Ein Elbphi-Bilderbuch – Rezension zum Buch „Elbphilharmonie“ von Joachim Mischke und Michael Zapf

© 2016 Münzenberg Meiden, Foto: Stefan Pribnow

Hamburg, Deutschland (Kulturexpresso). Die Linke in Hamburg brachte vor dem Tag der Eröffnung einen weiteren Skandal rund um die Elbphilharmonie an den Tag: Der private Bereich des Gebäudes, das Hotel, die Gastronomie und das Parkhaus, gerne auch „kommerzieller Mantel“ genannte, wird „mit fast 288 Millionen indirekt von der Stadt subventioniert“ werden. Zuvor schon achtete das sich selbst gern als „weltweit führenden Baukonzernen“ sehende Unternehmen namens Hochtief AG sehr genau darauf, dass wie Norbert Hackbusch im Gespräch Kristian Stemmler sagt „die Baukosten allgemein gestiegen sind, sondern die Baukosten für den öffentlichen Bereich“ (vgl. junge Welt, 09.11.2016).

Am 31. Oktober 2016 war nach fast zehn Jahren Bauzeit, sechs Jahr davon länger als anfangs geplant, Schlüsselübergabe. Geplant waren, das Konzerthaus 2010 zu eröffnen, aber nach Baubeginn 2007 stieg nicht nur der Pegel der Probleme, sondern der Preis. Die Kostensteigerung war gigantisch. Dem öffentlich gemachten Preis von 77 Millionen Euro wurde hinten nicht nur eine Null angefügt sondern noch viele Millionen mehr. Jetzt sind es bald eine Milliarde Euro. Zu verantworten haben das viele, meist Männer, vor allem die Bürgermeister Ole von Beust (CDU), Christoph Ahlhaus (CDU) und Olaf Scholz (SPD).

Kein Wunder, dass die „Elbphi“, wie in der Hanse- und Hafenstadt Hamburg die Elbphilharmonie hier und dort umgangssprachlich genannt wird, nicht nur als Bauwerk der Mutigen sondern auch als Bauwerk der Betrüger gilt. Dass aus dem Vorzeigeprojekt für Public Private Partnership eine Vollverarschung wurde, das lesen wir in dem Buch zum angeblichen Jahrhundertprojekt mit dem Titel „Elbphilharmonie“ von Joachim Mischke und Michael Zapf nicht, obwohl der 1954 in Felsburg geborene Journalist Mischke, der im Grunde als Berichterstatter vom Kulturhof oder Werner Theurich als „Chefreporter für Kultur beim ‚Hamburger Abendblatt'“ (Spiegel, 01.11.2016) gilt, als Chronist der Ereignisse gute Dienste leistete. Aber „die Kritik ist“, geht es nach Karl Marx, „keine Leidenschaft des Kopfs, sie ist der Kopf der Leidenschaft.“ Mischkes aparter Mix aus Bauberichterstattung und Wirtschaftskriminalroman spiegelt diese Leidenschaft nicht wider. Seine Leidenschaft scheint vor allem der Musik zu gehören, was nicht das Schlechteste ist.

Der Kopf hinter der Knipse ist Michael Zapf. Der 1965 geborene Hamburger, der für das 224 Seiten umfassende Buch im A4-Format viele, vor allem bunte Bilder lieferte, fotografiert laut Pressemitteilung des Edel-Verlagsgruppe „seit über 30 Jahren in seiner Heimatstadt“. Eine Barkassenfahrt mit Kännchen Kaffee mag man darin gedankenverloren oder wild assoziierend blättern, länger nicht. Das Betrachten überlagert leider (bei mir) das Bedenken und daher ist das Buch zur Elbphilharmonie dieser beiden Autoren (für mich) ein Bilderbuch. Weitere mehr oder weniger belanglose Bilderbücher werden folgen.

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Joachim Mischke und Michael Zapf, Elbphilharmonie, 240 Seiten, Einband, Verlag: Edel, 1. Auflage Hamburg November 2016, ISBN: 978-3-8419-0365-5, Preise: 29,95 EUR (D), 30,80 EUR (AH und 41,90 CHF

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