Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Gänzlich unerwartet traf mich die Neuübersetzung des Romans „Chéri“ von Colette Sidonie-Gabrielle, welch‘ Leseglück. Léa, eine reife Frau mit starkem Drang zum Pariser Wohlleben, verliebt sich in den wesentlich jüngeren Chéri, einen wunderhübschen Mann aus wohlhabendem Hause, mit frechen Manieren, langen Wimpern usw. Léa sträubt sich lange gegen ihre Gefühle, bis diese doch obsiegen und für ein halbdramatisches Finale dieser großartig erzählen Story um eine verbotenen Liebe führen. Genial übersetzt beweist der Roman, man stirbt nicht nur am ersten Mann.
Ich bin begeistert und rate jedem zum Neuversuch, falls in der Vergangenheit Colette als zu flach empfunden, gebt ihr eine zweite Chance.
Colette Sidonie-Gabrielle (1873–1954) verbrachte ihre Kindheit in der Bourgogne und kam als junges Mädchen nach Paris. Ihre Karriere begann sie als skandalumwitterte Künstlerin der Belle Epoque und starb als weltberühmte Grande Dame der französischen Literatur. Ihren Ruhm hat sich die Außenseiterin aus der Provinz gegen mancherlei Widerstände erschrieben. Dem turbulenten Auf und Ab des eigenen Schicksals rang sie die Klarheit ihres Stils ab und stand im Leben wie in der Literatur für den Wandel im Verhältnis der Geschlechter. Selbstbewusst machte sie tabuisierte Formen von Erotik und Sinnlichkeit zum Thema höchst populärer Romane, so auch in Chéri, ihrem Hauptwerk. 1945 wählte man sie als zweite Frau in der Geschichte in die Académie Goncourt.
Bewertung: fünf Punkte von fünf Punkten
Bibliographische Angaben:
Colette Sidonie-Gabrielle, Chéri, Roman, 264 Seiten, Übersetzer: Renate Haen und Patricia Klobusiczky, Nachwort: Dana Grigorcea, Reihe: Manesse-Bibliothek, Band 36, Bindung: fester Einband mit Schutzumschlag, Format: 9,0 x 15,0cm, Marke: Manesse, Verlag: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage 23.4.2025, ISBN: 978-3-7175-2575-2, Preise: 26 EUR (Deutschland)
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