Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das New Montevideo hat ein Logo aus vier Buchstaben. Ein großes M bietet durch seine Form Platz für die drei Buchstaben, die auf englisch „neu“ bedeuten. Neu-Montevideo ist keine Stadt, sondern ein Restaurant-Café am Viktoria-Luise-Platz. Legendär das „Montevideo“, das 2016 seine Pforten schloss. Am 2. Mai 2017 eröffnete der legitime Nachfolger, das New Montevideo. Neu-Montevideo klingt wahrscheinlich zu altbacken wie Neu-York oder Neu-Amsterdam; außerdem können die Deutschen zwar ‚njuu‘ aussprechen, Ausländer aber nicht selbstverständlich das Wort ‚neu‘.
Das New Montevideo konnte nicht anders, als in große Fußstapfen zu treten. Deshalb nahm man sich viel vor. Deckte den Speisesaal linker Hand vom Eingang in weißes Linnen ein. Das fanden viele Berliner toll, aber es schreckte auch ein klein wenig ab. ‚Wenn das hier alles so gut aussieht, was mag es denn wohl kosten? Reicht das Geld nur, um zu kosten? Bin ich überhaupt gut genug gekleidet?‘ Wunderschöne Bilder auf der Homepage des New Montevideo zeugen noch von dieser jüngsten Vergangenheit. Heute dominieren die Decken aus feinem Leinen den Gastraum nicht mehr, und das ist gut so.
Berliner kleiden sich nicht, sie ziehen sich an. (Fast) jeder so, wie er mag. Die Berliner fühlen sich wohl dabei und ziehen beim Presseball auch schon mal Kleid und Smoking an. Geht man essen, möchte man sich wohlfühlen. Das New Montevideo versteht sich als Familienrestaurant mit guter Küche.
Den Anspruch kann es mit einer Riesen-Kinderecke unterstreichen, mit einer tollen Kinderküche und Platz zum Tollen. Clever gelegen vom Gastraum hofwärts, als doppelte Sicherheit, damit keine Kurzen türmen können. Oder die wenigen Stufen vom Restaurant zum Garten herunterkullern.
Selten eine Gaststätte, wo der Weg zum nächsten gefährlichen Auto so weit ist. Denn die Straße vor dem Vorgarten ist für den Autoverkehr gesperrt. So hat das New Montevideo neben dem Lette-Verein genau genommen zwei Terrassen. Viel Platz. Mehr Kindersicherheit geht kaum. Vielleicht im Wald.
Uruguay und der WM-Fußball in Berlin – Public Viewing
Uruguay gelangte bei der Herren-Fußball-WM 2018 ins Achtel- und Viertelfinale. Das ist viel mehr als, was die deutsche Mannschaft von sich sagen kann. Und das trotz der Tatsache, dass es nur gut 3einhalb Millionen Uruguayer gibt. Wir haben recherchiert, ob es vielleicht irgendwo ein spezielles Screening gibt: Fehlanzeige.
Wir wollten das Viertelfinalspiel am 6. Juli in der Gegenwart dieses fußballbegeisterten Völkchens verbringen. Doch Uruguay ist nicht Dänemark. Dänemark organisierte im Felleshus ein Public Viewing. Die Botschaft der Republik östlich des Uruguay – der ein Fluss ist – ist zu klein für derartige Veranstaltungen. Die Kulturbrauerei, dem Straßenlärm entrückt und mit einer großen Leinwand, zieht Fans an, auch aus diesem kleinen, fußballbegeisterten südamerikanischen Land. Doch abgesehen von der unzentralen Lage gibt es auch ein paar indirekte Nachteile. Gerade weil viele Fußballfans kommen, ist es so laut, dass man die Ansagen des Kommentators oder die Analysen von Oliver Kahn & Co. nicht verstehen kann. Da sind kleinere Gaststätten wie der Inder neben dem Hinterausgang der Brauerei an der Lychener Straße besser. Dafür gibt es dort fast keine Gleichgesinnten. Die Indische Union ist bekannter für Cricket.
Uruguay und seine Geschichte als Fußballland
Uruguay ist eines der vier Gründungsmitglieder des ältesten Kontinentalverbandes CONMEBOL. Während Mitteleuropa im Krieg versank und an manchen Tagen Zehntausende Männer starben, niedergemäht wurden, gründeten vor 102 Jahren und 3 Tagen am 9. Juli 1916 die Verbände aus Paraguay, Argentinien, Brasilien und dem erwähnten Lande östlich des Flusses die CONMEBOL. Sie trugen dann in die Copa America aus. Alle anderen Kontinentalverbände, die Mitglied der FIFA sind, wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet.
Uruguay ist kein Anfänger, ist man versucht zu sagen. Doch waren sie genau am Anfang da und wurden 1930 und 1950 Fußballweltmeister. Dann gab es eine ruhigere Phase und seit 2000 sind sie wieder da. Als einer der beiden südamerikanischen Vertreter im Viertelfinale besaßen sie wirklich Chancen, hatten allerdings als Gegner den Ex-Weltmeister Frankreich.
WaruM WM-Fußball im New Montevideo?
Ein wichtiges Spiel, das nicht irgendwo geguckt werden wollte. Ein Insider gab uns den Tip mit dem New Montevideo, gleich darauf hinweisend, dass der Name nur ein Name ist. Wir besuchten es an Vortag des Uruguayspiels, haben es getestet und für gut befunden.
So ist zum Beispiel das fußballlose Speisen auch an den Spieltagen möglich. Die Großen Flachbildfernseher zeigen nach außen in den Garten. Bei Regen natürlich nach innen. Wer drinnen sitzt oder auf der weitläufigen Terrasse mit Blick auf die Fontäne, wird unbehelligt bleiben.
Außerdem ist die WM Mitte des Monats Juli vorbei.
WM-Karte im New Montevideo
Zur Wahl steht eine ganze Palette von Speisen, angefangen bei einem Gemüsespieß mit Grillkäse und Kräuterdip für 7,30 Euro über Spargelpasta für 11,90 Euro bis hin zu einer Reihe nichtvegetarischer WM-Specials für Preise zwischen 7,90 und 15,90 Euro.
Eine eigene WM-Karte hat nicht jeder, auch in der besseren Gastronomie nicht.
(In der Trattoria a’Muntagnola in der nahen Fuggerstraße zeigen sie noch nicht einmal Fußball. Pfui!)
Der Nachtisch kostet nur 4,90 Euro. Limonenparfait. Alternativ bietet man mir ein Mandelparfait an, das ich dankend ablehne. Wenn, dann wollte ich doch schon aus gegebenem Anlass das Dessert der WM-Karte probieren und ein Essen ohne Nachtisch ist kein richtiges Essen, oder?
Zudem man sich doch in so einem innen und außen edlen Ambiente befindet.
Der Service war übrigens auszeichnet. Die Bedienungen sämtlich ausnehmend höflich und beinahe verbindlich. Das vermittelt ein gutes Gefühl. Man fühlt sich wahlweise wie zuhause oder so, als ob einem der rote Teppich ausgerollt würde. Aber unauffällig. So soll es sein.
Suberbe Pfifferlingskarte
Beim Essen entscheide ich mich saisongemäß und auf Empfehlung für die Pfifferlinge. Sie sind viel mehr wert, als man allgemein denkt. Allerdings wird der Ausdruck langsam obsolet, da der Pfennig auf den Heller folgt. Der Heller überlebt in unserer Sprache außer bei Münzsammlern nur durch das Sprichwort „Wer den Heller nicht ehrt, …“
Die Pfifferlinge auf dem Teller sind eine Menge wert, nicht nur wegen des gesunden Eiweißes. Im New Montevideo werden sie in vielen Variationen dargeboten, preiswert mit Blaubeeren für Vegetarier oder entsprechend teure mit allerlei frei wählbaren Beilagen. Lecker.
Dauerhafte Vorteile im New Montevideo
Frische und gute Produkte werden verwendet, zum Beispiel Frischmilch für die Kaffeespezialitäten und ausschließlich Bio-Eier.
Man kann lange frühstücken. Von 9-15 Uhr, samstags, sonn- und feiertags bis 16 Uhr. Das ist auch ideal für Berlinbesucher oder all die, die sich am langen Wochenende mal einen Tapetenwechsel im Hotel gönnen. Von vielen Unterkünften im Hotelviertel und am Wittenbergplatz, wo das KaDeWe steht, ist der Vicky für Geübte fußläufig zu erreichen. Auch vom neuen Hotel Riu Plaza, das oberhalb der Kreuzung Lietzenburger/ Martin-Luther-Straße/ An der Urania thront (ehemals Philips).
Erstaunlich, aber wahr: Vieles wird selber hergestellt: Marmeladen und Nudeln zum Beispiel. Die Nudeln kann man sogar für zuhause kaufen.
NEWMONTEVIDEO – Geheimer Code geknackt!
Man konnte sich natürlich schon fragen, warum das New Montevideo so heißt.
Das Video-Geheimnis
Video bedeutet „Ich sehe“. Wir Deutschen betonen es gern auf der ersten Silbe. In dem Wort Montevideo wird das letzte „e“ betont. Montevideo ist die Hauptstadt Uruguays und wurde Weihnachten 1726 gegründet, im Barock, als Friedrich Wilhelm I. König in Preußen war – in Personalunion brandenburgischer Kurfürst – und unter anderem in Berlin residierte. Der erste König in Preußen, der 1705 Charlottenburg gegründet hatte, war bereits tot, Friedrich der Große trat 1740 an.
Montevideo ist auch die Primatstadt Uruguays, vorher wohnten die Ureinwohner dort und von einer „Stadt“ in unserem Sinne war nichts zu sehen, genausowenig von einem „Staat“ Uruguay. Das Wort „Arbeit“ war unbekannt, auch wenn natürlich gearbeitet wurde.
„Monte“ bedeutet in drei Sprachen „Berg“ – italienisch, spanisch, portugiesisch . Video heißt auf nur latein „ich sehe“.
„Montevideo“ ist in Holland der Name für einen künstlichen Berg mit Aussicht. Das Rotterdamer Hochhaus ist etwa 150 Meter hoch – gute Aussichten – und das zweithöchste Wohnhaus der Niederlande.
Das Haus hat eine Fahne (Ein Haus mit Fahne) – M
Das Symbol ist ein großes „M“, das als 8 mal 8 = 64 Quadratmeter große Wetterfahne auf dem Dach thront. Ähnlich wie an der Kantstraße Ecke Fasanenstraße das von der Stadtbahn aus sichtbare Riesensegel mit drei Etagen.
Im New Montevideo prangt das große „M“ auf der Speisekarte. Etwas verloren gruppieren sich die drei neuen Buchstaben N, E und W dazwischen.
Man hätte das neue Restaurant nicht Buenos Aires, VICKY oder Fontänenblick nennen dürfen. Auch Santiago de Chile, Malwinen oder Fontainebleau, nach der Stadt südlich Paris mit dem guten Wasser (fontaine belle eau), kamen nicht infrage. Montevideo musste es irgendwie schon sein. New liegt nahe, doch wäre auch ein spanisches Wort infrage gekommen.
Die Lösung
Letztlich fiel die Entscheidung dafür, weil man alle vier Jahre hier ein großes Fest feiern wollte und die ganze Welt dazu einladen. Der Lösung des Rätsels kommt man näher, wenn man die Leerstelle zwischen den Wörtern New Montevideo weglässt. NewMontevideo ist ungültig, in Großbuchstaben ergibt sich NEWMONTEVIDEO.
Nun braucht man nur noch genau hinzusehen, um eine haushohe Überraschung zu erleben. Was sage ich, eine berghohe. Video WM. Wer noch?
Das NEW MONTEVIDEO gehört zu den ganz wenigen deutschen Restaurants, die die WM (Weltmeisterschaft) im Namen führen. Weltmeisterlich. Meisterhaft!
Für mich ist das NEWMONTEVIDEO so das ultimative WM-Restaurant.
Von mir aus auch für Basket-und Volleyball.
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