Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die außergewöhnlichste Modenschau ist für uns die am Schiffbauerdamm. Jetzt endet die Berliner Modewoche 2023, die Berlin Fashion Week (fesch’n’Wiek). Doch nicht auf der Modeweek oder fashion-Woche, sondern nur gleichzeitig findet sie statt, mitten im Theaterstück „Auf der Straße“ im Berliner Ensemble. Das Berliner Ensemble ist das Helene-Weigel-und-Bertolt-Brecht-Theater am Schiffbauerdamm nahe Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Weitere Aufführungen wird es möglicherweise geben, bloß wann? Fest steht, das Stück ist ein Kassenschlager. Tatsächlich.
Die Januarvorstellungen waren sämtlich ausverkauft.
Dabei handelte es sich um eine sogenannte „Wiederaufnahme“. Die echte Premiere ist fast fünf Sommer her. Ein Mitarbeiter im Foyer teilt die Auffassung, dass es ein gutes Stück sei und unterstrich seine Aussage mit dem Hinweis darauf, dass er im Januar 2023 mit Zuschauern von „Auf der Straße“ gesprochen habe, die das Stück bereits zum zweiten Mal ansahen.
Das Theaterstück „Auf der Straße“ ist von Karen Breece aus Dachau. Es wurde vor viereinhalb Jahren erstmals aufgeführt und mehrfach, meist vor ausverkauftem Haus, aufgeführt. Eine große Pause gab es zwei Jahre lang 2020 ab März und 2021 bis Weihnachten. Allerdings fanden die Weihnachtsvorstellungen unter erschwerten Bedingungen statt. Bestimmte Dinge auch im Stück mussten verändert werden, die Vollbelegung des Saals im Neuen Haus mit 200 Zuschauern war verboten worden und es gab keinen freien Zugang. Vielen potentiellen Zuschauern war Ende 2021 der Besuch untersagt.
Im März 2020 war das Stück Ende des Monats mehrfach programmiert worden. WHO und Dr. Merkel legten dann das Land lahm. Auch die vier Ostervorstellungen im April 2020 waren verboten worden und fielen alle ersatzlos aus.
Wann das Stück „Auf der Straße“ in naher Zukunft gespielt werden wird, steht im Programm des Theaters. Die Märzvorstellungen 2023 mussten (wohl schauspielerbedingt) leider abgesagt werden.
Aktuelle Entwicklungen 2023 – die außergewöhnlichste Modenschau fand bisher dreimal statt
Zwei Tage vor Beginn der Januarvorstellungen im Zuge der zweiten Wiederaufnahme (mindestens der 2.) erkrankte Nico Holonics, einer der beiden am Stück beteiligten hauptberuflichen Schauspieler. Anscheinend zum dritten Mal an Corona oder Covid-19, wie der Theaterleiter mündlich mitteilte. Holonics ist ja auch bekannt aus dem „kaukasischen Kreidekreis“, der „Dreigroschenoper“ und „Dreimal Leben“ (Eigenschreibweise „Drei Mal Leben“).
In einer Gedächtnismeisterleistung und mit Unter-Beweis-Stellung von hoher Flexibilität ersetzte der junge Berliner Schauspieler Christian Erdt den männlichen Darsteller an der Seite der hervorragenden Bettina Hoppe. Das Berliner Ensemble (BE) steht seit 2017 unter der Leitung von Oliver Reese, dem Nachfolger des großen Claus Peymann. Peymann, ein am 7.6.1937 geborener Bremer, war unter anderem Intendant und künstlerischer Leiter des BE seit 1999.
Der 1964 in Schloß Neuhaus geborene Reese rief, wie er es selbst schilderte, Erdt an und sagte: „Du musst das Theater retten.“ Es wäre zu spät gewesen, das Stück kurzfristig auszusetzen oder abzusetzen. Die Programme waren gedruckt, Hunderte von Karten verkauft worden. Proben fanden statt, die Regisseurin reiste an, eine Reisegruppe aus Nürnberg hatte Reisen und Unterkunft gebucht, es war plakatiert worden, die ganze Maschinerie lief und viele freuten sich schon.
Erdt sagte zu, sprang ein und auf die Bühne.
Und auf der Bühne. Erdt: Er tanzt nicht nur die Gerechtigkeit, sondern ist auch eines der männlichen Mannequins. Für die außergewöhnlichste Modenschau.