Die ‚Goldene Schale‘ am Bodensee

© Foto: Midou Grossmann, Aufnahme: Bregenz, 2023

Bregenz, Bodensee, Österreich (Kulturexpresso). Die Bregenzer Festspiele verabschiedeten sich mit tropischen Nächten und einer Auslastung von 99 Prozent für das Spiel auf dem See. Das ‚weiße Blatt‘ wird somit zur erfolgreichen Festspiel-Geschichte. Giacomo Puccinis dramatische Oper ‚Madame Butterfly‘ entwickelte sich in den beiden Sommern zum Publikumsrenner, rund 346 000 Personen besuchten die Inszenierung von Andreas Homoki. Die Oper war nie ein Wagnis, denn das Drama um die junge Geisha in Japan gehört schon immer zu dem Standardrepertoire der Opernwelt. Doch eine tief einfühlsame sowie künstlerisch ästhetisch geniale Inszenierung lockte das Publikum vermehrt nach Bregenz, einer Stadt, die zudem mit der attraktiven Lage am See zur Touristenattraktion wurde. Schon Sankt Gallus soll im 7. Jahrhundert Region und Stadt als ‚Goldene Schale‘ bezeichnet haben, als er von Arbon kommend auf dem See übersetzte.

Auch der Wettergott war heuer sehr gnädig, es gab keine einzige Regenabsage, während den 26 Vorstellungen, ausgenommen an einem Abend zeigte Petrus Mitleid mit der zerbrechlichen Geisha, fünf Minuten vor dem tragischen Ende bewahrte ein Wolkenbruch Madame Butterfly vor dem Tod.

Alle weiteren Veranstaltungen waren ebenfalls sehr gut besucht, so auch die Oper im Haus ‚Ernani‘, mit 99% gleichfalls ausgebucht. Das Schauspiel sowie die Produktion des Opernstudios ‚Werther‘ liefen allerdings weniger erfolgreich, die Orchesterkonzerte konnten eine 86%ige Auslastung verzeichnen. Neben der Eröffnungsfeier, standen u.a. auf dem Programm: Festmesse, Festspielfrühstück, Tag der Wiener Symphoniker, Konzerte im Kunsthaus, Werkstattgespräche, Opernworkshops, eine Meisterklasse sowie Vorträge und Ausstellungen. Die Preise immer im Bereich des Erschwinglichen, günstigste Karte auf dem See gab es für 30 Euro.

Die Erfolgsgeschichte der Festspiele, die 1946 mit einer Vorstellung von Mozarts ‚Bastien und Bastienne‘ auf zwei Kieskähnen begann, lockte in den 77 Jahren bis 2023 neun Millionen Besucher in die Region. Zehn Millionen dürften dann nächstes Jahr erreicht werden. Nach einer umfangreichen Sanierung des Seebühnen-Kerns, die schon diesen Montag startet und mit 80 Millionen Euro veranschlagt wurde (davon zahlen die Festspiele 10 Millionen selbst), startet man dann am 17. Juli 2024 mit ‚Der Freischütz‘ von Carl Maria von Weber, Inszenierung wieder von Philipp Stölzl, Regisseur des Spiels auf dem See 2019/21 – ‚Rigoletto‘. Der Vorverkauf für die nächste Saison startet am 2. Oktober 2023.

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