Gerhard Falkner macht den Romeo – Annotation zum Buch „Romeo oder Julia“

"Romeo oder Julia" von Gerhard Falkner
Gerhard Falkner: Romeo oder Julia. Roman. © Berlin Verlag

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Noch Letztes Jahr quälte uns Gerhard Falkner mit senilen Altmännerfantasien in seinem baufälligen Pullervergleichroman „Apollokalypse“. Sorry, aber man musste sich ernstlich Sorgen um diesen Autor machen. Das ist endlich vorbei. Er hat tatsächlich zurück in die Spur gefunden und erreicht seine alte, humoristische Klasse. Mit seinem neuen Buch „Romeo oder Julia“ gelingt ihm der Befreiungsschlag aus dem selbstgewählten Elfenbeinturmdasein des schlaffhäutigen Welterklärers zurück in die zweite Liga der ausgeschlafenen Unterhalter.

Wer sich noch an Falkners wunderbaren Problembärenroman „Bruno“ erinnern kann, wird ähnlichen Spaß an „Romeo oder Julia“ haben. Das ist mal herzlich geschwätzige Jammerprosa eines alten Dichters, der dank Goetheinstitut und Co. Sein Gnadenbrot futtern darf. Und im nächsten Satz herrlich sprachverwurstender Halbkrimi, der die Betriebsgeheimnisse der ewig schnatternden, deutschen Literatenschar aufs Korn nimmt. Natürlich schwirren, wie bei Falkner üblich, permanent betörende Frauen durchs Bild. Der Autor bekommt sie diesmal leider nicht alle! Aber die Beste schon, sonst wäre es kein Falknerroman. Spätestens jetzt findet der Leser dann auch den Bezug zu Julia. Merke: ohne Klassiker geht bei Falkner nichts, über die Literatur der Gegenwart weiss er nicht viel zu berichten, oder will nicht viel wissen, oder will uns nicht viel wissen lassen, oder findet sie einfach schlecht, so einfach geht das manchmal. Immerhin bastelt er einige Protagonisten im Stil eines Kettensägenholzschnitzers nach und lässt sie in seinem Roman räsonieren, auftauchen und abtauchen. Natürlich gibt sein alter ergo im Possenriegen die beste Figur ab. Das ist furchterregend lustig, eine Selbstdemontage von Shakespearschem Ausmaß, ein laberiger Schelmenroman, den man nicht aus der Hand gibt, bis endlich die Pointe aus dem Sack hüpft. Vier Sterne von fünf!

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Gerhard Falkner, Romeo oder Julia, Roman, 272 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Berlin Verlag, München 2017, ISBN: 3-8270-1358-3, Preise: 22,00 EUR (D), 22,70 EUR (A)

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