Milanesischer Corona-Roman angedickt mit Schmalz – Annotation zum Roman „Hotel Milano“ von Tim Parks

"Hotel Milano" von Tim Parks. © Verlag Antje Kunstmann GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Wahlitaliener Tim Parks führt uns in „Hotel Milano“ zurück in die fucking Corona-Zeit. Ich gestehe, mich ungut im Roman vorgetastet zu haben.

Doch weil Parks auf den ersten Seiten einen mich zusehends fesselnden, spannenden Plot aufmacht, verließ mich das Unbehagen wieder.

Ein älterer Kulturkritiker aus London wird zur Beerdigung seines einstigen amerikanischen Freunds und Verlegers nach Mailand eingeladen. Weil er nach dem Tod seiner letzten Frau ein wenig mit der Welt abgeschlossen hat und keine Nachrichten liest, hat er vom aufkommenden Corona-Debakel nichts mitbekommen.

Die Beerdigung reißt alte Wunden und Verletzungen auf, unser Held verpasst den letzten Flug aus dem Coronagebiet und hängt in Mailand fest.

Anstatt sich nun ganz dem Kopfkino hinzugeben, lässt Parks nun eine Flüchtlingsfamilie auftreten.

Beim Leser trat nun erneut Unbehagen ein, die Wendung erschien mir wenig plausibel. Als der Held dann auch noch an Corona erkrankte, ward mir das dargebotene Romanstück doch zu fett aufgetragen und ich las es eilig zu Ende, um mich erquicklicheren Büchern zu widmen.

Schade, Parks Garibaldi-Schnurre hat mich schwer begeistert, „Hotel Milano“ erfüllte meine Erwartungen leider nicht.

Bibliographische Angaben

Tim Parks, Hotel Milano, Roman, 240 Seiten, Übersetzerin: Ulrike Becker, Verlag: Antje Kunstmann, München, 1. Auflage September 2023, ISBN: 978-3-95614-563-6, Preis: 24 EUR (Deutschland), auch als E-Buch, ISBN: 978-3-95614-577-3, für 18,99 EUR (Deutschland) erhältlich

Anmerkung:

Siehe auch die Beiträge

Tim Parks wandelt auf Garibaldis Spuren und hat etwas wie Spaß – Annotation zum Buch „Der Weg der Helden“ von Frank Willmann

und Präsentation des neuen Kalenders „Dreaming“ von Albert Watson in Mailand von Andreas Hagemoser (wegen des Mailand-Bezugs)

im Kulturmagazin KULTUREXPRESSO.

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