Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Fokus Armenien“ heißt eine Reihe mit armenischen Filmen im Rahmen des 8. Kurdischen Filmfestivals in der deutschen Hauptstadt. Drei Filme werden gezeigt: „The Promise“ (Das Versprechen, Regie: Terry George), „One in a Million“ (Einer aus einer Million, Regie: Mahmut Wenda Koyuncu) und „The Cut“ (Der Schnitt, R.: Fatih Akin), ein Film, der auch schon einmal im Kino gezeigt wurde. Doch ausschließlich um Aktualität geht es Festivalleiter Mehmet Aktas nicht: „Es geht uns darum, Filme zu einem Thema zu zeigen, kurdische Filme. Da geht es nicht so sehr um das Veröffentlichungsjahr.“ Und eben eine Reihe mit armenischen Filmen.
Friedliches Zusammenleben unter Selbstverwaltung in Syrien
Ein armenisches Filmfest gibt es meines Wissens nicht in der größten deutschen Stadt. Armenier und Kurden vertragen sich gut – zum Beispiel in Kobani (Kobane, Ayn-al-Arab), der Stadt an der türkischen Grenze, die 2014 in die Schlagzeilen geriet.
2012 hatte man die syrische Zentralregierung von hier vertrieben und eine Selbstverwaltung errichtet. Das ging so in weiten Teilen des Bezirks Rojava (Nordsyrien). Doch 2014 breitete sich der Machtbereich des ISIL (auch ISIS, heute meist IS oder Da-esch) aus. Im Sommer wurde die Stadt Kobani von drei Seiten aus angegriffen, unter anderem mit in Mossul erbeuteten Waffen wie Panzern und gepanzerten Fahrzeugen aus US-amerikanischer Produktion. Nur aus dem Norden, wo die Gemeinde direkt an die türkische Grenze stößt, erfolgte kein Angriff.
Kobani – eine der Städte, in denen Armenier leben
Das friedliche Zusammenleben von Arabern und Türken, Kurden und Armeniern hatte ein Ende. Viele versuchten, in die Türkei zu fliehen, doch die Grenze war teilweise geschlossen. Die meisten Flüchtlinge hatten das nahe Suruc als Ziel, eine kurdische Stadt unter türkischer Flagge, in der die meisten die gleiche Sprache sprechen. Der Kampf und Widerstand einer waffentechnisch und zahlenmäßig unterlegenen Gruppe aus Einwohnern und hinzukommenden YPG-Kämpfern und YPJ-Kämpferinnen aus Nachbardörfern und -städten zog sich über Monate hin.
Nach eigenen Angaben kontrollierte ISIL schon 80% der Stadt, die immer weiter in Ruinen versank. Erdogan sprach seine vielzitierten Worte „Kobani ist dabei, zu fallen“. Obama verprach, den Kurden zu helfen. F-16-Bomber legten weitere Straßenzüge in Schutt und Asche, wenn sich dort IS-Soldaten oder Scharfschützen verschanzt hatten. Im Januar 2015 war die Siedlung wieder unter der gemeinsamen regionalen Verwaltung. Um den Preis einer fast vollständigen Zerstörung der Bausubstanz und einem hohen Blutzoll. Bis heute müssen viele Kriegsflüchtlinge in den Zeltlagern der türkisch-kurdischen Nachbarstadt ausharren.
Auch die Armenier hatten es nicht immer leicht. Immerhin haben sie, ähnlich wie Georgien, seit Jahrhunderten ihren eigenen Staat. Auch Perser und Türken haben ihren Staat. Nur die Kurden nicht. Es soll das größte Volk der Welt sein, dass über keinen eigenen Staat verfügt, obwohl ein Vertrag von 1920 diesen vorsah. Das harte armenische Schicksal im Osmanischen Reich 1915 und weiteres Armenische ist Thema der kleinen, nichtkurdischen Filmreihe.
Reihe mit armenischen Filmen „Fokus Armenien“
„The Promise“ (Das Versprechen, Regie: Terry George)
Montag, den 27. August 2018 um 20.30 Uhr (133 Minuten)
„One in a Million“ (Einer aus einer Million, Regie: Mahmut Wenda)
Dienstag, den 28. August 2018 um 16 Uhr ( 62 Minuten), OmeU (Originalfassung mit englischen Untertiteln)
„The Cut“ (Der Schnitt, R.: Fatih Akin)
Dienstag, den 28. August 2018 um 19.30 Uhr (138 Minuten)
jeweils im Kino Moviemento (moviemento.de) Kottbusser Damm in Berlin-Kreuzberg
www.kurdischesfilmfestival.de
Armenien liegt in Kurdistan. Reihe mit armenischen Filmen auf dem 8. KFF in Berlin
Kurze Filme ganz groß. Teilweise freier Eintritt zu Kurzfilmen auf dem 8. KFF in Berlin