Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das bayrische Urviech, der Schauspieler Wolfgang Maria Bauer hat im zarten Alter von 61 Jahren mit „Kaltblut“ sein Romandebüt vorgelegt. Wennschon dennschon, wird er sich gesagt haben und lässt es gleich richtig rumpeln. In einer fiesen bajuwarischen Berggegend, wo man vor hundert Jahren gern noch Zigeuner in dunklen Felsspalten verschwinden ließ, sind elf Männer bei einer Explosion gestorben. Oder wurden sie ermordet?
Wo der recht klischeehafte Staatsanwalt sofort den seltsamen Sprengmeister verdächtigt, sieht die kundige Tatortguckerin eine ganze Latte an potentiellen Meuchelmördern antreten. Doch der Roman möchte kein Krimi sein, eher eine Landliebesdrama mit Gefühl und Härte. Das geht so: Sprengmeister liebt Vagabundin Alaska, deren wilde und unbändige Lust bei diversen Bergbewohnern nicht gut ankommt. Als dann noch ein Kindlein naht, wird es richtig kompliziert, aber wir wollen nicht unnötig vorgreifen. Bauer dichtet mit wütender Hand, lässt Gefühle fließen, das erinnert manchmal an die Lieder von Konstantin Wecker, die Älteren unter uns werden wissen, wer das war. Als alles wild und frei war, und trotzdem ab und an ein feiger Nazi unterwegs war, oder eine Nazine.
Die Geschichte ist schwerblütig und führt einige böse Klischees ins Feld, weil aber Bauer ein echter Wüterich ist, der ohne Kalkül von der Liebe und dem Tod schreiben will, ist das auf eine skurrile Art authentisch, ja charmant. Wie ein Rückfall in die frühen 80er Jahre.
Der Titel klingt nach Karl May, die Figuren scheinen ein bissel Marke Lindenstraße, um dann doch ab und an wunderschöne Sätze zu sagen. Leider nimmt das vorhersehbare Finale ein wenig das waldschratige, das Besondere der Sprache von Wolfgang Maria Bauer, wieder weg. Insgesamt ist es dann doch ZDF-Samstagabendprogramm, mit einigen schönen Ausreißern.
Bewertung: drei Punkte von fünf Punkten
Bibliographische Angaben:
Wolfgang Maria Bauer, Kaltblut, Roman, 224 Seiten, Bindung: fester Einband mit Schutzumschlag, Format: 12,5 x 20,0 cm, Verlag: C. Bertelsmann im Konzern Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage 12.3.2025, ISBN: 978-3-570-10571-9, Preise: 24 EUR (Deutschland), 24,70 EUR (Österreich), 33,50 SFr auch als E-Buch und Hörbuch erhältlich
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