Georgischer Blues – Annotation zum Roman „Müllschlucker“ von Iwa Pesuaschwili

"Müllschlucker" ist ein Roman von Iwa Pesuaschwili. © mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Roman „Müllschlucker“ von Iwa Pesuaschwili beginnt genial. Die sechsundvierzigjährige Mila nimmt uns an die Hand, um die Halbtrümmer ihrer Ehe, die unausgesprochenen Dinge und Lügen zu durchwandern.

Leider verlässt der Autor die uns liebgewonnene Mila nach wenigen Seiten, um uns den Rest ihrer Familie vorzustellen und nebenher die politische Lage nebst Vergangenheit Georgiens zuzuführen. Das ist schade und macht den Roman schon nach wenigen Seiten zu einem schwer verdaulichem Wechselbalg. Will er eine starke Geschichte erzählen oder politisches Statement sein? Iwa Pesuaschwili versucht beides und scheitert, weil man irgendwann keine Lust mehr auf Belehrung hat, auch wenn die nicht ohne Witz gedichtet ist.

„Müllschlucker“ endet furchtbar banal. Alle Rätsel werden gelöst, Mila bleibt die Müllschluckerin, bewegt sich nicht von der Stelle und wir verlassen sie in ihrer kleinen, traurigen Welt.

Bewertung: 2,7 Punkte von 5 Punkten.

Bibliographische Angaben:

Iwa Pesuaschwili, Müllschlucker, Verloren in Tiflis, Roman, 144 Seiten, Übersetzer aus dem Georgischen: Natia Mikeladse-Bachsoliani, Bindung: Broschur, Format: 135 mm x 210 mm, Verlag: Mitteldeutscher Verlag, Halle, 1. Auflage 2024, ISBN: 978-3-96311-951-4, Preis: 20 EUR (Deutschland)

Anmerkung der Redaktion: Georgien, Georgierinnen und Georgier waren im Magazin KULTUREXPRESSO bereits mehrfach Thema. (Nicht wegen der geostrategischen Lage, kleiner Scherz.)

So in dem Beitrag Georgien, die einst „fröhlichste Baracke im Lager der Sowjetrepubliken“ – Ein Länderporträt von Dieter Boden über ein Buch, das 2018 neu erschien und gleich den ITB Buch Award einheimste, den Reisebuchpreis der wichtigsten Reisemesse der Welt im März in Berlin.

Dass es dort nicht nur Schriftsteller, sondern auch Sänger gibt, bezeugt ein weiterer Beitrag über die Leute vom Schwarzen Meer. 2018, als Georgien Gastland der Frankfurter Buchmesse war, fand im Großen Saal der Berliner Philharmonie ein Belcanto-Konzert statt. Viele der „Singenden“ kamen bestimmt aus der Hauptstadt Tiflis, georgisch Tbilissi, oder waren dort zumindest tätig. Der Beitrag ist betitelt: Große Sängerinnen und Sänger aus Georgien – Gala-Abend „Belcanto Georgia“ im Großen Saal in der Berliner Philharmonie . Nessun Dorma, Brindisi und La Traviata wurden zum besten gegeben.

Auch in der Rubrik Film ist Georgien nicht unauffällig. Der georgische Wein befeuert die Phantasie und die Sonne tut Gutes und sorgt u.a. für gute Ernten. Die Einnahmen und Überschüsse landen auch im Kulturbereich in Tiflis. Ein 2024 preisgekröntes Werk ist der Spielfilm „Crossing“, der vom Berlinalepublikum den 2. Platz zugedacht bekam. Verknüpfung: Panorama-Publikumspreis der Berlinale 2024 – KULTUREXPRESSO. Er ist eine schwedisch-dänisch-französische Koproduktion mit zwei Ländern am Schwarzen Meer: Georgien und der Türkei. Da auch Russland und NATO-Mitglieder wie Rumänien und Bulgarien Anrainer sind am Schwarzen Meer, gibt es Kräfte, die es spannend halten. Auch wenn gar keine Spannung da ist.

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