Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Am letzten Berlinaletag 2018, am Sonntag, den 25. Februar, wurden im Premierenkino des Cinemaxx Potsdamer Platz feierlich die sechs Filme aus dem Panorama verkündet, die vom Publikum die meisten Stimmen erhalten hatten. Der 3. Platz Panorama-Publikums-Preis – Panorama Dokumente 2018 ging an „O processo“ (Brasilien / Deutschland / Niederlande) von Maria Augusta Ramos.
Erfolge für brasilianische Filme auf der Berlinale
Weitere Preise oder lobende Erwähnungen erhielt der deutschbrasilianische Film „O processo“ nicht. Allerdings konnte andere brasilianische Streifen von Nominierungen und Preisen profitieren:
Der tolle Film „Ex Pajé“ („Ex Shaman“) von Luiz Bolognesi erhielt die Lobende Erwähnung beim Glashütte-Original-Dokumentarfilmpreis. „Waldheims Walzer“ von Ruth Beckermann, ein österreichischer Film aus dem Forum, erhielt den hochdotierten Hauptpreis. Glashütte Original stiftete die 50.000 Euro.
„Ex Pajé“, einsortiert bei Panorama-Dokumente, datiert aus Brasilien 2018. Es erklingen die Sprachen Tupi und Portugiesisch. ( „Ex Pajé“, Dokumentarische Form, 81 Minuten, Farbe, Weltpremiere auf der Berlinale). Die angesehene Jury des Glashütte-Original-Dokumentarfilmpreises bestand aus Cíntia Gil, Ulrike Ottinger und Eric Schlosser.
Die TEDDY-AWARD-Jury gab „Bixa Travesty“ („Tranny Fag“, Panorama Dokumente) von Claudia Priscilla und Kiko Goifman den Preis als besten Dokumentar-/ Essayfilm; „Tinta Bruta“ („Hard Paint“) von Marcio Reolon und Filipe Matzembacher war auch für den TEDDY nominiert. Der 118-Minüter, der im Offiziellen Programm – Panorama als Weltpremiere gezeigt wurde, gewann die Auszeichnung „Bester Spielfilm“. Und zwar vor „Las Herederas“ und „Touch Me Not“! Jene beiden erhielten prominente Preise: „Las Herederas“ aus Paraguay zwei silberne Bären und „Touch Me Not“ den goldenen plus den „GWFF-Preis bester Erstlingsfilm“.
Der Panorama-Film „O processo“
Die Amtsenthebung der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff im Jahr 2016 war das Ergebnis eines Korruptionsskandals, in den unter anderem ihr damaliger Vize Michel Temer verwickelt war.
Die Berlinale schreibt über den Film „O processo“:
Regisseurin Maria Ramos folgt dem Prozess gegen Rousseff aus der Perspektive ihres Verteidigerteams. Das Justizdrama entfaltet sich langsam, und die Auftritte der unterschiedlichen Parteien werden allmählich zum Gerichtstheater. Während im Verhandlungssaal große Emotionen kalkuliert ausgespielt werden, warten auf den Korridoren die Lobbyisten und Claqueure. Und draußen vor den modernistischen Regierungsgebäuden Brasílias skandieren die Demonstrant*innen wie ein antiker Theaterchor. Nur die Hauptperson, Dilma Rousseff selbst, bleibt professionell und unnahbar.
Nach ihren preisgekrönten Dokumentarfilmen „Justiça“ und „Juízo“, in denen Ramos das brasilianische Justizsystem unter die Lupe nahm, richtet sie nun ihren analytischen Blick auf den überwiegend politisch motivierten Prozess gegen Dilma Rousseff. Beobachtend und unkommentiert zeigt sie die Strukturen der Macht, das große Spektakel und die kleinen Details, die man selten zu sehen bekommt.
Gerichtsfilme „O processo“ und „The Silence of Others“ erfolgreich
Damit wählte das Publikum im Dokumentarbereich des Panoramas zwei Filme nach oben – Gewinner ist „The Silence of Others“ von Almudena Carraceda und Robert Bahar – in denen Gerichtsprozesse im Mittelpunkt stehen. Beide Male ist Lateinamerika entscheidend beteiligt. Im Falle von „The Silence of Others“ beherbergt Argentinien das Gericht der „Guten“, das alte Francoverbrechen ahndet. So entriss das Gericht Folter und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit dem Vergessen.