Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der 600 Seiten umfassende Roman von Gustavo Faverón Patriau mit dem Titel „Unten leben“ ist eine voluminöse Erzählung des Bösen. Mit schwarzem und weißem Humor steigen wir hinab in die Hölle und begegnen Folterern, ihren Opfern, den Auftraggebern der Folterer, den Orten des Schreckens.
Erzählt wird in etwa die Geschichte von George Bennett Junior, dem Sohn eines sadistischen CIA-Mannes. Vati erlebte seine Lehrzeit im 2. Weltkrieg und im Koreakrieg, bis er in den späten Fünfzigern v- bis in die Siebziger – seine wahre Bestimmung als Erbauer südamerikanischer Foltergefängnisse und engagierter Folterer findet. Seine Kollegen sind fiese Nazis, gewissenlose Dreckskerle und allgemein krankes Gesindel wie beispielsweise der Henker von Lyon, Klaus Barbi.
Nebenher ist er ein feinnerviger Freund der Lyrik, oft und gern säuselt er seinen Opfern in Folterpausen Gedichte in die Ohren, irgendwie muss man seinen Job schießlich kompensieren. George Bennett Junior, sein bedauernswerter Sohn, begibt sich in Südamerika auf eine Revivalspur des Schreckens, um Vatis Sünden zu rächen, wieder gut zu machen, sein Trauma und schreckliche Schmerzen abzuschütteln.
Hieronymus Boschs Stein des Wahnsinns spielt eine entscheidende Rolle, soviel sei gesagt, obgleich es sogar so etwas wie ein Happy End gibt. Patriau ist nicht der göttliche Bolaño, kommt aber in manchen Momenten nah an den Meister heran, wenn sein Sound sich im wahrlich fantastischen Realismus kugelt, schweinigelt, kobolzt und hässlichschöne Funken sprüht. Es ist ein harter Lesebrocken voll Witz, Widersprüchen und beklemmenden Geschichten. Die Perspektive ist streng maskulin, das ist nicht unbedingt modern, passt aber zur Erzählung aus dem Innenleben menschlicher Grausamkeit und Mordlust.
Bewertung: 3,7 Punkte von 5 Punkten
Bibliographische Angaben:
Gustavo Faverón Patriau, Unten leben, Roman, 600 Seiten, Sprache: Deutsch, Übersetzer aus dem Spanischen. Manfred Gmeiner, Bindung: fester einband, Format 15 x 23 cm, Verlag: Literaturverlag Droschl, Graz/Wien 2025, ISBN: 9783990591918, 34 EUR (Österreich)
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