Berlin, Deutschland (Kulturepxresso). Das etwas über 200 Seiten dicke und ungefähr im A5-Format gehaltene Buch trägt als Biographie zwar den Titel Loriot, doch gemeint ist Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow, den viele unter diesem, seinem Künstlernamen kennen.
Dass wir dem „Meiste des feinsinnigen Humors“ Cartoons, Fernsehsketche, Bücher und Filme verdanken, das ist wohl war, aber auch Kritik. In jedem Werk von Loriot steckte immer auch Analyse und Kritik, die allerdings feinfühlig und durchdacht vorgetragen und immer auch unter dem Mantel des Humors versteckt wurde, der sich einerseits hinter Höflichkeit verbarg und andererseits mit ihr drehte. Mit Scherzkeksen wie Otto Waalkes und Komikern wie Harald Schmidt und Witzbolden wie Mario Barth hat das nichts zu tun.
Von Bülow wusste mit Worten, die sein Handwerkszeug waren, umzugehen und situationsgerecht einzusetzen. Ein „Ach“ oder „Aha!“ an der richtigen Stelle reichte. Als Parodist entlarvte er die einen und als Ratgeber half er den anderen und nebenbei hob er die Komik auf die Höhe großer Schriftsteller.
Vicco von Bülow, der 1923 in Brandenburg an der Havel geboren wurde und 2011 in Ammerland am Starnberger See in Oberbayern starb, spielte Musik und Theater, drehte fürs Fernsehen und Kino, war vor und hinter der Kamera, schrieb Drehbuch und führte Regie, er war zudem Bühnen- und Kostümbildner, zum Schluss sogar Honorarprofessor für Theaterkunst in Berlin. Er war künstlerisch vielseitig und sein Repertoire war reichhaltig.
Darüber berichtet Dieter Lobenbrett, aber vor allem auch über seine Kindheit und frühe Jugend, seine Familie. Nachdem die Herkunft geklärt ist, wird sein Werdegang im Adenauer-Deutschland der Nachkriegszeit skizziert und seine Karriere zum erfolgreichsten Humoristen unserer Zeit. Unerbittlich beobachtete er jedes Detail unserer Marotten und hielt uns wie kein anderer den Spiegel vor – worüber wir uns köstlich amüsiert haben. Trotz seines Erfolgs ist er immer bescheiden geblieben, verpflichtet nur der Kunst und dem, was er sich selbst als Maßstab vorgegeben hat. Das Buch geht dem Phänomen Loriot auf den Grund und ist ein unverzichtbares Werk für alle Fans und Anhänger des intelligenten Humors.
Die im Münchner Riva-Verlag kurz nach von Bülows Tod erschienene Biografie musste Mitte Januar 2013 aufgrund von Urheberrechtsverstößen vom Markt genommen werden, weil seine Tochter Susanne von Bülow vor dem Landgericht Braunschweig dagegen geklagt hatte und Recht bekam, dass das Buch zu viele Zitate ihres Vaters enthalte. Die Klägerin erzielte einen Teilerfolg. Das Recht zum Zitieren hat ein Autor nur dann, wenn er sich mit dem Zitat auseinandersetzt, nicht aber um sein eigenes Buch mit den Gedanken eines anderen, „weil es so schön geschrieben ist“, wie der Vorsitzende Richter Jochen Meyer meinte, zu schmücken.
Der Verlag erklärte, das Buch in veränderter Form auflegen zu wollen. Im Verlag wurde schon an einer geänderten Ausgabe gearbeitet, die noch 2013 kam.
Biliographische Angaben
Dieter Lobenbrett, Loriot-Biographie, 208 Seiten, Softcover, Gewicht: 282 g. Verlag: Riva, 1. Auflage, München, Oktober 2018, ISBN: 978-3-7423-0733-0, Preis: 7,99 EUR (D)