D ok. – Politikvergessen – träumend? „Lost in politics“-Debatte (statt „… in translation“) auf dem Filmfest Dok Leipzig

"Leipzig", gesehen in Berlin am 2.11.2017. © 2017, Foto: Andreas Hagemoser

Berlin/ Leipzig, Deutschland (Kulturexpresso). Ist ein Dokumentarfilm wichtig, nur weil er sich mit einem dringlichen oder „wichtigen“ Thema beschäftigt? Am 1.11. luden DOK Leipzig, der Verband der deutschen Filmkritik und die „Woche der Kritik“ bei freiem Eintritt zur Debatte mit Cristina Nord, Patrick Holzapfel und Jide Akinleminu ein; moderiert von Heike Melba Fendel. Raoul Pecks auf der Berlinale präsentiertes Meisterwerk „I Am Not Your Negro“ stand genauso zur Diskussion wie der aktuelle Festivalbeitrag „Project 55“.

Ist „wichtig“ wichtig?

Die Veranstalter lassen verlautbaren: „Wir wollen einen Streitraum bespielen, um über das Politische im und am Dokumentarfilm nachzudenken. Sind (Dokumentar-)Filme automatisch dringlich oder wichtig, weil sie mit wichtigen oder dringlichen Themen befasst sind? Geht das, was (Dokumentar-)Filme politisch meinen, in dem auf, was sie ästhetisch tun? Was hat es auf sich mit dem Diktum (formuliert von Jean-Luc Godard), es gälte, keine politischen Filme, sondern Filme politisch zu machen?

Eine aktuelle Debatte im Frontgebiet zwischen Formalismus und Inhaltismus, auch zwischen Strategien einer Ästhetisierung der Politik und solchen der Politisierung von Ästhetik.

Worum es gehen sollte: Drei gegenwärtige Filmbeispiele werden auf den politisch-ästhetischen Prüfstand gestellt: „I Am Not Your Negro“ (Raoul Peck, 2017; Premiere 2016 in Toronto), „Austerlitz“ (Sergei Loznitsa, 2016) und – aus dem diesjährigen Programm des Festivals – „Project 55″ (Miguel Colombo).“ Mit freundlicher Genehmigung der Edition Salzgeber und Déjà-vu-Film wurden Ausschnitte gezeigt.

Die Gäste von vor der Leinwand und hinter der Kamera

Es gab detailfreudige Einlassungen dreier Gäste aus verschiedenen Milieus des Betriebs:

– Cristina Nord, Leiterin Kulturprogramm Westeuropa (Goethe-Institut Brüssel), ehemals Filmredakteurin der Tageszeitung „Taz“
– Patrick Holzapfel, Filmkritiker und Filmemacher („Jugend ohne Film“)
– Jide Tom Akinleminu, Kameramann und Regisseur (u.a. „Portrait of a Lone Farmer“, D/DK/NGR 2013; dieser Film erhielt 2014 auf der Duisburger Filmwoche den 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm)

Das Gespräch wird moderiert von Heike Melba Fendel (Agentin, Kritikerin, Kolumnistin)

Debatte „Lost in Politics“

Wann? Zeit: Mittwoch, 1.11.2017 (Allerheiligen), 14-16 Uhr
Wo? Ort: Polnisches Institut, Markt 10, 04109 Leipzig
Veranstaltung auf deutsch. (Eintritt frei.)

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