Ein bittersüßer Roman aus Tansania – Annotation zum Buch „Die Abtrünnigen“ von Abdulrazak Gurnah

"Die Abtrünningen" von Abdulrazak Gurnah. © Penguin

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Was für ein trauriger Roman von Abdulrazak Gurnah, der uns diffizil die Verwerfungen der Kolonialzeit offeriert. Tansania in den 50er Jahren, das Land steht kurz vor der Unabhängigkeit. Erzählt wird die Geschichte der Geschwister Amin, Rashid und Farida. Aufgewachsen in einem islamischen Elternhaus mit finsteren Traditionen und gesellschaftlichen Normen, werden den Kindern schon früh die Träume von Freiheit und eigenem Denken ausgetrieben. Doch die Geschichte beginnt mit einem Rückblick, der sich erst im Lauf der Story ins Ganze einfügt.

Ende des 19. Jahrhunderts strandet ein Engländer in einem Kaff in Ostafrika. Er trifft eine geschiedene Frau, beide verlieben sich, müssen nach Mombasa flüchten, können auch dort ihre Liebe nicht leben, ein Kind wird gezeugt, der Engländer geht allein zurück nach England und gründet dort eine neue Familie.

Ein Buch gegen Unterdrückung, ein Dosenöffner, um Tansania zu verstehen, ein eindringliches Werk, das uns gnadenlos die Engstirnigkeit, Dummheit und Borniertheit der Menschen vor Augen führt.

Bibliographische Angaben

Abdulrazak Gurnah, Die Abtrünnigen, Roman, 400 Seiten, Übersetzer aus dem Englischer: Stefanie Schaffer-de Vries, Originaltitel: Desertion, Originalverlag: Bloomsbury, London 2005, Bindung: fester Einband mit Schutzumschlag, Format: 13,5 x 21,5 cm, Verlag: Penguin im Konzern Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage 26.4.2023,‎ ISBN: 978-3-328-60261-3, Preise: 26 EUR (Deutschland), 26,80 EUR (Österreich), 35,50 SFr

Mehr zu Tansania in dem Kulturexpresso-Artikel Feste Burg am Kilimandscharo – Die Musikdoku „Sing it Loud“ folgt christlichen Chören in Tansania – Kulturexpresso.de .

Afrika gerät immer wieder in die Schlagzeilen, aktuell der Niger. Zu Mauretanien gab’s was auf der Berlinale: Zu dünn! Oder: Iss, Farida, iss! Der Film FLESH OUT im Berlinale-Panorama macht Schluss mit dem Schlankheitswahn (kulturexpresso.de) .

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