Kurze Filme ganz groß. Teilweise freier Eintritt zu Kurzfilmen auf dem 8. KFF in Berlin

Aziz Capkurt ("Das Milan-Protokoll") spielt in dem Kurzfilm "Birthday Parents" von Savas Boyraz mit. Unter den heiligen Hallen des Moviemento. © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2018

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). 41 Filme wurden und werden auf dem 8. Kurdischen Filmfestival in der deutschen Hauptstadt gezeigt. Drei unter dem Motto „Fokus Armenien“. Von der anderen 38 ist eine erkleckliche Zahl von Kurzfilmen dabei: 20 Stück, das sind mehr als 50% der kurdischen Filme. Diese werde nicht einzeln oder vor einem „Hauptfilm“ präsentiert, so wie früher auf der Berlinale, sondern in Blöcken. Das ist der Trend der Zeit, die Berlinale Shorts machen‘s vor. Fast alle Filme kommen im Moviemento in Kreuzberg auf die Leinwand. Die Kurzfilmblöcke in diesem Kino waren und sind für Sonntag 15 Uhr (Kurzfilmprogramm 1) und Mittwoch, den 29. August 2018 um 20 Uhr programmiert (Kurzfilmprogramm 2).

Die Programme 3 und 4 finden im Café Lori direkt am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof statt: Dienstag um 14 Uhr und Mittwoch um 13 Uhr. Es sind die einzigen Filmveranstaltungen des Festivals außerhalb der Lichtspieltheater. Ansonsten war das Café Lori auf der Südseite der Hochbahn der Ort für die Begleitveranstaltungen. Da wäre zum einen das Eröffnungsfest mit kurdischer Livemusik von Hani, Rewsan Celiker/ Hakan Gürbüz Nadia Visser und Hasan Aktas; zum anderen die Panels. Deren Themen waren „Weibliche Perspektiven im kurdischen Filmschaffen“, „Filmschaffen in Kriegenzeiten“ (sic) und Pane 3: „Digitale Distribution – die Zukunft des kurdischen Films?“

Kurdisches Festival ist gut zu Kurzfilmen

8. KFF 2018 vor dem Moviemento Kreuzberg
Anna Faroqui und Haim Peretz führten Regie bei „Lanas Geschichte“ (Kurzfilm). © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2018

Die kurdische „Filmindustrie“, um einmal das hässliche aus dem Amerikanischen eingedeutschte Unwort zu verwenden, ist unterentwickelt. So die Einschätzung eines Kurden, der im Dokumentarfilm „Vor der Sperre“ das letzte Wort hat. Geld ist überall knapp, das lernen wir schon in der Betriebswirtschaft. Ein knappes Gut. Doch auch an Filmakademien, Synchronstudios und Schauspielergewerkschaften herrscht kein Überfluss. In Duhok, dem Zentrum der Filmwirtschaft im (zeitweise autonomen) kurdischen Nordirak, gibt es keinen „Walk of Fame“. Sogar Berlin hat einen an der Potsdamer Straße vor dem Filmhaus mit dem Filmmuseum, der Prinzler-Bibliothek, der DFFB, dem Arsenal und und und.

Doch keine Synchrokultur und -infrastruktur zu haben, kommt in den besten Filmländern vor. Sogar in Nordamerika.

Wir erinnern uns: Mexiko, hat sich in jüngster Zeit zu einem starken Filmland gemausert. Oscarpreisträger Inarritu („The Revenant“/ „Der Rückkehrer“), der im übrigen wegenYilmaz Güney anfing, Filme zu drehen (!) und andere große Namen wären zu nennen, „Titanic“ wurde hier gedreht. Doch „Fack ju Göhte“ konnte man nicht synchronisieren. Man wollte ja, doch hat die Voraussetzungen nicht. Also ein Remake. „No manches Frida“ wurde der drittbeste mexikanische Film aller Zeiten. https://kulturexpresso.de/geht-lernen-goeht-lernen-goeth-lernen-fack-ju-goehte-teil-3-die-fortsetzung-der-schulkomoedie-bis-zum-abi-wers-denn-schafft/

In den USA werden alle Nase lang Remakes gemacht. Die tolle Verfilmung von „Verblendung“, „Verdammnis“ „Vergebung“ mit dem Traumteam Mikael Nykvist (verstorben) und Noomi Rapace (!) als Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander war bloß deshalb nicht gut genug, weil sie auf schwedisch war. (Originaltitel: „Män som hatar kvinnor“ u.a. 2009 ) David Fincher musste sich später mit einer Neuverfilmung herumquälen (2011). Nykvist und Rapace blieben unerreicht.

Kurzfilm als Kunstform

Wenig Geld zu haben oder ausgeben zu wollen, ist keine Sünde und kein Makel. Manche lieben darüberhinaus den Kurzfilm als Kunstform. Regisseure wie Kritiker und Zuschauer. Das KFF lud viele Filmemacher und Schauspieler ein und machte vor den Kurzfilmlern nicht halt. Der Schauspieler Aziz Capkurt (sprich: „Ah-sieh‘s! Tschap-Kurt“) ist nicht nur als Protagonist von „Vor der Sperre“ und Darsteller des türkischen Geheimdienstmannes „Murat“ in dem Lang-Spielfilm „Das Milan-Protokoll“ von Peter Ott zum Fest gekommen. Capkurt spielt auch in „Birthday parents“ (sic) mit.

Wie feiert man in Norwegen einen Kindergeburtstag, wenn man als Elternteil aus dem „wilden“ Kurdistan stammt? Man liest den Filmtitel zunächst unwillkürlich als ‚Birthday presents‘. Geburtstagsgeschenke übergeben die Geburtstagseltern natürlich auch.

Aber auch die Regisseure und Regisseurinnen von „Lanas Geschichte“ und „Sevince“ scheuten keine Mühe, um die Zuschauer mit ihrer Anwesenheit in einer Fragestunde zu beglücken.

Am Mittwochabend wird der Regisseur von gleich sechs Kurzfilmen für Fragen zur Verfügung stehen: „Birthday Parents“, „Invisible Landscapes“, „Meanwhile“, „Evin‘s Story“, „The State“ und „The Encounter“ (Regie: Savas Boyraz).
Einer davon ist Teil eines Triptychons („Evin‘s Story“) für mehrere Bildschirme (multiscreen).

Programm von Kurzfilmen auf dem Kurdischen Filmfestival

Süheyla Schwenk („Sevince“). © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2018

Kurzfilmprogramm 1 Moviemento, Sonntag, 26.8., 15 Uhr

„Lanas Geschichte“, OmdtU
„Alan“, OmeU
„Sevince“, OmdtU
„A Country Without A Sea“, OmeU

Kurzfilmprogramm 2 Moviemento, Mittwoch, 29.8., 20 Uhr, Eintritt 8,50 Euro (7,50/ 5,-)

mit 7 Kurzfilmen

„Birthday Parents“, OmeU
„Invisible Landscapes“, OmeU
„Meanwhile“, OmeU
„Evin‘s Story“, OmeU
„The State“, OmeU
„The Encounter“, OmeU

„Mikel“, OmeU

Kurzfilmprogramm 3 Dienstag, 28.8.2018, 14 Uhr, Café Lori (Eintritt frei)

5 Filme

„Anonyma“, OmeU
„Senses“, OmeU
„Krigsduvor“, OmeU
„There Was A Country“, OmeU
„Kine-em-(a) Kurdî“

Kurzfilmprogramm 4 Mittwoch, 29.8.2018, 13 Uhr, Café Lori (Eintritt frei)

4 Filme (vier):

„Houses with small windows“, Originalfassung mit englischen Untertiteln (= OmeU), Regie: Bülent Öztürk
„Shadow“, OmeU, Regie: Bülent Öztürk
„Pace“, OmeU
„5 Minutes Silence“, OmeU

Anschriften:
Café Lori: Skalitzer Ecke Wiener Straße an der spitzen Ecke (Sekunden von der U-Bahn)

Anfahrt: Achtung: Bei Anfahrt aus Richtung Hallesches Tor/ Uhlandstraße kann man am Görlitzer Bahnhof nicht aussteigen. Wer mit der U-Bahnlinie 8 von Süden kommt, kann bis Moritzplatz fahren und in die Buslinie 29 umsteigen.
Andernfalls ist man gezwungen, bis Schlesisches Tor zu fahren und einen Bahnhof wieder zurück. Am Schlesischen Tor sind dabei aufgrund des geteilten Bahnsteigs zweimal Treppen zu bewältigen. Wer schlecht zu Fuß ist, fährt besser gleich bis zur Endstation und wechselt dort am Bahnhof Warschauer Straße bequem am selben Bahnsteig die Richtung. Wer Zeit hat, kann sogar im selben Zug sitzenbleiben.

Kino Moviemento: Kottbusser Damm Ecke Boppstraße in Kreuzberg

Armenien liegt in Kurdistan. Reihe mit armenischen Filmen auf dem 8. KFF in Berlin

8. Kurdisches Filmfestival im Moviemento endet mit sechs Filmen von Savas Boyraz, darunter „Birthday Parents“ und „Invisible Landscapes“

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