bedacht
Die Jury des internationalen Wettbewerbs prämierte auch „Arábia/ Araby“ von Affonso Uchôa und João Dumans mit dem Special Jury Award TVCine & Series. Dieser ging dadurch ins Telenovela-Land Brasilien, das als ein einziges südamerikanisches Land außer Bolivien einen Preis erhielt. Die gleiche oder doch sehr ähnliche Sprache kann ein kleiner Vorteil gewesen sein, ist Humor und vieles andere doch nie 100% übersetzbar. Vielleicht ein kleiner Trost nach dem Schock, den die 7:1-Niederlage bei der Herrenfußball-WM hinterließ. Immerhin hat sich jenes Ereignis in Form von Redewendungen in der Sprache verewigt, während anderswo von einem Waterloo die Rede ist.
20 Sieger
Insgesamt gab es 20 Preisträger bei eigentlich nur 19 Filmpreisen, da zwei Streifen zu gleichen Teilen geehrt wurden.
Vier davon gingen automatisch nach Portugal, da sie von der nationalen Wettbewerbsjury vergeben wurden.
Der Allianz-Ingreme Award für den besten portugiesischen Spielfilm erhielt „Silent Encounter“ von Miguel Clara Vasconcelos und
der Ingreme Award für den besten portugiesischen Kurzfilm ging an „Mirage My Bros“ von Diogo Baldaia.
Die anderen beiden Auszeichnungen gingen an: „Flores“ / „Flowers“ von Jorge Jácome (FCSH/Nova New Talent Award – Short Film) und „Os Corpos que Pensam“ / „The Bodies That Think“ von Catherine Boutaud, eine franko-portugiesische Koproduktion (Walla Collective Award for Best Film in Brand New Section).
Bester Kurzfilm ist ein polnischer, der schon bei Filmpolska lief
Polen erzielte einen großen Erfolg: Der Short Film Grand Prize ging an „Wiezi“ / „Close Ties“ von Zofia Kowalewska. Dieser 18minütige Film war bereits am 4. und 7.Mai bei Filmpolska in Berlin in dem Programm „Polnische Nuancen“ zu sehen gewesen, IndieLisboa dauerte vom 3.-14.Mai 2017.
Die „Polnischen Nuancen“ waren ein Kurzfilm-Dreigespann zusammen mit „Red Light“ von Toma Waszarow und „Container“ von Sebastian Lang, der auch in Berlin zu Gast war.
„Close Ties“, enge Bande, ist ein polnischer Film aus dem Jahr 2016 mit englischen Untertiteln.
Wenn der Ehemann zu einer jüngeren Frau geht
Der Filmpolska-Kommentar: „Wer schuldet wem wie viel? Hier geht es nicht nur um das Haushaltsgeld, die Miete und die Wasserkosten, sondern um die Bilanz einer ganzen Ehe. Mehr als vier Jahrzehnte liegt die Hochzeit von Barbara und Zdzislaw zurück, aber er hat einige Jahre lang bei einer jüngeren Frau gelebt und kehrte vor zwei Jahren wieder zu seiner (Ehe-)Frau zurück.
Kann man eine solche Episode einfach vergessen?“
Parallele zu „Personal Affairs“ des JFBB
„Personal Affairs“ – „Persönliche Angelegenheiten“ ist ein Film, der mit ähnlich einprägsamen Bildern eine Ehe einfängt, die in Erstarrung oder Unbeweglichkeit endet. Während er mit seiner Brille fast nur auf das Laptop starrt, legt sie das Strickzeug nicht weg und schaut gern fern. Egal ob Zuhause oder im Ausland. Trotzdem kann eine Reise befreien.
Zu sehen auf dem Jüdischen Filmfestival Berlin und Brandenburg zwischen dem 2.-und 11.Juli 2017 in Berlin und Potsdam. Ein Film von Maha Haj aus Israel. Noch gibt es dort zwei Landessprachen, dieser Film wurde auf arabisch gedreht, denn er spielt in Nazareth. Nicht nur Jesus stammte von dort sondern auch viele arabische Israeli.
Der kanadische Befehlshaber der Verteidigungsstreitkräfte erhielt im Unabhängigkeitskrieg einen mündlichen Befehl, die arabische Bevölkerung zu evakuieren. Er kam ihm nicht nach, bat aber ggf. um einen schriftlichen Befehl, den er nie erhielt. So verblieb der größte Teil der arabischen Zivilbevölkerung in der nordisraelischen Stadt Nazareth.
„Personal Affairs“ wurde auch in Schweden und in den palästinensischen Gebieten gedreht, namentlich in Ramallah unweit Nazareths. Die Familie des Nazarener ist getrennt. Die Eltern leben noch in der Heimat, die Söhne sind von der Familienverhältnissen unterschiedlich weit weg geflüchtet.
Auch dieser Film entstand 2016; vielleicht ein gutes Jahr für Ehedurchleuchtungsstreifen.
http://filmpolska.de/