Thüringens Alte-Musik-Festival „Güldener Herbst“ kommt nach Meiningen

Güldener Herbst. Quelle: Pixabay, Foto: Giani Pralea

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der „Güldene Herbst“ ist Thüringens Alte-Musik-Festival. Seit 2020 findet es nicht mehr landesweit, sondern an einem einzigen Ort statt. Nun macht das schöne und kulturbeflissene Meiningen im fränkisch geprägten Südthüringen vom 30. September bis 3. Oktober den Gastgeber für das Festival Güldener Herbst. Wobei der Festival-Prolog in Weimar über die Bühne geht. Hier hat auch der Verein Academia Musicalis Thuringiae seinen Sitz, der das Festival ausrichtet.

Das Prologkonzert, das am 30. September in der Weimarer Herderkirche läuft, widmet sich Johannes Brahms und Max Reger. „Beide Komponisten waren in Meiningen aktiv und beschäften sich intensiv mit Musik aus der Epoche Bachs“, erzählt der Festivalleiter Gerd Amelung.

Der Weimarer Kantor Johannes Kleinjung leitet die Aufführung mit dem Ensemble Hofmusik und dem Johann-Sebastian-Bach-Ensemble. Am selben Tag läuft im Rahmen des Festivals ein öffentlicher, gratis zugänglicher Orgelkurs an der Weimarer Musikhochschule.

Mit dem diesjährigen Motto „Musik.Ambition“ lenkt das Festival die Aufmerksamkeit auf die Bemühungen der Meininger Herzöge, sich in der kulturellen Konkurrenz mit anderen Höfen zu behaupten.

„Thüringen war in winzige Herzogtümer zersplittert, da hier die Erbteilung üblich war“, holt der Festivalleiter Gerd Amelung aus. „Die Kleinstaaten kompensierten ihre mangelnde Wichtigkeit durch einen hohen Stellenwert von Bildung und Kultur, wozu auch der Unterhalt von Hofkapellen gehörte. Das brachte Prestige, war aber nicht so teuer wie Schlösser zu errichten, Schmuck zu erwerben oder große Armeen aufzubauen.“

So sammelte Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen Musikalien. Er hatte als fünftes Kind wenig Aussicht auf die Thronfolge; daher verdingte er sich beim Heer und heiratete heimlich eine Hauptmannstochter. Um beim Kaiser die rechtmäßige Anerkennung der Ehe zu erreichen, reiste er 1724 nach Wien.

Während seines Wien-Aufenthalts nutzte der Fürstensohn jede Gelegenheit, Musik zu hören. Wenn ihm Stücke gefielen, ließ er die Noten für teures Geld kopieren. Im Laufe mehrerer Wien-Reisen schuf Anton Ulrich eine bedeutende Sammlung von fast dreihundert Kompositionen. Etliche sind als Unikate ausschließlich in seinem Archiv überliefert, das heute zur Musikgeschichtlichen Sammlung der Meiniger Elisabethenburg gehört.

Beim Eröffnungskonzert am 1. Oktober in der Meininger Schlosskirche präsentiert das renommierte, seit drei Jahrzehnten erfolgreiche Barock-Ensemble La Venexiana aus Italien einige der von Anton Ulrich geschätzten Kantaten.

2021 ist ein Michael-Praetorius-Jahr: Gefeiert wird der 450. Geburtstag und zugleich 400. Todestag des berühmten Komponisten. Und so widmen sich am 2. Oktober der Kammerchor der Meininger Kantorei und die Capella Jenensis unter Sebastian Fuhrmann dem Doppel-Jubilar.

Bei einer Matinee am 3. Oktober im Meininger Theater steht Johannes Brahms‘ Beschäftigung mit barocker Musik im Vordergrund. Zwei international bekannte Sängerinnen geben Händels kurzweilige, von Brahms bearbeitete Kammerduette zum Besten: die Sopranistin Dorothee Mields und die Mezzosopranistin Claire Lefilliâtre. Dazu erklingt ein Original-Flügel aus der Brahms-Zeit.

Zum Abschlusskonzert am 3. Oktober in der Stadtkirche reist schließlich die lautten compagney aus Berlin an. Mit ihren Zinken, Gamben und Lauten lässt sie das Zeitalter von Michael Praetorius aufleben. Gewürdigt wird aber auch Johann Ludwig Bach, der „Meininger Bach“, der die Hofkapelle zu einer ersten Blüte brachte.

Anmerkung:

Der Vorverkauf läuft über Reservix. Festival-Pässe sind beim Veranstalter unter kontakt@amt-ev.de oder 03643/493630 erhältlich.

Anzeige

Vorheriger ArtikelDas ewige Kind im Rapergewand – Zum Buch „King of Rap. Die 24 Gesetze“ von Kool Savas
Nächster ArtikelDie Bademantel-Bühne oder „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“ von Sibylle Berg im Maxim-Gorki-Gesinnungstheater