Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Dino ist gelandet. Vor drei Jahren starb Lemmy, der legendäre Sänger und Chef der Band Motörhead.
Drogen, besonders Speed und Koks, waren neben Whiskey und Pommes seine Lieblingsspeisen. Eine Acid- und Speedbirne der alten Schule, dessen Blut das reine Gift gewesen sein muss. Ein Wunder, dass er 75 Jahre alt werden konnte, aber Wunder gibt es immer wieder.
In seiner Bio mit dem programmatischen Titel: „White Line Fever: Die Autobiographie“ erzählt er vom schrecklichen Leben eines Musikanten, der mit seiner Suffstimme besonders in den frühen 80ern die Unterhosen einer bestimmten Sorte Menschen zum Flattern brachte.
Wer auf Nicht-PC-Bücher steht, wird seine wahre Freude haben. Alle paar Seiten wird gesoffen, gefickt, der Drogenkonsum verherrlicht und gegen „falsche“ Emanzen und GemüsefreundInnen vom Leder gezogen.
Allesficker Lemmy hat schließlich einen Ruf zu verteidigen. Das tut er 368 Seiten lang, Fans haben bestimmt ihre Freude daran, der Freund schöner Sätze muss das Buch immer mal wieder zur Seite legen, um seiner Lachkrämpfe Herr zu werden. Teils aus Fremdschämerei, manchmal weil es wirklich witzig ist, mitunter um die unbegreifliche Dämlichkeit und Beschränktheit Lemmys wegzulachen.
Aber weil er ja schließlich Hartmetallmusikant war, kann man von ihm keine tiefere Einsicht, geschweige denn die Frage nach dem Sinn des Ganzen erwarten. Lemmy ist Lemmy, mehr oder weniger ein Mensch wie du und ich, ein Clown im Musikantenstadl, ein schräger Asi, der früher mal die Herzen der ehrlichen Arbeiter mit schlichten Versen und vieeeel Krawall erwärmte.
Bibliographische Angaben
Ian Fraser (Lemmy) Kilmister in Zusammenarbeit mit Janiss Garza, Lemmy – White Line Fever, die Autobiographie, aus dem Amerikanischen von Klaas Ilse, erweiterte und aktualisierte Neuausgabe, aktualisiert von Steffen Chirazi, 368 Seiten, Verlag: Heyne, München 2018, ISBN: 978-3-453-67727-2, Preise: 10,99 EUR (D), 11,30 EUR (A) und 16,90 sFr