Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). 15 Filme, 15 Staaten, über ein Dutzend Filme, die 2017 viel Staat machen. Wer kann gewinnen?
Die offizielle Jury hat auch am letzten Tag noch nicht alle Filme gesehen. Wir dürfen gespannt sein. Welche Filme kommen in Frage?
Ungarn geht mit Rollstuhlfahrern ins Rennen
Der ungarische Film „Kills on Wheels“ führt sich im Programm mit einem Photo ein, wie drei jungen Männer auf drei oder vier Rädern über die Landstraße düsen. Der Plot vielleicht etwas unmoralisch, aber erfolgversprechend. Wenn schon nicht Sex&Crime, so doch wenigstens Crime? Der Feuerwehrmann Rupaszov ist ein gedungener Mörder und – Karma, sagte das Lama – querschnittsgelähmt. Doch trotz körperlicher Einschränkung und Gefängnisaufenthalt jobbt er als „Hitman“ weiter. 105 Minuten von Schauspieler Attila Till, der auch das Drehbuch schrieb.
Wie rettet man nach dem Tod das Haus?
„Home sweet Home“ aus dem Kosovo: Stark berührend und mit Anleitungen, was zu tun ist, wenn man totgeglaubt ist und nicht wieder „lebendig“ werden darf; trotzdem aber das eigene Haus retten möchte. Chancenreich, aber es kommt noch mehr.
„You Carry me“ lief Samstag um 15.30 Uhr nur im kleinen Saal Babylon 2, ist aber ein großer Film (siehe unten).
„Peeshtite Obuvki“ – „The singing Shoes“ von Radoslav Spassov hinterließ Eindruck und beschäftigt sich mit der Stasi-Aufarbeitung in Bulgarien. Was passiert, wenn einen enge Freunde verraten? Schönheit Raya Peeva füllt zwar manchmal die Rolle nicht zu 100% aus, ist aber insgesamt mit ihrer Schauspiel- und Gesangskunst ein Pfund, mit dem Spassov wuchert. Die Jazz-Sängerin erobert weltbekannte Bühnen auch außerhalb des Landes, zum Beispiel den Friedrichstadtpalast. Manager von nah und fern reißen sich um sie. Nicht unser Top-Favorit, aber ein Film, mit dem man rechnen muss.
Eine Lotterie, zwei Deutschlandpremieren
Direkt im Anschluss im Großen Saal gezeigt wurde „Doua Lozuri“ – „Two Lottery Tickets“ von Paul Negoescu. DER Kassenschlager des Jahres 2016, mehr Besucher als „Toni Erdmann“ und mehr Kasse als jeder andere rumänische Film – und das bei einem Budget von 30.000 Euro; sehr sehr wenig. Das reichte gerade fürs Benzin, um in 9 oder 10 Städte rund um Bukarest zu fahren – nicht zu weit, das konnte man sich nicht leisten – um eine fiktive verschlafene Stadt zu zeigen, in dem ein naiver, gutgläubiger und guter Mann sich zweimal überreden lässt, ein Los zu kaufen und es dann schnell los wird.
Bis zum Abspann schreiend komisch und ohne SEEFF in Deutschland unsichtbar gewesen. Deutschland-Premiere! Sechs Punkte für jedes Los macht = Two Lottery Tickets – 12 points!
Marko Sosic repräsentiert Slowenien mit Tränen
Der slowenische Film des klugen Marko Sosic „Komedija Solz“ – „A Comedy of Tears“ regt auf oder reißt zu Urteilen hin wie – ‚Keine Sekunde Langeweile!‘ (und das in einem Kammerstück) ‚Dresen kann es nicht so gut!‘
Innovative Überblendtechniken visualisieren die (Erinnerungs-)Kraft des Geistes. Das Szenenphoto von einem alten Mann in der Badewanne, der augenscheinlich der Hilfe bedarf, sollte nicht abschrecken. Es geht um Äpfel, Akazien und Oliven. Den Frieden und alte Menschen, die herumgiften, weil …? Ja, warum.
Die Meinungen sind geteilt, doch der in Triest spielende Film ist mindestens erwähnenswert!
Afterlov – ein griechischer Film abseits der Hellas-Filmbox
Die zweite Deutschlandpremiere: der Film „AFTERLOV“, nicht Life, sondern Lov‘ von Love mit Apostroph. Die Chefin des Festivals wurde jedenfalls bei SEEFF gesichtet.
Golden Five – die goldenen Fünf
Golden Five aus der FYR Makedonien zeigt ein Filmstill im Sonnenschein unter Bäumen – ein junges Paar blickt sich verliebt an. Drei treue Freunde. Zwei heiraten, was geschah dem Dritten?
Die goldenen Fünf ist eine Dossier über Liquidationen im Sozialismus. Die kommunistischen Morde werfen fünf Jahrzehnte später Schatten auf das Eheleben von Kata und Jiji, als Alavantie, Zeuge und Forscher, in seine Heimat zurückkehrt.
Ein Film, den man ebenso wie den letzten, den um 16 Uhr im kleinen Saal 2 laufenden albanischen Film „Krom“ (Chrom) – ‚Chromium‘ auf der Rechnung haben sollte.
2016 SEEFF#1 The winner was …
Vergangenes Jahr gewann die Komödie „All the Best“ von Snjezana Tribuson. Wird es wieder ein kroatischer Film? Dagegen sprechen die Regeln des unsichtbaren Proporzes und die starke Konkurrenz.
„You Carry Me“ wurde in Gegenwart von Ivona Juka gezeigt, Drehbuchautorin und Regisseurin. Der sehr lange Film (155 Minuten) ist auch sehr gut. Drei Töchter. Dora möchte Fußballmanagerin werden.
Eine Komödie?
„All the Best“ ist ein Film, der zurecht gewonnen hatte. Vielleicht wird es 2017 wenigstens wieder eine Komödie. Das Lachen möchte einem ja heute bisweilen vergehen und die Filme hätten es wirklich verdient.
Das Südosteuropa-Filmfest mit 15 Filmen aus ebensovielen Ländern:
South East European Film Festival (SEEFF)