Pinochets Nazis – Annotation zum Sachbuch „Die Verschwundenen von Londres 38“ von Philippe Sands

"Die Verschwundenen von Londres 38" von Philippe Sands. © S. Fischer Verlag GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Grundsätzlich ist es gut, ein Buch über den chilenischen Diktator Pinochet und seine deutschen Folter-Helfer zu schreiben. Mit dem Nazi in Patagonien ist der einstige SS-Offiziers Walter Rauff gemeint, der nach dem Pusch gegen den gewählten Präsidenten Allende Pinochet beim Aufbau einer Geheimpolizei half und bei Folterungen und Morden anwesend war.

Das ist gut und richtig und kann nicht oft genug getan werden. Leider ist das Buch wegen seines schwerfälligen Aufbaus und der nicht sonderlich eleganten Sprache eher sperrig zu lesen. Anstatt die Geschichte fließend zu erzählen, verliert sich der Auto gelegentlich in seine eigene Verbindung mit Pinochet.

1998 wird Pinochet in London nach einer OP verhaftet. Philippe Sands beteiligte sich an der Anklage gegen ihn und stieß dabei auf Walter Rauff. Acht Jahre lang recherchiert er über Rauffs zweites Leben, seine Verbindungen zu Pinochet und seine Rolle bei den Gräueltaten, die im Mittelpunkt des Londoner Verfahrens standen. Das hindert den Lesefluss ungemein, weil uns Sands diverse Nebenfiguren vorstellen muss, seine Beziehung zu ihnen, was sie bedeutendes (und leider auch unbedeutendes) beizutragen hatten. 100 Seiten hätte ein guter Lektor streichen müssen.

In der Überlänge lässt die Geschichte Federn, das ist traurig und ärgerlich. Hier stand wohl die Eitelkeit des Autors im Wege.

Bewertung: 3,5 Punkte von 5 Punkten

Bibliographische Angaben:

Philippe Sands, Die Verschwundenen von Londres 38, Über Pinochet in England und einen Nazi in Patagonien, 624 Seiten, Übersetzer: Thomas Bertram und Henning Dedekind, Sprache: Deutsch, Verlag: S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 1. Auflage 23.4.2025,‎ ISBN: 978-3-10-397125-5, Preise: 29 EUR (Deutschland), auch als E-Buch für 24,99 EUR erhältlich

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