Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Passend zu allen gegenwärtigen großen und kleinen Kriegen dieser Menschenwelt, hat uns Merethe Lindström ein Buch zum Untergang geschrieben. Irgendwo in einem vom Krieg verzehrten Land irren ein junger Mann (der manchmal eine junge Frau ist), ein Junge und zwischendurch auch ein Baby auf der Suche nach dem geheimnisvollen Ort Nord durch eine zerstörte Landschaft.
Fremdenfeindliche Menschen, stupide Soldaten und zerstörte Orte säumen den Weg der irrenden Protagonisten, Leichen liegen am Wegesrand wo kein Picknick lockt. Immer wieder zieht uns die Erzählerin in eine nahe Vergangenheit. Der junge Mann auf dem Weg eines Häftlingstransports in den Tod, wird von einer Bäuerin gerettet, die ihn für ihren Mann Martin hält, halten will. Sie möchte ein Kind, der junge Mann einen Hund. Er findet den Hund und rennt weg von seiner Bäuerin, weil das verheißungsvolle Nord lockt. Warum weiß nur der Wind, die Erle am Waldsaum, die Eule in der Erle, der halbverdaute Wurm in der Eule.
Ein Buch in Schmerz geboren in einer Welt ohne Gnade, fast wie im wirklichen Leben. Es liest sich soghaft, hat genau die richtige Länge und trifft perfekt den Sound, der uns täglich um die Ohren weht. Lindtstroms Sprache ist bildhaft, ihre Landschaften alptraumhaft schön, die Athmo düster und das Ende… lassen wir offen.
Bibliographische Angaben
Merethe Lindström, Nord, Roman, 202 Seiten, Übersetzerin aus dem Norwegischen: Elke Ranzinger, Bindung: fester Einband mit Schutzumschlag, Verlag: Matthes & Seitz, Berlin, 1. Auflage 2023, ISBN: 978-3-7518-0092-1, Preis: 22 EUR (Deutschland)