Verena Güntner verschafft höchste Lesefreuden – Annotation zum Roman „Medulla“

"Medulla", ein Roman von Verena Güntner. © DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Wir alle kennen das Gefühl, wenn man noch 40 Seiten zu lesen hat und das Schicksal verflucht, weil das Buch bald enden wird. „Medulla“ von Verena Güntner ist so ein fulminanter, brettharter Roman, der mich für drei Tage von Berlin Mitte nach Berlin-Mitte (ungefähr) entführte. Drei miteinander verbundene Paare, die Frauen meist Anfang 40, die Männer etwas älter, bekommen ein Kind. Einige der Frauen wissen nicht warum, anderen ist es passiert, allein gemein ist: sie haben die falschen Männer. In drei starken Kapiteln folgen wir den kommenden (?) Eltern auf ihren Weg ins Chaos aka Familienglück. Die Frauen verweigern sich ihren knuddeligen Männern, obgleich diese das Geld heranschaffen und bisher halbwegs zu ertragen waren.

Mit geschliffenem Dolch nimmt uns Frau Güntner mit auf eine Reise durch das Mittelstandsgeschwader des Berliner Mittebezirks. Mit Witz, bösem Humor und einem Blick für die Unzulänglichkeit ungenügender Erdenwürmer sitzen wir in Arztpraxen, essen Lamm mit Lauch und wünschen den Probandinnen und Probanden ein schönes Lebens – allerdings haben wir es noch mit der dreckig öden Wirklichkeit zu tun. Ein Buch wie ein scharfer Liebeswind, wie eine milde Schrotflinte.

Wahnsinnsbuch, unbedingt besorgen!

Bewertung: fünf Punkte von fünf Punkten.

Bibliographische Angaben:

Vernea Güntner, Medulla, 240 Seiten, Sprache: Deutsch, Bindung: fester Einband mit Schutzumschlag, glänzender Relieflack und Lesebändchen, Format:
134 mm x 208 mm, Verlag: DuMont Buchverlag, Köln, 1. Auflage 16.9.2025, ISBN: 978-3-8321-8167-3, Preis: 24 EUR (Deutschland)

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